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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0555
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61. Kirchenordnung

Ordnung getreulich und eiferig nachkommen, davon
im geringsten nit weichen, Vil weniger selbs dagegen
Enderung oder New- |A 4r| erung einführen oder ge-
statten, von andern eingeführt zu werden.
Wir befehlen auch allen andern unsern Burgern, Un-
derthanen und Angehörigen, Das sie unsere Kir-
chendiener in verrichtung solches ihres Ampts nach
anleitung und außweißung dieser Kirchen Ordnung
ungeirret13 und ungehindert laßen, Und vermahnen
sie trewhertzig und wollen, Dieweil hierinn nichts
gesetzet oder geordnet, dann was Gottes heiligem
Wort gemäß und zu gemeiner Auffbawung der Kir-
chen und Beßerung des Nächsten dienen mag, Das
auch sie solcher Göttlichen Lehre, Ceremonien und
Ordnungen, so vil deren jeden betreffen mag, Gotts-
förchtig nachkommen Und in hörung Göttlichen
Worts, in gebrauch der heiligen Sacramenten und
einem erbaren, Gott wolgefelligen Wandel und Le-
ben als rechte Christen und Gotteskinder sich erzei-
gen und beweißen.
Wir wollen auch hiemit allen Anderen, welche, ob
sie schon unser Iurisdiction nit unterworfen, jedoch
diese Statt bewohnen, besuchen oder derselben sich

gebrauchen14, ernstlich verbotten haben, Weder
heimlich noch offentlich wider diese unsere Kirchen
Ordnung etwas fürzunemen noch die Unsern davon
in einigen weg ab- |A 4v| wendig zumachen. Dann
wie wir es nit billichen köndten, wann unsere Un-
derthanen in frembder Herrschaft sich ungebüren-
den Gewalts anmasseten und die Leute zubeun-
rüwigen unterstünden, Also werden wir auch in
unserer Oberkeit solches in keinen weg gestatten
noch zugeben.
Wann wir nun in disem allem Euch allen nichts un-
zimlichs, sondern allein dasjenige befehlen und auff-
tragen, so an ihme selbs recht und Christlich und ein
jeder Gewissens halb gegen Gott zuthun schuldig
ist, So wollen wir uns gäntzlich versehen15, Ihr wer-
det sampt und sonders diesem unserm Bevelch und
Vermahnung getrewlich und mit eusserstem Ver-
mögen und Eifer nachkommen Und daran Gott,
dem Herren aller Herren, und uns, ewer zeitlichen
Oberkeit, gebürende Gehorsam leisten. Das wird der
Allmächtig mit seinem tausentreichen Segen völlig-
lich vergelten. Und sind wir dasselb auch nach ge-
legenheit zuerkennen wolgeneigt. Decretum Zins-
tags16, den 14. Martii, Anno MDXCVIII. |1|

Kirchen Ordnung,
Wie es mit der Lehre Göttliches Worts und den Ceremonien, Auch andern dazu notwendigen Sachen,
In der Kirchen zu Straßburg biß hieher gehalten worden Und fürohin mit verleihung
Göttlicher gnade gehalten werden soll

αEin rechte, wol angestellete Kirchenordnung soll
fürnemlich nachvolgende drey stuck in sich begreif-
fen:
βAls zum ersten das Fundament und den Grund der
reinen, warhafften Lehre, welche man dem volck
einhellig fürtragen und ob derselben mit allem fleiß
und ernst halten solle. γDann gleich wie kein Baw
bestehen kan, der keinen guten und satten grundt
hat, Also kan es vil weniger in einer Kirchen wol
α Kirchenordnung soll drei stuck haben.
β 1. Den Grund reiner Lehre.
γ Matth. 7,27.
δ 2. Die Ceremonien.

zugehen, in deren nit so wol die Zuhörer als die Kir-
chendiener etwas beständiges und gewisses haben,
welches da seie die reine, heilsame Lehr, die da ein-
mütig und gleichförmig von allen Lehrern und
Predigern geführt, und was für irrige, widerwertige
Opiniones, als der gesunden Lehr ungemeß und ent-
gegen, sollen außgesetzet und verworffen werden.
δZum Andern gehören auch zu einer Christlichen |2|
Kirchen Ordnung die eusserliche Ceremonien, wel-
13 Ungestört.
14 Umgang haben mit, s. FWb 6, Sp. 262.
15 Sich versehen = erwarten, vgl. Grimm, DWb 25,
Sp.1237.
16 Dienstag.

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