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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0558
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Straßburg

gewiß25 (als die vorhergehende Bücher, nemlich die
vier Evangelia Matthaei, Marci, Lucae unnd Johan-
nis, der Apostelgeschicht, die dreizehen Episteln
S. Pauli, die zwo S. Petri und die drei S. |7| Johannis)
für Schrifften und Bücher der Apostel könden ge-
halten werden26, Ob es sonst wol gute und nutzliche
Bücher und Schrifften seind, welche, σwie S. Hiero-
nymus von den Apocryphis des Alten Testaments
saget, wol mögen in der Kirchen gelesen werden,
Aber allein ad aedificationem plebis, non ad auto-
ritatem Ecclesiasticorum dogmatum confirman-
dam27, das ist, zu auffbawung der Gemeine und nit
streitige Glaubensarticul damit zubekrefftigen.
τEs wird auch in der Straßburgischen Kirchen be-
halten die Dolmetschung oder verteutschung vorge-
nantes Doct. Martini Lutheri, welche so getrew und
rein, auch mit wolredenheit dermassen gezieret ist
und dem Hebreischen Original im Alten wie gleichs-
falls dem Griechischen im Newen Testament so nahe
zukommet, das der mehrertheil hochgelehrter und
vieler Sprachen wol erfahrner Leute bekennen
müßen, das solche allen andern Dolmetschungen
und Versionibus, in was Sprachen dieselbige auch
außgangen, weit fürzuziehen seie. Jedoch sollen ge-
trewe Lehrer unnd Prediger darumb nit unterlassen,
wann sie sich zu den Predigten rüsten und vorberei-
ten, auch sonsten Gottes heiliges wort lesen und be-
trachten, die vor angedeutete Original texte mit
fleiß zubedencken und zuerwegen.
υDemnach aber nach den heiligen Aposteln zu je-
derzeit die fürnembste Kirchenlehrer in Sachen, un-
sere Christliche Religion belangendt, auch geschrie-
ben haben und derselben Schrifften nit wenig biß
auff diese unsere zeit erhalten worden, Wiewol sie
σ Prolog. in libros Salom.
τ Dolmetschung der Bibel durch Lutherum.
υ II. Schrifften und Bücher der Alten Kirchenlehrer.
e B (1601), D (1605): wie.
25 Vgl. dazu die Vorrede zum Hebräerbrief in Luther,
WA Bibel 7, S. 345: Bisher haben wir die rechten gewissen
Heubtbücher des newen Testaments gehabt. Diese vier nach-
folgende [bücher] aber haben vor ander zeyten ein ander an-
sehen.

nun mit iren Schrifften der Kirchen ihres fleißes zu-
dienen Christlich gesinnet gewesen, Auch allerlei
Irrthumbe, so sich wider die rechte Prophetische
und Apostolische Lehre einreissen wolten, ires be-
sten vermögens durch Gottes gnad begegnet und ge-
weret |8| und der rechten, warhafftigen Lehre gute
kundtschafft und zeugnuß geben, Derenhalben auch
ihre Schrifften ehrlich gehalten und zur gelegenheit
fleißig gelesen werden sollen, Jedoch sollen diesel-
bige Schrifften der Vütter nit gleicher Authoritet
und ansehens mit der heil. Bibel geachtet, sondern
allein sovil davon gehalten werden, sovil sie mit
kundschafft der Propheten und Apostel Schrifften
erweisen und darbringen mögen,
Wie dann der heilige Lehrer Augustinus selbst
von sich schreibet, Epist. 19 ad Hieronymum: Ego
solis eis Scripturarum libris, qui iam Canonici ap-
pellantur, didici hunc timorem honoremque deferre,
ut nullum eorum autorem in scribendo aliquid er-
rasse firmissime credam etc. Alios autem ita lego,
ut, quantalibet sanctitate doctrinaque praepolleant,
non ideo verum putem, quia ipsi sic senserunt, sed
quia mihi vel per illos autores Canonicos vel pro-
babiles rationes, quod a vero non abhorreant, per-
suadere potuerunt28. Das ist: Ich hab allein den
jenigen Büchern der heiligen Schrifft, welche jetzt
Canonici genennet werden, solche forcht und Ehr
zuerzeigen gelernet, das Ich festiglich glaube, das
kein Schreiber der selben im Schreiben etwas geirret
habe etc. Die Andere aber liese Ich also, das, wie
heilig und gelehrt sie auch sind, Ich es doch nit dar-
umb für wahr halte, weile Sie derselben meinung ge-
wesen, sondern weil Sie mich dessen entweder durch
dieselbe Canonicos autores oder durch glaubwürdige
beweißung, das sie der warheit ähnlich lehren, be-
reden könden. Und in einem andern ort, lib. XI con-
26 Vgl. dazu den „Catalogus librorum Novi Testamenti“
in Luthers „Praefatio in Novum Testamentum“ in
Luther, WA Bibel 5, S. 479 und 6, S. 12.
27 Siehe Biblia Sacra iuxta Vulgatam versionem, S. 957
(Prologus Hieronymi in libris Salomonis); Z. 20f.
28 CIC D 9, c. 5 (= CIC, ed. Friedberg 1, Sp. 17): In scrip-
turis canonicis mendacia non admittuntur. Idem ad Iero-
nimum, epist. VIII. [XIX.].

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