61. Kirchenordnung
XI. Von der Begräbnuß und den Leichpredigten
κEs bringet zwar denen, so in unserm Herrn Jesu
Christo auß diesem zeitlichen Leben verscheiden
sind, unser Dienst auff Erden keinen Nutz, Dann
dieweil Christus sagt: Ich bin die Aufferstehung und
das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob
er gleich stürbe. Und wer da lebt und glaubt an
mich, der wirdt nimmermehr sterben578 etc., So sind
wir gnugsam vergewisset, das, welcher in dem Glau-
ben und Vertrawen auff unsern einigen Herrn und
Heiland Christum von dieser Welt abscheidet, der
hab allbereit579 ohn alles unsers Wündschen, Be-
gierd, Fürbitte, Hilfe und Zuthun die Ruh des ewi-
gen seligen Lebens und werde mit freuden besitzen
die Herrligkeit des Himmelreichs, Auch am jüng-
sten Tage durch unsern Herrn Christus leiblich (der
Leib vergehe gleich in der Erden, im Wasser, im
Lufft oder Fewr, wie er wölle) von den Todten auff-
erwecket werden.
λDarumb sollen wir unsere Verscheidene und Ab-
gestorbene mit solchen Diensten, so uns, die noch
im Leben sind, zu nutz erschiessen580 mögen, ehrlich
und gebürlich581 zur Erden bestätigen582, Damit wir
die Liebe, so wir gegen ihnen in ihrem Leben gehabt,
für menniglich beweisen, Auch unsern Glauben, den
wir in Christo haben zur Aufferstehung von den
Todten, hiemit bekennen und die Hoffnung, die wir
zu des Verscheidenen ewigem Heil und Seligkeit tra-
gen, bezeugen. Hiemit soll sich menniglich vor allen
denen Aberglaubischen und Heidnischen Diensten,
so nit uns selbst, |271| sondern allein den Abgestor-
benen für nutzlich erdacht sind, hüten.
κ Unsere Dienste nutzen den Abgestorbenen nichts, Joh.
11,25.
λ Wie die Abgestorbene zubestatten.
μ Innhalt der Leichpredigten.
ν Zeugnuß, so dem Verstorbenen gegeben wird.
578 Joh 11,25-26.
579 Bereits, s. FWb 1, Sp. 754.
580 Zu nutz erschiessen = nützen.
581 Angemessen, geziemend, s. FWb 6, Sp. 326-328.
582 Bestatten, s. FWb 3, Sp. 1989 (s.v. bestettigen).
Es werden aber bei uns die abgestorbene Leichnam
zwar ohne Leuten und Gesang uber die Gassen und
unter Weges biß zu der Begräbnuß, Aber doch mit
Christlicher Zucht und Bescheidenheit zu dem Ort
der Begräbnuß, deren Drei ausser der Statt
sind583, begleitet. Wenn man denn daselbst hin-
kompt, Wirdt erstlich gesungen: Mitten wir im Le-
ben sind584 oder: Mit frid und freud580 oder: Wann
mein stündlin vorhanden ist586.
μDarauff geschicht eine Predigt von dem Tod
und unserer Aufferstehung und dergleichen Argu-
menten, so sich zu Unterricht und Trost deren, so in
Bekümmernuß sind, schicken.
νAm ende der Predigt wird die Verstorbene Per-
son, da es mit warheit geschehen kan, wegen ihres
Gottseligen Wandels und Christlichen Abscheids
auß diesem Leben andern zu einem guten Exempel
und Anreitzen gerhümet. Doch solle dieses Rhümen
und Loben billich also gemäßiget werden, das der
Sache nit zu viel geschehe Und mehr Gunst der ver-
laßenen Freundschaft587, wie auch Miet588 und Gab,
dann die Auffbawung und Besserung der Zuhörer
gesucht werde.
Endlich wird die Predigt mit dem Gebett, so zu
Ende dieses Capitels folget, und mit dem Gesang:
Nun laßt uns den Leib etc.589, auch dem gewohnli-
chen Segen, beschlossen.
Es sollen auch zu zeiten die Leute in den Predig-
ten vermahnet werden, sich gerne bei solcher Ver-
samlung und Begräbnuß finden zulassen, Damit ein
jeder von seiner eignen Schwacheit und sterblichem
Ende und Trost des ewigen Lebens erinnert werden
möge. |272|
583 Vgl. dazu Nr. 7 in diesem Band.
584 Wackernagel 3, Nr. 12, S. 10f.; AWA 4, Nr. 3,
S. 160f.
585 Wackernagel 3, Nr. 25, S. 17; AWA 4, Nr. 21,
S. 229-231.
586 Wackernagel 3, Nr. 1414, S. 1211.
587 Hinterlassenen Verwandtschaft.
588 Geschenke (zur Bestechung).
589 Wackernagel 3, Nr. 396, S. 332f.; AWA 4, Nr. 40,
S. 309f.
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XI. Von der Begräbnuß und den Leichpredigten
κEs bringet zwar denen, so in unserm Herrn Jesu
Christo auß diesem zeitlichen Leben verscheiden
sind, unser Dienst auff Erden keinen Nutz, Dann
dieweil Christus sagt: Ich bin die Aufferstehung und
das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob
er gleich stürbe. Und wer da lebt und glaubt an
mich, der wirdt nimmermehr sterben578 etc., So sind
wir gnugsam vergewisset, das, welcher in dem Glau-
ben und Vertrawen auff unsern einigen Herrn und
Heiland Christum von dieser Welt abscheidet, der
hab allbereit579 ohn alles unsers Wündschen, Be-
gierd, Fürbitte, Hilfe und Zuthun die Ruh des ewi-
gen seligen Lebens und werde mit freuden besitzen
die Herrligkeit des Himmelreichs, Auch am jüng-
sten Tage durch unsern Herrn Christus leiblich (der
Leib vergehe gleich in der Erden, im Wasser, im
Lufft oder Fewr, wie er wölle) von den Todten auff-
erwecket werden.
λDarumb sollen wir unsere Verscheidene und Ab-
gestorbene mit solchen Diensten, so uns, die noch
im Leben sind, zu nutz erschiessen580 mögen, ehrlich
und gebürlich581 zur Erden bestätigen582, Damit wir
die Liebe, so wir gegen ihnen in ihrem Leben gehabt,
für menniglich beweisen, Auch unsern Glauben, den
wir in Christo haben zur Aufferstehung von den
Todten, hiemit bekennen und die Hoffnung, die wir
zu des Verscheidenen ewigem Heil und Seligkeit tra-
gen, bezeugen. Hiemit soll sich menniglich vor allen
denen Aberglaubischen und Heidnischen Diensten,
so nit uns selbst, |271| sondern allein den Abgestor-
benen für nutzlich erdacht sind, hüten.
κ Unsere Dienste nutzen den Abgestorbenen nichts, Joh.
11,25.
λ Wie die Abgestorbene zubestatten.
μ Innhalt der Leichpredigten.
ν Zeugnuß, so dem Verstorbenen gegeben wird.
578 Joh 11,25-26.
579 Bereits, s. FWb 1, Sp. 754.
580 Zu nutz erschiessen = nützen.
581 Angemessen, geziemend, s. FWb 6, Sp. 326-328.
582 Bestatten, s. FWb 3, Sp. 1989 (s.v. bestettigen).
Es werden aber bei uns die abgestorbene Leichnam
zwar ohne Leuten und Gesang uber die Gassen und
unter Weges biß zu der Begräbnuß, Aber doch mit
Christlicher Zucht und Bescheidenheit zu dem Ort
der Begräbnuß, deren Drei ausser der Statt
sind583, begleitet. Wenn man denn daselbst hin-
kompt, Wirdt erstlich gesungen: Mitten wir im Le-
ben sind584 oder: Mit frid und freud580 oder: Wann
mein stündlin vorhanden ist586.
μDarauff geschicht eine Predigt von dem Tod
und unserer Aufferstehung und dergleichen Argu-
menten, so sich zu Unterricht und Trost deren, so in
Bekümmernuß sind, schicken.
νAm ende der Predigt wird die Verstorbene Per-
son, da es mit warheit geschehen kan, wegen ihres
Gottseligen Wandels und Christlichen Abscheids
auß diesem Leben andern zu einem guten Exempel
und Anreitzen gerhümet. Doch solle dieses Rhümen
und Loben billich also gemäßiget werden, das der
Sache nit zu viel geschehe Und mehr Gunst der ver-
laßenen Freundschaft587, wie auch Miet588 und Gab,
dann die Auffbawung und Besserung der Zuhörer
gesucht werde.
Endlich wird die Predigt mit dem Gebett, so zu
Ende dieses Capitels folget, und mit dem Gesang:
Nun laßt uns den Leib etc.589, auch dem gewohnli-
chen Segen, beschlossen.
Es sollen auch zu zeiten die Leute in den Predig-
ten vermahnet werden, sich gerne bei solcher Ver-
samlung und Begräbnuß finden zulassen, Damit ein
jeder von seiner eignen Schwacheit und sterblichem
Ende und Trost des ewigen Lebens erinnert werden
möge. |272|
583 Vgl. dazu Nr. 7 in diesem Band.
584 Wackernagel 3, Nr. 12, S. 10f.; AWA 4, Nr. 3,
S. 160f.
585 Wackernagel 3, Nr. 25, S. 17; AWA 4, Nr. 21,
S. 229-231.
586 Wackernagel 3, Nr. 1414, S. 1211.
587 Hinterlassenen Verwandtschaft.
588 Geschenke (zur Bestechung).
589 Wackernagel 3, Nr. 396, S. 332f.; AWA 4, Nr. 40,
S. 309f.
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