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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0707
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61. Kirchenordnung

techismo befürdern, Ob auch die Jugend sich willig
und gern unterweisen laße, Oder deßhalben entwe-
der an dem Pfarrer oder den Eltern oder der Jugend
selbst und an welchen der Mangel und Fähle seie.
Zum vierten Von dem gemeinen Burgerlichen
Leben und Wandel, Ob auch bei den Zuhörern in
gemein, jungen und Alten, auch ware Früchte der
Buß und Gehorsam gegen dem heil. Wort Gottes ge-
spuret und befunden werde Oder aber, Ob in der-
selben Gemeine offentliche ärgerliche Sünde und
Laster wider die heilige Gebott Gottes im schwang
gehn, Als in der ersten Tafel Bäpstische Abgötterei,
Widertäufferei und andere |358| Rotten und Secten,
Zauberei, Segensprechen, Hilfe und Bericht suchen
bei Teuffels beschwörern und den genanten War-
sagern, Fluchen, Schwören und Entheiligung des Sa-
baths, In der andern Tafel Widersetzlicher Unge-
horsam der Kinder gegen die Eltern, Uneinigkeit
zwischen Eheleuten, Hadern und Zanck zwischen
Nachbarn, Leichtfertige uppigkeit in Kleidung,
Uberflüssiges Fressen und Sauffen, auch unzuchti-
ges Tantzen bei Hochzeiten oder sonst an andern
Orthen und zeiten, deßgleichen Hurerei und Ehe-
bruch, Beschwärung des Nächsten in Kaufen und
Verkaufen, unbilliches Verleumbden und Afterreden
von dem Nächsten, Und anders dergleichen, das bil-
lich in einer Christlichen Gemein nit soll geduldet
und gelitten werden.
Zum fünften, Ob auch die Kirchenpfleger und
Sigristen in verrichtung des Catechismi, deßgleichen
auch der Schultheiß, Kirchenpfleger und Gerichts-
leute in der Kirchenzucht und Fürstellung ärger-
licher Personen dem Pfarrer die Hande bieten, Wie
sich auch in solchen und andern Stucken der Schul-
meister, so einer an dem selben Orth ist, verhalte,
Auch, waferr745 von den dreien Kirchenpflegern ei-
ner abgeht, wem dann ein jeder seine Stimm zum
Kirchenpfleger ampt geben wolle.
Und wirdt entlich diesen fünf Puncten ange-
hengt, Da auch sonsten ihro einer oder mehr etwas
fürzubringen hetten, das sie vermeinten zu solchem
Werck der Kirchen Visitation dienlich sein, Sollen
sie dasselbe vermelden und anzeigen.
745 Falls.
746 Zu wenig tief.

Darauf heist man sie zum dritten alle abtretten biß
auf den Pfarrer. Der wird dann von den vier letste-
ren Stucken insonderheit verhöret, Dann von dem
ersten, weil es ihne selber angeht, kan er ime selbst
kein Zeugnuß |359| geben. Doch wirdt er gefragt, wie
viel er Predigten in jeder Wochen halte, Was er für
Texte oder Bücher heil. Schrift zuerklären fürhabe,
Ob er auch die Kinder, welche er tauffet, Die Ehen,
welche er einsegnet, Deßgleichen die Communican-
ten in ihre besondere Register fleißig aufzeichne.
Welche Register dann auch der visitirende Kirchen-
diener bei ihme in seiner Bibliotheca besichtigen
und zugleich von seinen privatis Studiis mit ihme
conferirn mag, Auf das also hiedurch auch die Kir-
chendiener auf dem Land zu mehrem Fleiß in ihrem
Studieren gereitzet werden.
Es soll auch der Pfarrer ferner gefragt werden,
Ob er zu gewisser und bestimbter zeit die Ehord-
nung in der Kirchen verlese, Ob auch die Arme in
dem Flecken oder Dorf gebürlicher weise versorget
werden, Wie sich auch seine Mitbrüder und Colle-
gae im selbigen Ampt, Deßgleichen auch der Schult-
heiß, die Kirchenpfleger und Gerichtsleute in ihrem
Leben und Wandel verhalten, Was es auch für ein
gelegenheit habe mit dem Kirchengebäw und Pfarr-
hauß, Ob dieselbige in bäwlichen Ehren erhalten
werden oder etwas nothwendig zuverbessern seie,
Ob der Kirchhof und die Begräbnuß reinlich und
sauber gehalten und die Gräber der gebür nach ge-
macht werden, das sie nit zu seucht746 seien, Und
was dergleichen sein mag.
Nach dem Pfarrer wird gleichfals auch der
Schultheiß auf alle fünf Hauptpuncten, deren ihm
dann ein jeder insonderheit widerumb erholet747
wird, befraget, Nach dem Schultheißen die drei Kir-
chenpfleger, Nach den Kirchenpflegern die Ge-
richtsleute, Eintweder alle auf einmal, Da ihro so
gar viel nit sind und durch |360| vorgehende Perso-
nen nichts besonders fürgebracht worden, Oder aber
werden in zwo oder mehr Partheien abgetheilet
Oder auch, so etwas fast wichtiges fürfiele, da man
bessern Bericht aller Umbstände bedörfte, derselben
ein jeder in sonderheit. Nach allen aber wird auch
747 Wiederholt, s. Grimm, DWb 3, Sp. 853.

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