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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0724
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Straßburg

sindt unnütze knechte undt [haben] allererst gethan,
was wir zuthun schuldig gewesen9. Du hast auch
nicht lust zum opffer, undt brandtopffer gefallen dir
nicht, dann du wilt nicht ochsenfleisch eßen oder
bocksblut trincken10. Derhalben so wollen wir
danckopferen undt dem höchsten seine gelübde be-
zalen11 mit einem zerbrochenen und zerschlagenen
hertzen, dann die opffer, die Gott gefallen, sind ein
geengsteter geist; ein geengstes und zerschlagen
hertz wirstu, Gott, nicht verachten12.
Wir bitten dich aber auch ferner, lieber himmlischer
vatter, durch deinen geliebten sohn, unsern hei-
landt, auf dieses heütige christliche jubelfest deiner
lieben kirchen hie auf erden, du wöllest in diesen
betrüebten undt gefehrlichen zeiten ob dem liecht
des heiligen evangelii gnediglich halten13 undt durch
deinen heiligen Geist unsere hertzen zue wahrer
buße erweckhen, damit wir deinem wort gehorchen,
für allen sünden undt ergernußen unß hüeten undt
auf beßerung des lebens mit ernst gedenckhen. Weh-
re undt steüre dem teüffel, türckhen undt bapst wie

auch anderen rotten und secten, daß sie solches
liecht, wie sie vorhaben, nicht außlöschen. Herr,
mache zunicht der heiden rath undt wende die ge-
danckhen der völcker, daß dein rath ewiglich pleibe
und deines hertzen gedanckhen für und für14. Gib
deine gnad undt heiligen Geist allen denen, so allein
darumb verfolget werden, daß sie sich des bapsts
abgötterei und falschen gottesdiensts nicht wollen
theilhafftig machen, daß sie keine gefahr noch noth
zue solcher abgötterei sich trengen lassen, sondern
vielmehr in deiner erkantnus bestendig pleiben undt
in derselben je mehr und mehr wachsen undt zue-
nemmen15. Du weißest ja, getrewer vatter, daß sie
unß nicht umb unserer sünde willen, sondern umb
deines nahmens und reichs willen verfolgen. Dar-
umb wache auf, lieber herr, und heilige deinen nah-
men, den sie schänden, undt sterckhe dein reich, daß
sie in unß zerstören, undt schaffe deinen willen, den
sie in unß dempffen16, so wollen wir für diese undt
alle deine wolthaten dich, unsern einigen Gott undt
trost, loben und dir danckhen, hie zeitlich undt dort
ewiglich.

[2.] Ein ander gebett für die jugendt in der kinderlehr

Allmechtiger, barmhertziger Gott, lieber himlischer
vatter, der du dir auß dem mundt der jungen kinder
und säuglingen eine macht oder lob zugerichtet
hast17, daß sie deinem einigen allerliebsten sohn, un-
serm vielgeliebten bruder und Emmanuel18, das frö-
liche Hosianna, dem sohn David zu lob undt ehren,
geruffen undt gesprochen19. Wir loben, rhümen undt
preisen dich, welche du in deiner heiligen tauff zu
kindern und erben des ewigen lebens auf- undt an-
genommen hast20, daß wir umb diese gnaden- undt
freüdenreiche zeyt an21 diese welt sind gebohren
worden, da wir mit der gantzen heiligen christlichen
9 Lk 17,10.
10 Vgl. Jes 1,11.
11 Ps 50,14.
12 Ps 51,19.
13 Obhalten = achtgeben, s. DRW 10, Sp. 198.
14 Ps 33,10-11.
15 Vgl. Kol 1,9-11; 2Petr 3,18.
16 Anlehnung an die ersten drei Bitten des Vater unser (Mt
6,9-10).

kirchen dir, unserm einigen Gott undt vatter im
himmel, von hertzen khönnen danckhen für die un-
ausprechliche gnad undt wolthaten, daß wir durch
deinen getrewen diener undt hocherleüchten man
Gottes, D. Martinum Lutherum, seeligen gedächt-
nuß, auß der dicken finsternuß und abgötterei des
bapstumbs erlöset, zue dem hellen liecht des heiligen
evangelii sindt gebracht worden, darinnen wir noch
täglich auß unserm christlichen catechismo von dei-
nem vätterlichen willen undt wolgefallen, wie wir
sollen vor dir gerecht undt ewig seelig werden, unß
unterweisen undt lehren laßen.

17 Vgl. Ps 8,3; Mt 21,16.
18 Vgl. Jes 7,14 und Mt 1,23.
19 Vgl. Mk 11,9-10par.
20 Vgl. Röm 8,17.
21 Zur Verwendung von an im Sinne von „in [...] hinein“ s.
FWb 1, Sp. 977f. (s.v. an 4).

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