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BUA 1,3
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3. „Wenn sie anfangen erwachsen zu werden“ (ergänze: die, die wir als
unverschämt bezeichnet haben), „töten alle nach einer gemeinsamen
Abstimmung die Schlechteren, damit sie den Schwarm nicht trennen
und keine Aufstände anstacheln.“
[1] Sofort nämlich, wenn solche angefangen haben, die Hörner der Freiheit 5
aufzurichten, müssen sie von jenen, die älter und in den Tugenden
fortgeschrittener sind, zurückgedrängt, eingezwängt und aus allen ihren
Ämtern entfernt werden, damit ihnen keinerlei Gelegenheit zu Übeltaten
gegeben wird. Gegen solche ruft Hesekiel aus: „Tu weg den Kopfbund und
nimm ab die Krone!“ Was also? Gehen wir etwa auf die Ungebildeten los? 10
Nennen wir etwa die Adeligen verabscheuungswürdig oder die Mächtigen?
Nicht im Geringsten! Vielmehr sind solche sozusagen, wenn sie als den
übereinstimmenden Sitten dienlich gutgeheißen werden, gemäß dem
Apostel doppelter Ehre würdig.
[2] Aber ach! Am meisten „bläht Wissen“ nun ohne die Liebe auf, der Adel 15
des Fleisches entartet meistens bei den Sitten, beinahe alle verschwenden
die Macht in schändlicher Weise. Paulus bereiste einst die Welt und hat -
im Gesetz höchst gelehrt - durch die Torheit „der Predigt die Gläubigen
gesund gemacht“; Petrus hat mit einem ausgelegten Netz und einem
verlassenen Kahn das Römische Reich unterworfen, und nun glauben unsere 20
Priester der höchsten Würde, dass die Kirche, die mit dem Blut der kräftigen
Märtyrer gegründet wurde, mit dem edlen, aber milden Blut von kleinen
Kindern gefestigt werden kann? Das sei fern. Jener, der vom Mutterleib an
geheiligt war, Jeremias, wurde vom Herrn gerufen, um den Völkern
vorzustehen und rief daraufhin aus: „Ach Herr Gott, ich tauge nicht zu 25
predigen, denn ich bin zu jung.“ Und kein Wunder, dass Joseph, als er in der
Gestalt Christi und aller Vorsteher den Brüdern Hirten schwor, sagte: „Ihr
sollt mein Gesicht nicht sehen“, wenn ihr nicht euren jüngsten Bruder mit
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3. „Wenn sie anfangen erwachsen zu werden“ (ergänze: die, die wir als
unverschämt bezeichnet haben), „töten alle nach einer gemeinsamen
Abstimmung die Schlechteren, damit sie den Schwarm nicht trennen
und keine Aufstände anstacheln.“
[1] Sofort nämlich, wenn solche angefangen haben, die Hörner der Freiheit 5
aufzurichten, müssen sie von jenen, die älter und in den Tugenden
fortgeschrittener sind, zurückgedrängt, eingezwängt und aus allen ihren
Ämtern entfernt werden, damit ihnen keinerlei Gelegenheit zu Übeltaten
gegeben wird. Gegen solche ruft Hesekiel aus: „Tu weg den Kopfbund und
nimm ab die Krone!“ Was also? Gehen wir etwa auf die Ungebildeten los? 10
Nennen wir etwa die Adeligen verabscheuungswürdig oder die Mächtigen?
Nicht im Geringsten! Vielmehr sind solche sozusagen, wenn sie als den
übereinstimmenden Sitten dienlich gutgeheißen werden, gemäß dem
Apostel doppelter Ehre würdig.
[2] Aber ach! Am meisten „bläht Wissen“ nun ohne die Liebe auf, der Adel 15
des Fleisches entartet meistens bei den Sitten, beinahe alle verschwenden
die Macht in schändlicher Weise. Paulus bereiste einst die Welt und hat -
im Gesetz höchst gelehrt - durch die Torheit „der Predigt die Gläubigen
gesund gemacht“; Petrus hat mit einem ausgelegten Netz und einem
verlassenen Kahn das Römische Reich unterworfen, und nun glauben unsere 20
Priester der höchsten Würde, dass die Kirche, die mit dem Blut der kräftigen
Märtyrer gegründet wurde, mit dem edlen, aber milden Blut von kleinen
Kindern gefestigt werden kann? Das sei fern. Jener, der vom Mutterleib an
geheiligt war, Jeremias, wurde vom Herrn gerufen, um den Völkern
vorzustehen und rief daraufhin aus: „Ach Herr Gott, ich tauge nicht zu 25
predigen, denn ich bin zu jung.“ Und kein Wunder, dass Joseph, als er in der
Gestalt Christi und aller Vorsteher den Brüdern Hirten schwor, sagte: „Ihr
sollt mein Gesicht nicht sehen“, wenn ihr nicht euren jüngsten Bruder mit