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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0118
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BUA 1,15

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15. „Während der restlichen Zeit, wenn das Bienenvolk bei der Arbeit
ist, umkreist er selbst die Arbeitsbienen und ist als einziger von der
Arbeit freigestellt.“
[1] Paulus ergänzte freilich die Dinge, die ihm und denjenigen, die mit ihm
waren, fehlten, durch Arbeit mit eigenen Händen. Dies tat er nicht aus 5
Notwendigkeit, sondern aus Güte. Es hätte nämlich seine Arbeit genügt, die
er beim Studium der Predigt und durch die Sorgfalt „gegenüber allen
Kirchen“ verrichtete. Gemäß dem weisesten Augustinus1 ist nämlich nicht
„für müßig“ zu halten, „wer nach dem Wort Gottes strebt“. Und so auch
nicht jener, der sich durch Sorgfalt auszeichnet. 10
Jenen aber, die Untergebene sein müssen, obliegt aus der Gefahr der Muße
die körperliche Arbeit, wie bei der Arbeit der Hände; die Arbeit des Herzens
aber wie etwa singen oder lesen, oder aber beides, zu festgelegten Zeiten.
Um jedoch darauf schärfer zu dringen, muss mit Sorgfalt seitens der
Vorsteher Ermutigung gebraucht werden und wann immer Gelegenheit ist, 15
muss die Hand des Körpers angewendet werden, damit sie den
Untergebenen nicht schwere und unerträgliche Lasten aufzubürden
scheinen. „Sie selber aber wollen keinen Finger dafür krümmen“. Daher
liest man, dass jener zeitgenössische Dichter in der Rolle König Alexanders
sagt:2 „Wenn ich irgendwann einem Tapferen sage: gehe, und zwar als 20
Erster, und zwar in Waffen, sichtbar voran, dann verdiene ich es endlich,
folgsame Kriegsgefährten zu haben“.

1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | ^Walter von Chätillon (geb. um 1130), einer der
bedeutendsten lateinischen Dichter des 12. Jahrhunderts, Studium in Paris, Reims und Bologna,
Kanoniker in Reims. Seit 1176 Notar des Reimser Erzbischofs Wilhelm von der Champagne;
ihm widmete Walter sein Hauptwerk Alexandreis, ein Epos über das Leben Alexanders des
Großen. S. hierzu ROMBACH, Art. ,, Walter“.
 
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