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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0234
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BUA 11,1

229

[5] Zu einer gewissen Zeit hatte er in einer benachbarten Region eine Rast eingelegt
und erleuchtete durch seine Predigt und Wunder Dörfer und Städte. Sobald aber die
Stadt Bologna hörte, dass er sich näherte, lief ihm eine Menge edler und
bedeutender Bürger sowie eine zahllose Menge einfachen Volkes entgegen. Weil sie
nicht wussten, wie sie ihm etwas von größerer Ehre darbieten könnten, trugen sie 5
unter freudigen Ausrufen des Lobes ein Seidentuch auf vier Stangen als Baldachin
über dem heiligen Mann. Und es war nicht möglich, sich der Tat zu widersetzen
oder diejenigen, die dies taten, an ihrem Tim zu hindern, weil es einer
Menschenmenge in solchen Dingen häufig an Vernunft mangelt. Dies sah der
Teufel, beneidete ihn und stachelte einen Frevler an, der die Angelegenheit Papst 10
Gregor7 sehr schnell verriet, wobei er hinzufiigte, dass sich Bruder Johannes wie ein
Papst aufführe, der er doch mit einem weißen Pferd auftrete und über sich ein
Seidentuch tragen lasse. Bald glaubte der Papst diesen Worten viel mehr als es
angemessen war und trug den Kardinälen und Prälaten, die damals in der Nähe
waren, auf, in der Kurie zusammenzukommen. Als sie anwesend waren, berichtete 15
der Papst, was er gehört hatte und bemühte sich darum, gegen den besagten Bruder
Johannes eine Exkommunikation auszusprechen. Damals war der heilige Bischof
von Modena8 anwesend, der vor allen anderen zum Papst sagte: „Es gehört sich
nicht, heiliger Vater, gegen einen solchen Mann eilig ein Urteil zu fällen, wenn nicht
zuvor die Dinge, die berichtet wurden, recht sorgfältig untersucht und bewiesen 20
worden sind.“ Diesem antwortete der Papst: „Was gesagt worden ist, steht für mich
ausreichend fest, und ich werde mich von niemandem vom Fällen eines Urteils
abhalten lassen.“ Dies sah der besagte Bischof von Modena und bat vor allen, dass
ihm das Evangelium gezeigt werde. Nachdem er drei Finger über den Text gelegt
hatte, sagte er: „Ich schwöre bei diesen heiligen Worten, dass ich mit eigenen Augen 25
sah, dass sobald jener Bruder Johannes, von dem hier die Rede ist, in die Apsis
hinaufgestiegen war, um zum Volk zu predigen, ein Engel des Herrn vom Himmel
herabstieg und der Stirn des Predigers ein goldenes Kreuz anheftete. Und ich füge
hinzu, dass ich dies keinem Menschen offenbart hätte, wenn sich dieses Ereignis
nicht, sage ich, umso notwendiger gezeigt hätte, um die Scham vor dem Herrn Papst 30
und der Heiligen Römischen Kurie zu vermeiden und die Unschuld eines heiligen
Mannes zu schützen.“ Auf diese Worte hin war also der in Tränen ausgebrochene
Papst milde gestimmt und er bestätigte durch nach Bologna ausgesandte Boten, dass
der Bericht grundfalsch war.
7Gregor IX. (Hugo von Segni, ca. 1170-1241), Papst seit 1227. S. für weitere Informationen
Thom. Cantimpr. BUA 1,9,7. | ^Offenbar Wilhelm von Sabina (um 1180-1251), Bischof von
Modena seit 1222, Vizekanzler der römischen Kirche 1219-1220, päpstlicher Legat im Baltikum,
seit 1244 Kardinalbischof von Sabina. S. hierzu LÜCKERATH, Art. ,, Wilhelm von Modena".
 
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