Metadaten

Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0366
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5
10
15
20
25
30

BUA 11,10

361

sich herausstellte, mit folgendem Tod bestraft: Er stürzte nämlich aus einer
beträchtlichen Höhe und starb, weil er sich das Genick gebrochen hatte. Und
siehe noch Wundersameres und Schwerwiegenderes als du gehört hast. An
jenem Tag, an dem er starb, war ihm sein plötzlicher Tod aus der
Offenbarung einer gewissen hochheiligen Frau durch einen gewissen 5
Minderbruder vorausgesagt worden; er aber verachtete den ihm
Offenbarenden, und sagte, wobei er in eine Beleidigung ausbrach: „,Du bist
kein Prophet und auch nicht der Sohn eines Propheten1. Ich aber habe
freilich dafür gesorgt, dass euer Orden und der Orden der Prediger den
Bischöfen unterworfen wird, und ich füge auch dies hinzu, dass ihr den 10
Füßen der geringsten Priester unterworfen werdet.“ Während er dies sagte,
sah er die ihm vorhergesagten Zeichen, aber er bemerkte sie nicht. Ihn
„machte nämlich der Hochmut blind“, den er nicht sah.
Und dies waren die Zeichen: Dass ihn selbst am Morgen desselben Tages
unmäßiger Zorn beherrschte. Dass er auf dem Weg zum Altar nicht 15
besänftigt werden konnte. Dass er, als er sich anschickte, seine Hände zu
waschen, den bischöflichen Ring verlor. All dies wurde von strahlendem
Licht erhellt. Als nämlich der Herr Papst eine gewisse Kirche der
Minderbrüder weihen sollte, schlug der genannte Kardinalbischof an das
Tor der Minderbrüder und wurde nicht schnell genug eingelassen; da brach 20
ein solcher Zorn aus ihm hervor, dass er auf keine Weise besänftigt werden
konnte, um die erste Messe zu feiern, auch nicht, nachdem er die Beichte
abgelegt hatte, und dennoch ging er zu den furchterregenden Sakramenten
über. Danach jedoch hatte er, als er in seine Herberge zurückgekehrt war,
seine Hände waschen wollen und einem dabei Stehenden den bischöflichen 25
Ring zum Halten hingestreckt; nach der Waschung jedoch fand er bald den,
der den Ring hatte, nicht. Verwundert sagte er sogleich: „Ich habe das
Bischofsamt verloren.“ Während alle schwiegen und sich wunderten, stieg
er nach oben und der Greis ging entgegen seiner Gewohnheit allein,
geschwächt von Gebrechlichkeit, zu seinen Zimmern, als das Geländer 30
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften