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BUA 11,15
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15. Es gibt zuweilen Streit unter den Bienen „um die Blumen, die
zusammengebracht werden müssen“, aber „durch das Hineinwerfen
von Staub oder Rauch wird er gänzlich zerschlagen.“
[1] In der Gattung der Blumen gibt es verschieden Arten, die eine besondere
Substanz von wachsartiger Pracht hervorbringen, die dem Licht Nahrung 5
gibt, wodurch das Haus unserer irdischen Wohnung in der nächtlichen
Dunkelheit äußerst angenehm geschmückt zu werden pflegt. In der Heiligen
Schrift aber ist es üblich, dass mit dem Namen der Blumen die Hoffnung
auf Früchte ausgedrückt und die Würde der Tugend bezeichnet wird. Diese
Tugenden, wenngleich sie in der Art verschieden sind, streben dennoch 10
wegen der Frucht des Lebens zu einer Heimat und zu einem Ende hin.
Daher sagt der heilige Augustinus1 im „Buch der Bekenntnisse“2 über sich
selbst: Mir missfiel, was auch immer ich in der Zeit „vor der Anmut Gottes
und dem Anstand seines Hauses getan habe, das ich wertschätzte.“ Und
jenes: „Ich wollte, dass er mir, der ich über meine inneren Nöte nachdenke, 15
offenbarte, was die geeignete Art zu leben sei, um auf dem Weg Gottes zu
gehen, auf dem der eine so, der andere so ging.“
Auf verschiedenen, nicht aber gegensätzlichen Wegen werden nämlich alle
Heiligen zu einer Heimat hingelenkt. Auf dem Weg der Tugend der
Gerechtigkeit wurde Noah erlöst, auf dem Weg der Treue Abraham und 20
dem der Furcht Isaak, auf dem der Nachkommenschaft Jakob, dem der
Unschuld Joseph, dem der Mäßigung Moses, dem des Gehorsams Josua,
dem der Milde Samuel, dem der Demut David, dem des Eifers Elias, dem
des Gebets und der Tränen Hiskias, dem jeglicher Vollkommenheit Josias,
1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | 2Confessiones, eines der Hauptwerke des hl.
Augustinus, verfasst zwischen 397 und 401. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA
1,17,3.
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15. Es gibt zuweilen Streit unter den Bienen „um die Blumen, die
zusammengebracht werden müssen“, aber „durch das Hineinwerfen
von Staub oder Rauch wird er gänzlich zerschlagen.“
[1] In der Gattung der Blumen gibt es verschieden Arten, die eine besondere
Substanz von wachsartiger Pracht hervorbringen, die dem Licht Nahrung 5
gibt, wodurch das Haus unserer irdischen Wohnung in der nächtlichen
Dunkelheit äußerst angenehm geschmückt zu werden pflegt. In der Heiligen
Schrift aber ist es üblich, dass mit dem Namen der Blumen die Hoffnung
auf Früchte ausgedrückt und die Würde der Tugend bezeichnet wird. Diese
Tugenden, wenngleich sie in der Art verschieden sind, streben dennoch 10
wegen der Frucht des Lebens zu einer Heimat und zu einem Ende hin.
Daher sagt der heilige Augustinus1 im „Buch der Bekenntnisse“2 über sich
selbst: Mir missfiel, was auch immer ich in der Zeit „vor der Anmut Gottes
und dem Anstand seines Hauses getan habe, das ich wertschätzte.“ Und
jenes: „Ich wollte, dass er mir, der ich über meine inneren Nöte nachdenke, 15
offenbarte, was die geeignete Art zu leben sei, um auf dem Weg Gottes zu
gehen, auf dem der eine so, der andere so ging.“
Auf verschiedenen, nicht aber gegensätzlichen Wegen werden nämlich alle
Heiligen zu einer Heimat hingelenkt. Auf dem Weg der Tugend der
Gerechtigkeit wurde Noah erlöst, auf dem Weg der Treue Abraham und 20
dem der Furcht Isaak, auf dem der Nachkommenschaft Jakob, dem der
Unschuld Joseph, dem der Mäßigung Moses, dem des Gehorsams Josua,
dem der Milde Samuel, dem der Demut David, dem des Eifers Elias, dem
des Gebets und der Tränen Hiskias, dem jeglicher Vollkommenheit Josias,
1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | 2Confessiones, eines der Hauptwerke des hl.
Augustinus, verfasst zwischen 397 und 401. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA
1,17,3.