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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0434
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BUA 11,18

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18. „Es gibt auch einfache Bienen, die furchtbar anzusehen und viel
zorniger, aber vortrefflich bei ihrer Anstrengung und ihrer Arbeit
sind.“ Jene stechen irgendwann einmal so stark mit ihrem
hineingetriebenen Stachel zu, dass ihre Eingeweide folgen und sie
daraufhin auf der Stelle sterben. 5
[1] Als einfache Biene, die furchtbar anzusehen ist, verstehe ich gewisse
klösterlich Lebende, die in äußerer Übung des Ordenslebens oberflächlich
umherwandeln und mit keinerlei inneren Lieblichkeit des Geistes benetzt
sind. Diese wurden in der Apostelgeschichte trefflich durch jene bezeichnet,
die versichern, dass sie den Heiligen Geist nicht kennen und dass sie 10
dennoch bei der Taufe des Johannes getauft worden seien; dieser war mit
strenger Enthaltsamkeit versehen und erstarrte mit einem ledernen Gürtel
und einem Gewand aus struppigen Kamelhaaren. Bei der Strenge der Sitten
leisten solche, die - wie wir bereits gesagt haben - außerhalb umherziehen,
mit großer Anstrengung eines aktiven Lebens ihre Arbeit und sie sind 15
deswegen zorniger. Martha nämlich war „um den regelmäßigen Dienst“
besorgt und wurde deshalb „von ziemlich Vielem“ beunruhigt. Auch wenn
solche so stark mit einem hineingetriebenen Stachel stechen, dass der Hass
der ranzigen Eingeweide folgt, oder sie den schwachen und noch nicht
vollkommenen Brüdern eine andere Gelegenheit geben, von ihnen selbst mit 20
Hass bedacht zu werden, sündigen solche aber auf höchst tödliche Weise;
und es bleibt gleichsam eine unversöhnliche Sünde, bis sie mit den Brüdern
versöhnt werden und sie es sich nach der Besserung der Sitten ermöglichen,
dass sie selbst in Frieden leben und es erlauben, dass andere mit ihnen in
Frieden leben. 25
 
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