5
10
15
20
25
BUA 11,22
459
[3] Als dem Diogenes „nachts ein Dieb vom Kopf die Brieftasche mit
Geldstücken wegzunehmen versuchte, merkte es jener und sagte: ,Nimm
sie, Unglücklicher, damit du uns beide schlafen lässt/“
[4] „Lasse dich also belehren, dass veränderlich ist, was der Zufall gegeben
hat, und dass es mit größerem Schritt flieht als es kommt; und man geht 5
nicht in den Etappen, mit denen man zum Höchsten gelangt ist, zurück,
sondern oft ist überhaupt nichts zwischen dem größten Glück und dem
letzten.“
Und daher hat es sich ereignet, dass ich aus dem Bericht eines
Minderbruders Folgendes erfahren habe: Am Haupttor einer 10
Kathedralkirche in Frankreich ragt von oben ein von einem Stein
gemeißeltes Bild eines Wucherers gleichsam mit einem Säckchen Geld gut
sichtbar hervor. Als aber ein gewisser sehr angesehener und reicher
Wucherer der Stadt die Kirche eines Tages durch die Tür betreten musste,
fiel das besagte Bild des Wucherers von oben auf das Haupt dessen, der 15
gerade einzutreten versuchte, und zerschmetterte ihn, und plötzlich
erschlagen starb er auf schändliche Weise.
[5] Ich habe selbst im Gebiet Brabants einen sehr nichtsnutzigen Wucherer
gesehen, der viele Adelige und Mächtige enterbt sowie Arme über die Maße
ausgeplündert hatte. Als dieser häufig Religiösen begegnete, bat er unter 20
Tränen, sie mögen für ihn beten, aber er änderte tief in sich nichts. Als ich
ihn deshalb häufiger beschuldigt und dennoch keinen Erfolg dabei gehabt
hatte, geschah es, dass er von plötzlicher Schwäche erfasst wurde und dem
Tode nah war. Und siehe, plötzlich erschienen aus der Dunkelheit zwei
ungeheuer große Hunde und gingen in Kreisen um die Ruhestätte des 25
Liegenden herum. Er selbst aber starb, als seine Zunge fast zu seinen Füßen
herausgezogen war, auf entsetzliche Weise.
10
15
20
25
BUA 11,22
459
[3] Als dem Diogenes „nachts ein Dieb vom Kopf die Brieftasche mit
Geldstücken wegzunehmen versuchte, merkte es jener und sagte: ,Nimm
sie, Unglücklicher, damit du uns beide schlafen lässt/“
[4] „Lasse dich also belehren, dass veränderlich ist, was der Zufall gegeben
hat, und dass es mit größerem Schritt flieht als es kommt; und man geht 5
nicht in den Etappen, mit denen man zum Höchsten gelangt ist, zurück,
sondern oft ist überhaupt nichts zwischen dem größten Glück und dem
letzten.“
Und daher hat es sich ereignet, dass ich aus dem Bericht eines
Minderbruders Folgendes erfahren habe: Am Haupttor einer 10
Kathedralkirche in Frankreich ragt von oben ein von einem Stein
gemeißeltes Bild eines Wucherers gleichsam mit einem Säckchen Geld gut
sichtbar hervor. Als aber ein gewisser sehr angesehener und reicher
Wucherer der Stadt die Kirche eines Tages durch die Tür betreten musste,
fiel das besagte Bild des Wucherers von oben auf das Haupt dessen, der 15
gerade einzutreten versuchte, und zerschmetterte ihn, und plötzlich
erschlagen starb er auf schändliche Weise.
[5] Ich habe selbst im Gebiet Brabants einen sehr nichtsnutzigen Wucherer
gesehen, der viele Adelige und Mächtige enterbt sowie Arme über die Maße
ausgeplündert hatte. Als dieser häufig Religiösen begegnete, bat er unter 20
Tränen, sie mögen für ihn beten, aber er änderte tief in sich nichts. Als ich
ihn deshalb häufiger beschuldigt und dennoch keinen Erfolg dabei gehabt
hatte, geschah es, dass er von plötzlicher Schwäche erfasst wurde und dem
Tode nah war. Und siehe, plötzlich erschienen aus der Dunkelheit zwei
ungeheuer große Hunde und gingen in Kreisen um die Ruhestätte des 25
Liegenden herum. Er selbst aber starb, als seine Zunge fast zu seinen Füßen
herausgezogen war, auf entsetzliche Weise.