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des Heils umso mehr offenbarte und der Zündstoff zur Sünde durch seinen
Tod beim Sündigenden verringert wurde. Aber unsere Jungfrau bewahrt um
unseretwillen mit ihrem mütterlichen Recht und ihrem schützenden
Vertrauen jenes Hom der einzigartigen Macht, um in ihrer Großherzigkeit
selbst einen jeden gottlosen Sünder geduldig zu erwarten und nicht, wie 5
einst, bald die frevlerischen Verbrecher zu erschlagen.
[34] Aber was versuche ich, blühendste Jungfrau, fromme Mutter und
Herrin, was versuche ich, deine Tugenden zu ehren? Wenn alle Glieder
meines Körpers und alle Tropfen meines lebendigen Blutes in Sprache
verwandelt würden, würden mir dennoch eher die Worte für dein Lob fehlen 10
als die Beispiele. Daher lasst uns in Bezug auf die, die an Würde ihrer
Jungfräulichkeit unter den Menschen am berühmtesten ist, gemäß der
Textreihenfolge Folgendes betrachten.
Alle Bienen besitzen „die Unversehrtheit eines jungfräulichen Körpers.“ Ich
werde also jenes sagen, auch wenn es von vielen mit recht viel Hass gehört 15
wird.
[35] Bis jetzt war es die Meinung vieler, dass wenn bei Frauen das Siegel
der Keuschheit durch vollzogene Reue und bereits ausgeführte Buße
unversehrt bleibt, sie für unverdorben erklärt und gehalten werden müssen,
auch wenn sie sonst verdorben wurden, den Heiligenschein der 20
Jungfräulichkeit zu erlangen. Das schrieb und sagte auch jener
unvergleichliche Magister der Wissenschaft Albert, Bruder des
Predigerordens,52 dass nämlich eine Frau auf keinerlei Weise als Jungfrau
angesehen werden darf, die der Strom des Begehrens mit betäubtem
Vemunftsinn im fleischlichen Genuss besudelt hat, sogar wenn das Siegel 25
ihrer Keuschheit intakt, unverdorben und unversehrt erhalten blieb. Anders
gäbe es beim männlichen Geschlecht, dem jenes Siegel fehlt, keineswegs
eine Würde der Jungfräulichkeit, was zu behaupten jedenfalls gottlos und
^Albertus Magnus OP (um 1200-1280), Philosoph und Gelehrter. Für weitere Informationen s.
Thom. Cantimpr. BUA 1,20,10. Das referenzierte Werk jedoch wurde bis ins 17. Jahrhundert
fälschlicherweise Albertus Magnus zugeschrieben (was seine Aufnahme in die Gesamtausgabe
von Albertus ’ Opera erklärt), tatsächlich jedoch wohl von dem Kanoniker Richard von Saint-
Laurent (gest. um 1250) verfasst. S. hierzu neuerdings BROWN, Mary and theArt, S. xxxii-xxxvi.
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des Heils umso mehr offenbarte und der Zündstoff zur Sünde durch seinen
Tod beim Sündigenden verringert wurde. Aber unsere Jungfrau bewahrt um
unseretwillen mit ihrem mütterlichen Recht und ihrem schützenden
Vertrauen jenes Hom der einzigartigen Macht, um in ihrer Großherzigkeit
selbst einen jeden gottlosen Sünder geduldig zu erwarten und nicht, wie 5
einst, bald die frevlerischen Verbrecher zu erschlagen.
[34] Aber was versuche ich, blühendste Jungfrau, fromme Mutter und
Herrin, was versuche ich, deine Tugenden zu ehren? Wenn alle Glieder
meines Körpers und alle Tropfen meines lebendigen Blutes in Sprache
verwandelt würden, würden mir dennoch eher die Worte für dein Lob fehlen 10
als die Beispiele. Daher lasst uns in Bezug auf die, die an Würde ihrer
Jungfräulichkeit unter den Menschen am berühmtesten ist, gemäß der
Textreihenfolge Folgendes betrachten.
Alle Bienen besitzen „die Unversehrtheit eines jungfräulichen Körpers.“ Ich
werde also jenes sagen, auch wenn es von vielen mit recht viel Hass gehört 15
wird.
[35] Bis jetzt war es die Meinung vieler, dass wenn bei Frauen das Siegel
der Keuschheit durch vollzogene Reue und bereits ausgeführte Buße
unversehrt bleibt, sie für unverdorben erklärt und gehalten werden müssen,
auch wenn sie sonst verdorben wurden, den Heiligenschein der 20
Jungfräulichkeit zu erlangen. Das schrieb und sagte auch jener
unvergleichliche Magister der Wissenschaft Albert, Bruder des
Predigerordens,52 dass nämlich eine Frau auf keinerlei Weise als Jungfrau
angesehen werden darf, die der Strom des Begehrens mit betäubtem
Vemunftsinn im fleischlichen Genuss besudelt hat, sogar wenn das Siegel 25
ihrer Keuschheit intakt, unverdorben und unversehrt erhalten blieb. Anders
gäbe es beim männlichen Geschlecht, dem jenes Siegel fehlt, keineswegs
eine Würde der Jungfräulichkeit, was zu behaupten jedenfalls gottlos und
^Albertus Magnus OP (um 1200-1280), Philosoph und Gelehrter. Für weitere Informationen s.
Thom. Cantimpr. BUA 1,20,10. Das referenzierte Werk jedoch wurde bis ins 17. Jahrhundert
fälschlicherweise Albertus Magnus zugeschrieben (was seine Aufnahme in die Gesamtausgabe
von Albertus ’ Opera erklärt), tatsächlich jedoch wohl von dem Kanoniker Richard von Saint-
Laurent (gest. um 1250) verfasst. S. hierzu neuerdings BROWN, Mary and theArt, S. xxxii-xxxvi.