5
10
15
20
25
BUA 11,30
631
Kreuzes, mit der Gott der Vater seinen Sohn gezüchtigt hat, beschmutzen,
wollen wir mit Abraham vertreiben. Daher sagt Jesaja: „Nehmt das Übel
eurer Gedanken aus meinen Augen. Verkehrte Gedanken trennen nämlich
von Gott; wird aber die Tugend - das heißt: des Kreuzes - herausgefordert,
so bestraft er die Narren“, besonders die Dämonen, die uns bei diesen 5
schlechten Gedanken quälen.
[25] Das wird im „Buch über die Natur der Dinge“14 auf sehr deutliche
Weise dargelegt, in dem es nämlich heißt: Der Peredixion „ist ein Baum“ in
Persien und sein Name wird mit „Doppelhelfer“15 übersetzt. In ihm rasten
gerne Tauben, die vor fliegenden Schlangen flüchten, bald wegen des 10
Schutzes, bald wegen seiner Frucht, an der sie sich außerordentlich erfreuen.
Kein Wunder: Nicht allein nämlich sein Geruch, sondern auch sein Schatten
quält Schlangen, so dass sie es ablehnen, ihn zu berühren. Was aber
bedeutet der Baum, wenn nicht das Kreuz Christi? Was bedeutet das
Hilfreiche, wenn nicht „seine Mutter, die neben dem Kreuz stand“? Und 15
was bedeuten die Schlangen, wenn nicht Dämonen, die die Tauben, also die
heiligen Seelen, heftig verfolgen? Nicht nur vor seinem Duft der Tugend,
den Christus in der Frucht vereint, sondern auch vor seinem Schatten, das
heißt: dem Zeichen des Kreuzes, fliehen sie und schrecken sie zurück, weil
Augustinus16 zufolge der Feind dort nicht schaden kann, wo auch immer 20
„das Kreuz Christi als Zeichen mit dem Glauben vorangeht“. Über diesen
Baum singt die heilige Kirche in einem Lobgesang voll Freude Folgendes:
„Treues Kreuz, du einzig edler unter allen Bäumen, kein Wald bringt einen
solchen hervor, an Blüten, an Laub, an Sprossen.“ Dessen Frucht nennt die
Braut im Hohelied süß für ihren Gaumen. 25
uDie Naturenzyklopädie Liber de natura rerum des Thomas von Cantimpre, entstanden ca.
1230-1255. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA prolog. | ^Übersetzung im
Sinne von „rings um das Hilfreiche“. S. hierzu sowie zur Geschichte des mythischen Baumes,
der bereits im Physiologus beschrieben wurde: GlPPERT, Physiologiis, S. 170-172. | l6///.
Augustinus (354-430), s. Anm. 2.
10
15
20
25
BUA 11,30
631
Kreuzes, mit der Gott der Vater seinen Sohn gezüchtigt hat, beschmutzen,
wollen wir mit Abraham vertreiben. Daher sagt Jesaja: „Nehmt das Übel
eurer Gedanken aus meinen Augen. Verkehrte Gedanken trennen nämlich
von Gott; wird aber die Tugend - das heißt: des Kreuzes - herausgefordert,
so bestraft er die Narren“, besonders die Dämonen, die uns bei diesen 5
schlechten Gedanken quälen.
[25] Das wird im „Buch über die Natur der Dinge“14 auf sehr deutliche
Weise dargelegt, in dem es nämlich heißt: Der Peredixion „ist ein Baum“ in
Persien und sein Name wird mit „Doppelhelfer“15 übersetzt. In ihm rasten
gerne Tauben, die vor fliegenden Schlangen flüchten, bald wegen des 10
Schutzes, bald wegen seiner Frucht, an der sie sich außerordentlich erfreuen.
Kein Wunder: Nicht allein nämlich sein Geruch, sondern auch sein Schatten
quält Schlangen, so dass sie es ablehnen, ihn zu berühren. Was aber
bedeutet der Baum, wenn nicht das Kreuz Christi? Was bedeutet das
Hilfreiche, wenn nicht „seine Mutter, die neben dem Kreuz stand“? Und 15
was bedeuten die Schlangen, wenn nicht Dämonen, die die Tauben, also die
heiligen Seelen, heftig verfolgen? Nicht nur vor seinem Duft der Tugend,
den Christus in der Frucht vereint, sondern auch vor seinem Schatten, das
heißt: dem Zeichen des Kreuzes, fliehen sie und schrecken sie zurück, weil
Augustinus16 zufolge der Feind dort nicht schaden kann, wo auch immer 20
„das Kreuz Christi als Zeichen mit dem Glauben vorangeht“. Über diesen
Baum singt die heilige Kirche in einem Lobgesang voll Freude Folgendes:
„Treues Kreuz, du einzig edler unter allen Bäumen, kein Wald bringt einen
solchen hervor, an Blüten, an Laub, an Sprossen.“ Dessen Frucht nennt die
Braut im Hohelied süß für ihren Gaumen. 25
uDie Naturenzyklopädie Liber de natura rerum des Thomas von Cantimpre, entstanden ca.
1230-1255. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA prolog. | ^Übersetzung im
Sinne von „rings um das Hilfreiche“. S. hierzu sowie zur Geschichte des mythischen Baumes,
der bereits im Physiologus beschrieben wurde: GlPPERT, Physiologiis, S. 170-172. | l6///.
Augustinus (354-430), s. Anm. 2.