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BUA 11,30
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Augen und Ohren von den Dingen abwenden, die er hinter sich gelassen
hat.“ „Nichts nämlich entbrennt leichter wieder als die Liebe.“ „Wohin auch
immer die Leidenschaft sich wendet, sie wird irgendetwas finden, das ihre
Inanspruchnahme wert ist.“ „Umherschweifende und unnütze und solche
Gedanken, die gleichsam dem Schlaf ähnlich sind, wirst du nicht zulassen.“ 5
„Das Denken sei standhaft und sicher, sei es, dass es abwägt, sei es, dass es
fragt, sei es, dass es bedenkt - es soll die Wahrheit nicht aufgeben.“ „Wenn
du maßvoll bist, befolge durch einzelne Empfindungen die Bewegungen
deiner Seele und deines Körpers, damit sie nicht unschicklich sind. Schätze
sie nicht deswegen gering, weil sie verborgen sind. Denn es macht keinen 10
Unterschied, wenn niemand sie sieht, solange du selbst jene siehst.“ Wenn
das Auge etwas begehrt, wende es ab. Wenn die Ohren an etwas hängen
bleiben, fliehe. Wenn die Zunge vor Verlangen brennt, halte sie zurück.
Wenn die Berührung der Hand reizt, ziehe sie zurück. Wenn sich ein
neugieriger Duft einschleicht, halte dir die Nase zu. Und wenn du diese 15
Dinge freilich beim ersten Anflug in Gebrauch hast, werden deine
Empfindungen die Übel verabscheuen und durch das mit der Seele
abgeschlossene Übereinkommen Ruhe finden. „Die Leidenschaft wird
leichter ausgeschlossen als beseitigt.“ „Weil es also nicht leicht ist
umzukehren, ist es am besten, überhaupt nicht vorwärts zu gehen.“ 20
[35] || Ambrosius22 zeigt im „Buch über die Jungfräulichkeit“,23 dass || ein gewisser
junger Mann von wunderbarer Schönheit, als er erkennt, dass durch seinen
Anblick sehr viele berühmte Frauen verführt werden, sein Gesicht mit
Wunden durchbohrt, weil ihm die Verunstaltung der Hässlichkeit lieber ist
als sein Aussehen als Reizmittel fremder Lust. 25
22Hl. Ambrosius (339-397), Bischof von Mailand, Kirchenlehrer. S. für weitere Informationen
Thom. Cantimpr. BUA prolog. | 23De virginitate, Traktat des hl. Ambrosius (s. Anm. 22). Die
referenzierte Stelle ist in Ambrosius ’ Schrift nicht direkt nachweisbar; zu den ,, Wunden der
Liebe“ s. jedoch Ambr. virg. VII,33 undXIV,91.
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Augen und Ohren von den Dingen abwenden, die er hinter sich gelassen
hat.“ „Nichts nämlich entbrennt leichter wieder als die Liebe.“ „Wohin auch
immer die Leidenschaft sich wendet, sie wird irgendetwas finden, das ihre
Inanspruchnahme wert ist.“ „Umherschweifende und unnütze und solche
Gedanken, die gleichsam dem Schlaf ähnlich sind, wirst du nicht zulassen.“ 5
„Das Denken sei standhaft und sicher, sei es, dass es abwägt, sei es, dass es
fragt, sei es, dass es bedenkt - es soll die Wahrheit nicht aufgeben.“ „Wenn
du maßvoll bist, befolge durch einzelne Empfindungen die Bewegungen
deiner Seele und deines Körpers, damit sie nicht unschicklich sind. Schätze
sie nicht deswegen gering, weil sie verborgen sind. Denn es macht keinen 10
Unterschied, wenn niemand sie sieht, solange du selbst jene siehst.“ Wenn
das Auge etwas begehrt, wende es ab. Wenn die Ohren an etwas hängen
bleiben, fliehe. Wenn die Zunge vor Verlangen brennt, halte sie zurück.
Wenn die Berührung der Hand reizt, ziehe sie zurück. Wenn sich ein
neugieriger Duft einschleicht, halte dir die Nase zu. Und wenn du diese 15
Dinge freilich beim ersten Anflug in Gebrauch hast, werden deine
Empfindungen die Übel verabscheuen und durch das mit der Seele
abgeschlossene Übereinkommen Ruhe finden. „Die Leidenschaft wird
leichter ausgeschlossen als beseitigt.“ „Weil es also nicht leicht ist
umzukehren, ist es am besten, überhaupt nicht vorwärts zu gehen.“ 20
[35] || Ambrosius22 zeigt im „Buch über die Jungfräulichkeit“,23 dass || ein gewisser
junger Mann von wunderbarer Schönheit, als er erkennt, dass durch seinen
Anblick sehr viele berühmte Frauen verführt werden, sein Gesicht mit
Wunden durchbohrt, weil ihm die Verunstaltung der Hässlichkeit lieber ist
als sein Aussehen als Reizmittel fremder Lust. 25
22Hl. Ambrosius (339-397), Bischof von Mailand, Kirchenlehrer. S. für weitere Informationen
Thom. Cantimpr. BUA prolog. | 23De virginitate, Traktat des hl. Ambrosius (s. Anm. 22). Die
referenzierte Stelle ist in Ambrosius ’ Schrift nicht direkt nachweisbar; zu den ,, Wunden der
Liebe“ s. jedoch Ambr. virg. VII,33 undXIV,91.