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BUA 11,30
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Ausschweifung sei. Obgleich der Kaiser diese Anschuldigung äußerlich
geduldig zu ertragen schien, fühlte er sich im Herzen dennoch sehr entrüstet
und bedrückt. Er befahl also einer gewissen sehr schönen Frau unter seinen
übrigen Konkubinen, dass sie mit dem heiligen Mann unter vier Augen
zusammenkomme und diesen, wenn sie es auf irgendeine Weise vermöge, 5
zur Sünde bringe. Als jene dies im Verborgenen ziemlich einträchtig und
hinterlistig versuchte und der Kaiser dies mit weiteren Personen heimlich
aus einem Hinterhalt beobachtete, streckte der heilige Mann die Hand in die
Höhe und schlug die Dime mit so viel Kraft an die Wange, dass er sie mit
dem Gesicht bis auf den Boden stieß. Als dies geschehen war, empfand der 10
Kaiser für den heiligen Mann solche Achtung, dass er kaum einem Anderen
in der heiligen Kirche so sehr vertraute.
[44] Siehe also, Knecht Gottes, siehe, Jungfrau Christi, welches Übel der
Zunge, welchen Wald es entflammt hätte, wenn nicht die wunderbare
Festigkeit der Tugend des Mannes entdeckt worden wäre. Wer sieht nicht, 15
dass bei der Sünde eines solchen Mannes die ganze und so große Ordnung
ins Wanken geriet? Glaube Salomon gleich einem Kundigen, dass eine
schlechte Frau Vipemgift ist und schließe dann das männliche Geschlecht
nicht aus. Der Weise sagt auch: „Du sollst mit Narren keine Pläne machen,
sie werden nämlich keine wertschätzen können außer denen, die ihnen 20
gefallen.“ Und darunter heißt es wiederum dazu: „Bewahre dein Herz“ vor
schlechten Ratgebern. Und der heilige Augustinus28 warnt in der Regel die
Seinigen: „Die Begierde der Frauen verführt und wird verführt.“ Und siehe,
wie verhängnisvoll die Hinterlist ist, dass mehr von den Personen in
Versuchung geführt werden, die ein Ideal im Verhalten und in Frömmigkeit 25
vorschützen, als von denen, die sich dem Diesseits hingegeben haben. Und
auf ähnliche Weise spornen der Teufel und ein verkehrtes Gemüt Frauen,
die niemals von weltlichen Männern versucht wurden, gegen heilige und
2&Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 2.
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Ausschweifung sei. Obgleich der Kaiser diese Anschuldigung äußerlich
geduldig zu ertragen schien, fühlte er sich im Herzen dennoch sehr entrüstet
und bedrückt. Er befahl also einer gewissen sehr schönen Frau unter seinen
übrigen Konkubinen, dass sie mit dem heiligen Mann unter vier Augen
zusammenkomme und diesen, wenn sie es auf irgendeine Weise vermöge, 5
zur Sünde bringe. Als jene dies im Verborgenen ziemlich einträchtig und
hinterlistig versuchte und der Kaiser dies mit weiteren Personen heimlich
aus einem Hinterhalt beobachtete, streckte der heilige Mann die Hand in die
Höhe und schlug die Dime mit so viel Kraft an die Wange, dass er sie mit
dem Gesicht bis auf den Boden stieß. Als dies geschehen war, empfand der 10
Kaiser für den heiligen Mann solche Achtung, dass er kaum einem Anderen
in der heiligen Kirche so sehr vertraute.
[44] Siehe also, Knecht Gottes, siehe, Jungfrau Christi, welches Übel der
Zunge, welchen Wald es entflammt hätte, wenn nicht die wunderbare
Festigkeit der Tugend des Mannes entdeckt worden wäre. Wer sieht nicht, 15
dass bei der Sünde eines solchen Mannes die ganze und so große Ordnung
ins Wanken geriet? Glaube Salomon gleich einem Kundigen, dass eine
schlechte Frau Vipemgift ist und schließe dann das männliche Geschlecht
nicht aus. Der Weise sagt auch: „Du sollst mit Narren keine Pläne machen,
sie werden nämlich keine wertschätzen können außer denen, die ihnen 20
gefallen.“ Und darunter heißt es wiederum dazu: „Bewahre dein Herz“ vor
schlechten Ratgebern. Und der heilige Augustinus28 warnt in der Regel die
Seinigen: „Die Begierde der Frauen verführt und wird verführt.“ Und siehe,
wie verhängnisvoll die Hinterlist ist, dass mehr von den Personen in
Versuchung geführt werden, die ein Ideal im Verhalten und in Frömmigkeit 25
vorschützen, als von denen, die sich dem Diesseits hingegeben haben. Und
auf ähnliche Weise spornen der Teufel und ein verkehrtes Gemüt Frauen,
die niemals von weltlichen Männern versucht wurden, gegen heilige und
2&Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 2.