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in die Schändlichkeit, jede Form der Tugend in die Verfehlung, jede Strenge
der Gerechtigkeit in die steilen Höhen der Missetaten entschwindet. Alle
diese Dinge geschehen gewiss, weil es im Kapitel keine Anklagen und
Berichtigungen gibt. Petrus tadelte und bestrafte Hananias und Saphira wie
in einem Kapitel der Älteren für das Vergehen des Eigentums. Paulus klagte 5
den Apostelfürsten Petrus wie in einem Kapitel vor den Älteren und
Brüdern an, weil er ihn für tadelnswert hielt. Diese Dinge sind zu Beginn
der entstehenden Kirche und unter den größten Verwaltern des Glaubens zu
unserer Erbauung gemacht und aufgezeichnet worden. Überall also, wo man
deren Beispiel beachtet, dort hat die Gnade Christi stets ungeteilt mit einem 10
Überfluss an weltlichen Dingen selbst überdauert. Und mögen auch aus den
gegenseitigen Anklagen und Berichtigungen der Kapitel plötzlich einmal
Verwirrungen der Seelen erwachsen, beruhigen sie sich durch die Tugend
des Heiligen Geistes dennoch ziemlich schnell und kehren mit dem Herzen
des Befriedeten wieder zu sich zurück. Daher hat der Text genügend 15
angedeutet, dass diese Dinge gewöhnlich an stürmischen Tagen und am
Ruhetag von der Arbeit geschehen, das heißt mit reiflicher Überlegung und
kluger Lenkung vonseiten der Vorsteher. Was aber vorausgeschickt wird:
Die Ausscheidungen der Arbeitenden werden in die Mitte gelegt, damit sie
sich nicht länger entfernen müssen. Dies muss so verstanden werden, dass 20
verhindert wird, dass statt der Anklagen und Berichtigungen der Kapitel
Einsprüche und Diffamierungen geschehen.
[2] Wir haben von denen, die ihn kannten, gehört, dass es in der Kirche von
Reims einen gewissen sehr geschickten Dekan gab, der von englischer
Herkunft war und seine Kanoniker für Übertretungen standhaft berichtigte.2 25
Es geschah aber zu seiner Zeit, dass der ehrwürdige und gotteswürdige
Bischof Albert von Lüttich,3 der Bruder des Herzogs von Brabant,4 von
Kaiser Heinrich5 aus dem Reich ins Exil geschickt wurde und von dessen
Rittern nahe der Stadt Reims - in für die Gerechtigkeit äußerst
schmerzlicher Weise - getötet wurde. Bei seiner Beerdigung war der 30
^Platelle identifiziert diesen Dekan mit Raoul de Serres (gest. 1196), dessen Aktivitäten in der
Kirche von Reims für die Jahre 1176 bis 1194 belegt sind. S. PLATELLE, Les exemples, S. 298
sowie Histoire litteraire XV, S. 146-148. | ^Albert I. von Löwen (um 1166-1192), Bischof von
Lüttich seit 1191. Seine Wahl zum Bischof von Lüttich wurde, da eine Minderheit der Kanoniker
einen anderen Kandidaten unterstützte, zur Streitfrage über Investiturrechte zwischen Kaiser
und Papst. Geflüchtet in die Obhut des Erzbischofs von Reims, wurde Albert 1192 von deutschen
Rittern ermordet. S. hierzu SCHMANDT, Election and Assassination. | ‘Heinrich I. (1165-1235),
Herzog von Brabant seit 1190. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 11,29,20.
^Heinrich VI. (1165-1197), Kaiser seit 1191, deutscher König seit 1169, König von Sizilien seit
1194. S. EHLERS, Heinrich VI. sowie JERICKE, Kaiser Heinrich VI.
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in die Schändlichkeit, jede Form der Tugend in die Verfehlung, jede Strenge
der Gerechtigkeit in die steilen Höhen der Missetaten entschwindet. Alle
diese Dinge geschehen gewiss, weil es im Kapitel keine Anklagen und
Berichtigungen gibt. Petrus tadelte und bestrafte Hananias und Saphira wie
in einem Kapitel der Älteren für das Vergehen des Eigentums. Paulus klagte 5
den Apostelfürsten Petrus wie in einem Kapitel vor den Älteren und
Brüdern an, weil er ihn für tadelnswert hielt. Diese Dinge sind zu Beginn
der entstehenden Kirche und unter den größten Verwaltern des Glaubens zu
unserer Erbauung gemacht und aufgezeichnet worden. Überall also, wo man
deren Beispiel beachtet, dort hat die Gnade Christi stets ungeteilt mit einem 10
Überfluss an weltlichen Dingen selbst überdauert. Und mögen auch aus den
gegenseitigen Anklagen und Berichtigungen der Kapitel plötzlich einmal
Verwirrungen der Seelen erwachsen, beruhigen sie sich durch die Tugend
des Heiligen Geistes dennoch ziemlich schnell und kehren mit dem Herzen
des Befriedeten wieder zu sich zurück. Daher hat der Text genügend 15
angedeutet, dass diese Dinge gewöhnlich an stürmischen Tagen und am
Ruhetag von der Arbeit geschehen, das heißt mit reiflicher Überlegung und
kluger Lenkung vonseiten der Vorsteher. Was aber vorausgeschickt wird:
Die Ausscheidungen der Arbeitenden werden in die Mitte gelegt, damit sie
sich nicht länger entfernen müssen. Dies muss so verstanden werden, dass 20
verhindert wird, dass statt der Anklagen und Berichtigungen der Kapitel
Einsprüche und Diffamierungen geschehen.
[2] Wir haben von denen, die ihn kannten, gehört, dass es in der Kirche von
Reims einen gewissen sehr geschickten Dekan gab, der von englischer
Herkunft war und seine Kanoniker für Übertretungen standhaft berichtigte.2 25
Es geschah aber zu seiner Zeit, dass der ehrwürdige und gotteswürdige
Bischof Albert von Lüttich,3 der Bruder des Herzogs von Brabant,4 von
Kaiser Heinrich5 aus dem Reich ins Exil geschickt wurde und von dessen
Rittern nahe der Stadt Reims - in für die Gerechtigkeit äußerst
schmerzlicher Weise - getötet wurde. Bei seiner Beerdigung war der 30
^Platelle identifiziert diesen Dekan mit Raoul de Serres (gest. 1196), dessen Aktivitäten in der
Kirche von Reims für die Jahre 1176 bis 1194 belegt sind. S. PLATELLE, Les exemples, S. 298
sowie Histoire litteraire XV, S. 146-148. | ^Albert I. von Löwen (um 1166-1192), Bischof von
Lüttich seit 1191. Seine Wahl zum Bischof von Lüttich wurde, da eine Minderheit der Kanoniker
einen anderen Kandidaten unterstützte, zur Streitfrage über Investiturrechte zwischen Kaiser
und Papst. Geflüchtet in die Obhut des Erzbischofs von Reims, wurde Albert 1192 von deutschen
Rittern ermordet. S. hierzu SCHMANDT, Election and Assassination. | ‘Heinrich I. (1165-1235),
Herzog von Brabant seit 1190. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 11,29,20.
^Heinrich VI. (1165-1197), Kaiser seit 1191, deutscher König seit 1169, König von Sizilien seit
1194. S. EHLERS, Heinrich VI. sowie JERICKE, Kaiser Heinrich VI.