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BUA 11,49
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vollkommen mit frischem Blut benetzt. Der Schütze aber war bald in
unheilbare Tränen aufgelöst und fand den Bruder, der mir dies erzählt hat,
zwei Meilen entfernt, und nachdem er gebeichtet hatte, besserte er sein
Leben mit wunderbarer Buße und Demut.
[12] Es gibt auch noch eine dritte Art von Spielen, nämlich die der Tänzer. 5
Wie schädlich diese ist, deutet in seinem Buch „Über den Gottesstaat“20 der
heilige Augustinus21 an, wo er Folgendes erzählt: Scipio Nasica, ein äußerst
edler Führer der Römer,22 habe die Sitzbänke aus dem Theater entfernen
lassen, damit die Römer, die von neuem im Krieg gegen Karthago, den
langjährigen Feind des Reiches, triumphiert hatten, keine Gelegenheit für 10
Tänze und Spiele zum Genuss haben sollten; auf diese Weise würden die
verweichlichten Menschen einander nichts missgönnen und durch einen
Verzicht auf äußere Kämpfe auch nicht von inneren Übeln zur Zwietracht
bewegt werden. Bei Tänzen ist es erwiesenerweise ein offensichtliches
Zeichen, dass diejenigen, die zur linken Seite herumgehen, in dem Teil, in 15
dem die verdammten Böcke platziert werden, das Reich verlieren werden,
das den Gesegneten, die rechts vom Richter platziert sind, übertragen wird.
Wenn es aber gemäß dem wahrhaftigen Ausspruch des Augustinus „besser
ist“, am Tag des Herrn oder an einem Festtag „zu pflügen“ als Tänze
anzuführen, und das knechtische oder dienende Werk (das heißt: zu pflügen) 20
an einem Festtag tödlich ist, ist es also viel schlimmer Tänze anzuführen als
zu pflügen.
Zum Teil, aber nicht vollständig, können dennoch diejenigen Tänze
entschuldigt werden, die bei Hochzeiten von Gläubigen geschehen, bei
denen es sich für jene, die zur Lebensweise einer arbeitsamen Ehe 25
zusammen gekommen sind, ziemt, den Trost einer angemessenen Freude zu
20De civitate Dei, umfangreichstes Werk des hl. Augustinus (s. Anm. 21). S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,21,1. | 2I///. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit
396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1.
^Offenbar ist hier von Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum (ca. 206-141 v. Chr.) die
Rede, der im Zuge des Dritten Punischen Krieges gegen die Zerstörung Karthagos votierte. In
der römischen Historiographie fand besonders Scipios moralisch begründetes Vorgehen gegen
den Bau eines Theaters mit permanenter Bestuhlung, den die Zensoren M. Valerius Messalla
und C. Cassius Longinus angestrebt hatten, Beachtung (so etwa bei Titus Livius und Valerius
Maximus, s. die Belege im Zitationsapparat).
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vollkommen mit frischem Blut benetzt. Der Schütze aber war bald in
unheilbare Tränen aufgelöst und fand den Bruder, der mir dies erzählt hat,
zwei Meilen entfernt, und nachdem er gebeichtet hatte, besserte er sein
Leben mit wunderbarer Buße und Demut.
[12] Es gibt auch noch eine dritte Art von Spielen, nämlich die der Tänzer. 5
Wie schädlich diese ist, deutet in seinem Buch „Über den Gottesstaat“20 der
heilige Augustinus21 an, wo er Folgendes erzählt: Scipio Nasica, ein äußerst
edler Führer der Römer,22 habe die Sitzbänke aus dem Theater entfernen
lassen, damit die Römer, die von neuem im Krieg gegen Karthago, den
langjährigen Feind des Reiches, triumphiert hatten, keine Gelegenheit für 10
Tänze und Spiele zum Genuss haben sollten; auf diese Weise würden die
verweichlichten Menschen einander nichts missgönnen und durch einen
Verzicht auf äußere Kämpfe auch nicht von inneren Übeln zur Zwietracht
bewegt werden. Bei Tänzen ist es erwiesenerweise ein offensichtliches
Zeichen, dass diejenigen, die zur linken Seite herumgehen, in dem Teil, in 15
dem die verdammten Böcke platziert werden, das Reich verlieren werden,
das den Gesegneten, die rechts vom Richter platziert sind, übertragen wird.
Wenn es aber gemäß dem wahrhaftigen Ausspruch des Augustinus „besser
ist“, am Tag des Herrn oder an einem Festtag „zu pflügen“ als Tänze
anzuführen, und das knechtische oder dienende Werk (das heißt: zu pflügen) 20
an einem Festtag tödlich ist, ist es also viel schlimmer Tänze anzuführen als
zu pflügen.
Zum Teil, aber nicht vollständig, können dennoch diejenigen Tänze
entschuldigt werden, die bei Hochzeiten von Gläubigen geschehen, bei
denen es sich für jene, die zur Lebensweise einer arbeitsamen Ehe 25
zusammen gekommen sind, ziemt, den Trost einer angemessenen Freude zu
20De civitate Dei, umfangreichstes Werk des hl. Augustinus (s. Anm. 21). S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,21,1. | 2I///. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit
396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1.
^Offenbar ist hier von Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum (ca. 206-141 v. Chr.) die
Rede, der im Zuge des Dritten Punischen Krieges gegen die Zerstörung Karthagos votierte. In
der römischen Historiographie fand besonders Scipios moralisch begründetes Vorgehen gegen
den Bau eines Theaters mit permanenter Bestuhlung, den die Zensoren M. Valerius Messalla
und C. Cassius Longinus angestrebt hatten, Beachtung (so etwa bei Titus Livius und Valerius
Maximus, s. die Belege im Zitationsapparat).