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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0958
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BUA 11,53

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[26] Das sechste Heilmittel für die Verstorbenen ist, zurückzugeben, wenn
sie etwas zu Unrecht besessen oder geraubt haben. Beim Zeugnis des
wahrredenden Augustinus35 nämlich heißt es: „Die Sünde wird nicht
erlassen, wenn nicht das Weggenommene wieder zurückgegeben wird.“
Und jenes ist am schrecklichsten, das in der Schrift gesagt wird: Wehe dir, 5
der du raubst. „Wirst du denn nicht selbst beraubt werden?“
[27] Für diese Sache gibt es ziemlich viele Beispiele, von denen ich eines
sehr genau kenne. Aus der Erzählung eines Bruders des Predigerordens habe
ich es nämlich mit diesen Worten gehört: „Mein Vater“, sagte er, „hegte
gegen einen seiner Kriegsgefährten, einen reichen und mächtigen Mann, 10
Feindschaft; er hatte in seiner Nachbarschaft einen Schmied, der seine
Pferde und die Pferde derer, die mit ihm waren, lange Zeit hielt. Danach
wurde der Schmied krank und aus Vergessenheit oder mangelnder Sorgfalt
erstattete ihm keiner seine Ausgaben. Nach fast dreißig Jahren aber starb
mein Vater und erschien den Tag hindurch offenbar einem gewissen sehr 15
treuen Diener von ihm, wobei er in seinen Händen die glühenden Eisen der
Pferde hielt und sagte: ,Sage meiner Frau, sie möge einem solchen Mann
eine solche Schuld auszahlen wie die, an der ich so leide/ Danach waren
nicht viele Tage verstrichen, als, siehe, jener Diener mit bittersten Tränen zu
mir kam und mir offenbarte, was er gesehen hatte. Nachdem ich in Tränen 20
ausgebrochen war, gingen wir beide, der Diener und ich, zur Mutter. Jene
hörte, was geschehen war, und fügte ihre Tränen den unseren hinzu; dann
ging sie zu dem Schmied, der durch die tägliche Auszehrung beinahe
dahingerafft war. Sie fragte, ob mein Vater ihm bei seinem Tod irgendetwas
schuldig geblieben sei. Daraufhin sagte jener, wobei er unter Tränen seufzte: 25
,Ach, teuerste Herrin, sogar beinahe eine Mark; aber ich bin, was das
Mahnen betrifft, lange von Unwohlsein ergriffen gewesen und später dann
in schwere Krankheit geraten, und so war ich bis jetzt untätig/ Ohne Zögern
zahlte die Mutter dem Armen die vollständige Schuld aus und ihr erschien,
bald nachdem mit jener Schuld auch viele andere Schulden ausgezahlt 30
worden waren, wie jene mir insgeheim erzählte, mein Vater auf diese Art.
Es schien ihr, als sehe sie jenen im Bad, von der Spitze seines Kopfes bis
ganz unten zu den Füßen gleichsam von einem langen Seil gänzlich
umwickelt. Zu ihr sagte jener: ,Ergreife den Strick und wickle mich los/
Bald nahm jene den Anfang des Stricks auf und wickelte den Zugebundenen 35

35Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 1.
 
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