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BUA 11,55
999
[3] Die Plage der Schwalben, durch deren Kot Tobias erblindete, oder
anderer Vögel kann auch eine andere Art von Versuchungen bezeichnen,
dass wir nämlich von den Schatten der Übel in der Gestalt der Tugenden
eingehüllt werden. Beispielsweise ist zu bemerken: Wer reich wird und
Reichtümer aufhäuft, muss am Ende ein ausführlicheres Testament 5
verfassen und kann Christus zu seinem Erben machen; und doch hinterlässt
er seine Güter entweder den Landesherren oder den Eltern oder seinen
Untergebenen, oder aber den erstbesten Räubern bzw. höchst unnützen
Besitzern. Dies haben wir besonders bei den Klerikern gesehen, die jeden
Tag, obwohl sie arm sein sollen, Überfluss an ihren Gütern haben, nicht nur 10
in der Geldbörse oder in einem Geldkasten, eigentlich aber freigiebig an den
bedürftigen Mund des Hungrigen oder die Mägen der Hungrigen auszahlen
sollten.
[4] Wir haben über den ehrwürdigen Wilhelm, geboren in der Auvergne,
den Bischof von Paris,4 gehört, dass er, als ihm gemeldet wurde, dass ein 15
gewisser Kanoniker der Pariser Kirche ohne Testament gestorben war und
er selbst laut kanonischem Recht demselben im Besitz von 3.000 Mark hätte
folgen müssen, mit einem Zusammenschlagen der Hände antwortete: „Das
sei mir fern, aber sein Geld ,soll mit dem Elenden in sein Verderben
gehen/“ Und mit diesen Worten befahl er, das Geld zum Nutzen der Armen 20
zu spenden. Er hat dies gut und würdig gesagt und getan. Es folgt:
‘'Wilhelm von Auvergne (1180-1249), Magister der Theologie an der Universität Paris, Bischof
von Paris seit 1228. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,19,5.
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[3] Die Plage der Schwalben, durch deren Kot Tobias erblindete, oder
anderer Vögel kann auch eine andere Art von Versuchungen bezeichnen,
dass wir nämlich von den Schatten der Übel in der Gestalt der Tugenden
eingehüllt werden. Beispielsweise ist zu bemerken: Wer reich wird und
Reichtümer aufhäuft, muss am Ende ein ausführlicheres Testament 5
verfassen und kann Christus zu seinem Erben machen; und doch hinterlässt
er seine Güter entweder den Landesherren oder den Eltern oder seinen
Untergebenen, oder aber den erstbesten Räubern bzw. höchst unnützen
Besitzern. Dies haben wir besonders bei den Klerikern gesehen, die jeden
Tag, obwohl sie arm sein sollen, Überfluss an ihren Gütern haben, nicht nur 10
in der Geldbörse oder in einem Geldkasten, eigentlich aber freigiebig an den
bedürftigen Mund des Hungrigen oder die Mägen der Hungrigen auszahlen
sollten.
[4] Wir haben über den ehrwürdigen Wilhelm, geboren in der Auvergne,
den Bischof von Paris,4 gehört, dass er, als ihm gemeldet wurde, dass ein 15
gewisser Kanoniker der Pariser Kirche ohne Testament gestorben war und
er selbst laut kanonischem Recht demselben im Besitz von 3.000 Mark hätte
folgen müssen, mit einem Zusammenschlagen der Hände antwortete: „Das
sei mir fern, aber sein Geld ,soll mit dem Elenden in sein Verderben
gehen/“ Und mit diesen Worten befahl er, das Geld zum Nutzen der Armen 20
zu spenden. Er hat dies gut und würdig gesagt und getan. Es folgt:
‘'Wilhelm von Auvergne (1180-1249), Magister der Theologie an der Universität Paris, Bischof
von Paris seit 1228. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,19,5.