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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0127
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1a. Armenordnung, längere Fassung

geben noch zuo bettelen gestattet werden. rUnnd sol-
lent nit me dann dry tag inn der wuochen also vor
den husern singen, nemlich Zinstag, Donrstag und
Samstagr.
[22.] Es sollent ouch weder die selben schüler noch
die armen, die das almuosen empfohen, furtter zuo den
Carthusern36 oder suonst an andere ende gon, das al-
muosen zuoholen oder heyschen, dann wer das daruber
thäte, der sol darumb gestrofft und niemans noch-
gelossen werden. |4v| Doch ob sie oder ir yemans von
burgern oder andern inwonern bescheyden wurden,
das uberblybens by iren husern zuo holen, das mögen
sie thuon unnd sol inen mit diser ordnunge nit abge-
stelt sin.
[23.] sDeßglichen sollent ouch der selben armen lut
huser mit eim sunder zeychen bezeichnet werden,
uff das, so yemans ettwas inn sim huse uberblyben
wurde, dasselb den armen heim schicken möges.
[24.] Es sol auch furtter niemans me mit der buchs-
sen umbgon bettelen, als bytzhar bescheen ist, uß-

r-rErg. am Rand.
s"s Erg. am Rand.
t-tErg. am Rand.
u-u Korr. aus: gestattet werden soll zu bettlen.
v Gestr.: sollent die armen bresthafftigen bettler inn der
bosen unnd die bylger inn die ellenden herberg gewisen
werden.
w Gestr.: auch.
x Gestr.: unnd durch die knecht inn die zwo bosen gewisen
worden, die sollent sich, so fer.
y-y Erg. am Rand.
z-z Erg. am Rand.

36 Zu dem westlich vor den Mauern der Stadt Straßburg
gelegenen Kartäuserkloster, s. die Einleitung, S. 28 so-
wie Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 535f.
37 Das 1505 gegründete und der Unterbringung der an Sy-
philis erkrankten Personen dienende „Blatterhaus“ be-
saß einen eigenen Almosensammler. Dieser erhielt 2
Schilling von jedem gesammelten Pfund Almosen. Bei
diesen Sammlungen kamen im Jahr 1533 ca. 74 Pfund
und 1534 ca. 76 Pfund zusammen. Vgl. Winckel-
mann, Fürsorgewesen 1, S. 49-56 und 158-165, vor al-

genommen der armen blotterlut unnd der weysen
samler37, unnd sunst niemans gestattet werden,
deßglichen der armen sundersiechen clyngeler38 ouch
abgestelt sin.
[25.] So dann der frömbden bettler unnd landtstry-
cher, touch bresthafftigen unnd behafften39 lutethal-
ben, do ist verordnet, das die selben weder inn noch
vor den kirchen oder uff den gassen ubetteln oder
heischenu sollen, sunder, wo die durch die obberur-
ten vier knecht oder ir eynen befundenv, mit den
selben gehandelt werden sol, als harnoch geschriben
stat, nemlich:
[26.] Wasw also von armen bresthafftigen bettlern
alhie befundenx, die morgens fruge vor mittag har-
inn die stat kommen werent, ydie sollent durch die
knecht stracks fur- und abgewisen40 werden. Welche
aberynoch mittag uff den obent harkomment, zdie
sollent inn die zwo bosen41 gewisen undz morgens
fruge wider uß der stat abgefertiget werden und ge-
loben, inn eim halben jor nit wider harinn zuo kom-
men zuo bettelen. Unnd sol auch der selben yedem

lem S. 161f. Ein Teil der im Waisenhaus untergebrachten
Kinder zog unter der Führung des Waisenvaters durch
die Stadt und sang um Almosen vor den Häusern
(Brant, Annalen, Nr. 3513 und 4716). Daneben gab es
seit 1517 regelmäßige Büchsensammlungen für das Wai-
senhaus in der Stadt ( Brant, Annalen, Nr. 3433). Vgl.
Winckelmann, Fürsorgewesen 1, S. 43-49 und
151-158.
38 Jeden Vormittag kam der sogenannte „Klingler“ des zur
Pflege der Aussätzigen vor den Toren errichteten „Gute-
leutehauses zur Roten Kirche“ in die Stadt, um unter
Schellengeläut von den Bewohnern Gaben für die Aus-
sätzigen zu sammeln. Vgl. Winckelmann, Fürsorge-
wesen 1, S. 35 und 143.
39 Kranken und gebrechlichen, s. FWb 4, Sp. 1094 und
FWb 3, Sp. 767-770.
40 Fürweisen = fortschicken.
41 Das Bosenhaus (bos = krank) war für die Aufnahme
fremder Kranker bestimmt, s. Winckelmann, Für-
sorgewesen 2, Nr. 167, S. 209: us teglichem uberfall fremb-
der armer schadhafte lüt ein gemeine herberg und behusung,
die bos genannt. Sie wurde von einem Bosenwirt und sei-
ner Frau geleitet.

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