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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0128
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Straßburg

aII pfennig und, so wol zwei eelut mit kinden har-
käment, sol doch nit me dann den zweyen alten,
vatter und muotter, yedem II pfenniga zu eim zergelt
durch die knecht gegeben werden unnd den frömb-
den armen sunder siechen yedem IIII pfennig. Und
sollent ouch alle geloben, inn eim halben jor nit wi-
derb inn die stat kommen zuo bettelen.
[27.] Manc soll ouch den armen sunder siechen inn
dem Gutluthuse42 hie furtter nit gestatten, das al-
muosen inn diser stat zuofordern, sunderd sollent von
dem huse underhaltene werden. |5r|
[28.] Wo ouch ein solcher daruberf vor ußgang eins
halben jars inn diser stat betteln befunden wurd, der
sol durch die vier verordente knecht angenommen
unnd inn den thurn geleyt, ouch durch die verorden-
ten pflegere noch gestalt der sachen gestrofft wer-
den.
[29.] Deßglichen so sol ein jeder schaffener inn der
ellenden herbergen sin bilger43 warnen unnd ernst-
lichen sagen, ir stroß und uß der stat zuo ziehen unnd
hininn diser stat nit zu bettelen, dann wo ir eyner
daruber bettelen befunden, das der inn den thurn
geleyt unnd darumb noch erkantniß der pfleger ge-
strofft wurd, sich des haben zuohalten.
[30.] gUnd daruff sol man ouch alle jar den zollern
uff der Rinbrucken und zu Grafenstaden bevelhen

a_aErg. am Rand.
b Gestr.: harzukommen.
c Korr. aus: Es.
d Gestr.: die sollent die [...?] mit den armen theylen noch
des hus vermögen.
e Gestr.: unnd inen kein mangel gelassen.
f Gestr.: betteln oder.
Erg. am Rand.
42 Zum „Guteleutehaus“ s. Anm. 38.
43 Die bereits Mitte des 15. Jh. erwähnte Elendenherberge
diente bis in die dreißiger Jahre des 16. Jh. hinein fast
ausschließlich der Aufnahme von Pilgern, trotz der Ab-
lehnung der Wallfahrten von seiten der Reformatoren.
Danach öffnete sie sich für alle Hilfsbedürftigen, die sich
auf Wanderschaft befanden. Vgl. Winckelmann, Für-
sorgewesen 1, S. 41-43 und S. 150f.

und inn ire eyde bynden44, alle betler und bettlerin,
deßglichen die behafften und blatter lut, so uber die
brucken harinn inn die stat begerendt, inn glübde
zuonemmen, inn der stat nit zuobetteln, sunder
stracks fur und durch zuo ziehen. Wo ouch die vier
verordenten daruber eynichen bettler hin45 finden
wurden, der do hiesch, der uber Rin oder die Ille fur
Grovenstaden harin kommen werent, die sollent sie
by iren eyden annemmen unnd inn den thurn legen
unnd das den meistern ye zur zytt anbringen, witter
mit den selben zu handeln, wie sich geburen wurtg.
[31.] Es sollent ouch die selben vier verordenten
knecht ir ernstlich uffsehen haben, das kein arme lut
(als dan zuvil molen bescheen ist) furtter inn schyf-
fen, uff wägen oder karrichen46 har gefurt werden.
Und wo sie befynden oder gewar werden, das ein
fuorman oder schyffman daruber yemans also har ge-
furt hett, dem sollent sie furderlichen gebietten, die
selben wider hinweg zufuren, oder aber ime sin
schyff unnd geschir, roß unnd wagen behämmen47
unnd den meistern anbringen, witter mit dem selben
zuhandeln, was sich geburen wurt.
[32.] Item, als dann bytzhar vil armer lut von dem
lande harinn gezogen unnd uff den bettel
schultheissen burger worden sindt, unnd aber ein
artickel des schultheißen ordenung verbüt, das der
schultheis keynen also annemmen sol48, do ist ver-
ordnet, das es by solchem artickel blyben und den

44 Zu dem entsprechenden Befehl an den Zolleinnehmer auf
der Rheinbrücke und den auf der Illbrücke bei Grafen-
staden (Illkirch-Graffenstaden, südlich von Straßburg)
s. Winckelmann, Fürsorgewesen 2, Nr. 49, S. 108.
45 Hier drinnen.
46 Karren, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss. Mundart,
S. 188f.
47 Beschlagnahmen, s. FWb 3, Sp. 787.
48 Vgl. die entsprechende Bestimmung in der Bettelord-
nung von 1464 bzw. 1506, Winckelmann, Fürsorge-
wesen 2, Nr. 38, S. 85: und welcher dan seit, das er es [das
Bürgerrecht] des bettelens halb empfahen wölle, den soll der
schultheis zu burger nit ufnemen noch emphahen [...]. Und
ob wol ein schultheis einen solchen harüber zu burger emp-
fing, so soll doch denselben solich burgrecht nit schirmen

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