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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0170
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Straßburg

mehr auß irrung in der eyl weder mit fürsatz und
willen von mir beschehen ist.
Der täuffer sagt: Ir wöllen das kind getäufft haben?
Antwurt: Ja.
Nennen es. Oder: Wie soll es heißen? |A 6r|
Antwurt: N.
Darauff der Täuffer, auff das bey der versamlung
das wort getriben werde, diß oder der gleichen er-
manung saget:
So gedencke, das Gott, unser heilandt, will, das alle
menschen genesen und zur erkantnuß der warheit
kommen, durch den einigen mitler zwischen Gott
und dem menschen, nemlich den menschen Chri-
stum Jesum, der sich selbs geben hat für jederman
zu einer erlösung23, und das wir für einander bitten
und alle einer dem anderen handtreichen sollen zu
einerley glauben und zu der erkantniß des sun Got-
tes, des selbigen unsers erlösers. Darumb lassen uns
disem kindlin nach dem willen Gottes bitten umb
den glauben, der ein gab der gnaden ist unnd von
natur, von vernunfft oder von langer erfarung und
mit den jaren nit anwächset noch von übung des
freyen willens erlanget werden mag, sonder allein
von der krafft Gottes inwirckung herkompt, Welche
an zeyt oder stat, an jungheit oder alter nit gebun-
den ist unnd zu gleich unmündigen kindern und ge-
tagten männern, wie es Gott gefället, verlühen wirt,
Auff das die eüsserliche weschung, so er durch mich
vollenden |A 6v| würt, inwendig durch den heyligen
geyst mit den gnadreichen wassern eigentlich und in
warheit beschee, Wie dann die widergeburt im was-
ser und im heyligen geyst beschicht, Johan. 3b [5].
Unnd sprechen also auß rechtem glauben und ver-
trawen Ein Vatter unser: Vatter unser24.
Verjehen auch den Glauben: Ich glaub in Gott

b Im Druck: Johan. 4.
tauff, wie sie yetzund zu Straßburg gehalten werden [...],
Straßburg: Wolfgang Köpfel 1524 (Nr. 3b). Das For-
mular für die Taufe kannte z.B. noch den Exorzismus
und die Verwendung von Öl und Salz.
23 1Tim 2,4-6.

etc. Und nach dissem leben das ewig leben,
Amen25.
Laßt uns bitten:
Almechtiger, ewiger Gott, barmhertziger vatter,
dieweyl der gerecht allein lebt im glauben26, unnd
unmüglich ist, das dir etwas on glauben gefalle27, So
bitten wir, das du dissem kind, das do ist dein crea-
tur, die gab des glaubens verlühen wöllest, In wel-
chem du sein hertz mitt dem heyligen geyst nach
deines suns verheissung versiglen unnd versichern
wöllest28, Auff das die innerlich ernewerung unnd
widergeburt des geysts durch den eüsseren tauff
warhafftigklichen bedeütet werde, unnd das es, als
in den tod Christi Jesu getäufft, mit im begraben
unnd durch in von den todten aufferweckt sey, zu
wandeln in eim |A 7r| newen leben29 zu lob der her-
ligkeit Gottes und zu auffbawung seines nechsten,
Amen.
Hören das Evangelium, Matthei 19 [13-15], Marci
10 [13-16], Luce 18 [15-17]:
In der zeyt brachten sye kindlin zu Jesu, das er sye
soltt anrüren. Aber die jünger strafften die, so sye
brachten. Do das Jesus sahe, verdroß es in, unnd
sprach zu inen: Laßt die kindlin zu mir komen und
werend inen nit, dann sollicher ist das hymelreich.
Warlich ich sage eüch: Wer nitt das reich Gottes
nimpt wie ein kindlin, der würt nit hinyn kumen.
Unnd er umbfieng sye und legt die hend auff sye
und segnet sye.
Glauben disen worten und bitten, das dises kindlin
auch ein solchs sey und das das hymelreich sein sey
und das es von Gott die gab des glaubens warlich
habe, durch welchen es ein kind Gottes und ein mit-
erb Christi sein würt. Dieweyl mir nun Got, unsern
vater, gebeten haben, wie wir durch sein geist

24 Mt 6,9-13.
25 Wohl das apostolische Glaubensbekenntnis, s. BSLK,
S. 21.
26 Vgl. Hab 2,4; Röm 1,17; Gal 3,11.
27 Vgl. Hebr 11,6.
28 Vgl. Eph 1,13.
29 Vgl. Röm 6,4; Kol 2,12.

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