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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0190
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Straßburg

Frag: Dasg ist allen gleübigen offenbar, aber der
übrigen worth bericht mich weitter.
Ant.: Unnser erlöser heyst Jesus, dann er sein volck
von iren sünden selig macht, Mat. 1 [21]. Und Chri-
stus, das ist: der gesalbt, dann in Got für andern
gesalbt, geheyliget und in die welt geschickt hat, in
wölchem wonet der Gottheyt fülle leyblichen, Collo.
2 [9]. Darumb ich die menscheyt Christi on die
Gottheyt, die sy gesant hat, nit bedencke.
Unsern Herren. Unser Herr ist er, Auch nach der
menscheyt, dann im Gott gewalt geben hat über al-
les, das im hymel unnd in erden ist, Mat. am lesten
[18]. Gott hat im macht geben, das gericht zu hal-
ten, das er des menschen sun ist, Joan. 5 [27].
Frag: Wo zu dienet esi mir, das Christus unser Herr
ist?
Ant.: Zu unser sicherheyt und dem verstand Christ-
licher freyheit, dann dweyl Christus unser Herr ist,
so seint wir auch herren über alles, das ist, und mag
uns nichts schaden.
Frag: Dise volg bewere.
Ant.: Er blibt in unns und wir in im, Jo. 15 [5]. Und
Christus ist das haubt seiner gemein, Ephe. 5 [23].
Wir seyn alle eyns leybs glyder, des haubt Christus
ist, |a 6v| Roma. 12 [5], l.Corin. 12 [12] etc. Darumb
seyn wir eyner natur mit dem haubt, das jetz-
und17 eyn Herr ist über alle ding. Wer nun nitt auch
ein herr ist, der ist nit mit allen gleübigen einer in

g B: Wolan, das.
h Erg. B: deins glaubens.
i Fehlt in B.
j Erg. B: Das verstö aber im anfang in der hoffnung, so
weyt wir die erstling des geysts entpfangen haben.
k-k B: Und wo nit solche herschafft und freiheit ist, so ist
Christus noch nit, und ist man noch under aller dienst-
barkeyt der gebott und creaturen.
l Erg. B: und dar zu verbindet.
m Einschub in B: Und.: Du redest recht, und eyn yeden
Christen zwingt dazu die lieb, dernhalb er yedermans
knecht ist, wie wol er für sein person keyner oberkeyt
bedarff. Aber die wellt kundt nit bey eynander bleiben
on das schwerdt, das ist, on die ordnung Gottes, die das
gut beschirmet unnd das böß straffet, Welchs trägt oder
füret die oberkeyt von Gott, und die underthonen, als

Christoj. kUnd wo nit solliche freyheit ist, da ist
Christus noch nit, und ist noch under aller dienst-
barkeit der gebotk. Deßhalb verbeütet Paulus, das
wir nitt wider sollen knecht der menschen werden
und uns mit zeytlichen satzungen fahen lassen, Coll.
2 [16-23], 1. Corin. 8 [4-13], 9 [19-23] und 10
[23-33], Roma. 14 [5-9.14-18].
Frag: Bindet aber den Christen kein zeytliche sat-
zung?
Ant.: Ja, so ferr sy die Seel belangt. Und wo mann
satzung den Christen leretl als underscheidt der tag,
verbot der speiß und der Ee, das sind leren der
teüffel, 1. Ti. 4 [1-5]. Aber sunst nympt der Christ
burgerliche satzung an von seyner zeytlichen ober-
keyt, den er mit leyb und gut gehorsam unnd ge-
wertyg ist, und weyßt, das wer der gewalt widerstöt,
das der selbig Gottes ordnung widerstöt, Ro. 13
[1-2], Tit. 3 [1] etc.m
Frag: Wann aber jemant die Ee unnd etlich speyß
und tag verlobt18 hatt, soll er sein zusag nicht hal-
ten?
Ant.: Eyns Christenn wort sollen ja ja und nein nein
seyn19, darumb was zu gesagt, |a 7r| das dem nech-
sten besserlich ist, sol man halten. Wer aber etwas
wider das gebott Gottes verspricht, Der thut in der
zusag unrecht und, so er es understöt zu halten, thut
er aber mal unrecht.

durch die oberkeyt geheysen, noch gemeynem lauff der
werck Gottes. Christus verbeüttet dem bösen nitt zu
widerston [vgl. Mt 5,39], wider das, so den Alten die
phariseer gesagt haben. Das schwert bewert Abraham,
der eyn Exempel der gläubigen was. Diser gebott die
waffen seinen haußknechten und schlug vier König [vgl.
1Mos 14], Er ist zwar [wahrlich] auch eyn Christ gesin,
dann er hat den tag Christi gesehen und sich erfräuwet
[vgl. Joh 8,56]. Jung.: Ich verstö es wol, dann Christus
ist heut und gestern unnd in ewigkeyt. Doch stön mein
gedencken mehr dohyn, wie ich möcht frumm werden.

17 Ein für allemal, s. FWb 8, Sp. 371 (s.v. jetz 4).
18 Sich durch Gelöbnis [zur Enthaltung] verpflichtet, s.
Grimm, DWb 25, Sp. 815.
19 Vgl. Mt 5,37 und Jak 5,12.

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