Straßburg
beschahe, da würde mich Gott wol begaben, das ich
dem selben Gottes werck in aller zucht und reynig-
keyt nachkeme und mich daryn gar nit suchte28.
War zu Gott eynen besunders berüfft, darzu macht
er in auch geschickt mit besundern gaben.
Frag: So hör ich, wan eüch Gott nit anderswo hin
berüfft, so wöllen ir kinder in die Ee kommen?
Ant.: Nittv durch uns selbs, sonder die eltern sollen
uns dryn geben.
Frag: Mögen die jungen nit |a 8v| einander selbs ne-
men?
Ant.: Nein, und würt auch für keyn Ee gehalten,
dann wir in der eltern verwaltung sind. Vater und
muter sollen wir gehorsamen in allen dingenn, vil-
mer in so wichtigen sachenn.
Frag: Die eltern seyn aber etwan seümyg.
Ant.: Noch29 sollen die jungen nichts für sich selbs
handeln on wissen und willen der andern fründ-
schafft30, der gfettern31 oder sunst ander guter, erber
Christlicher leüt, den sy ir gelegenheyt sollen anzei-
gen, si lassen mit den eltern früntlich handeln und
der selbigen rhat, so weyt er mit Got ist, in aller
zucht und erberkeyt volgen.
Frag: wAuß disem allen vernym ich, das du
glaubstw , alle eüsserlyche ding syen frey dem Chri-
sten, der sich auff nichts eigentlichs verstricken sol-
le, sonder frey bliben, wie in der Herr gefryet hat.
Ant.: Ja, uff das in Got brauch, waa zu er will.
Frag: Daher volgt, das ein Christ thun möge, was er
wölle?
Ant.: Nichts wenygers. Dann Paulus spricht: Zu der
freyheyt seind ir berüffen, allein das sy nit sei zu eim
v B: Ja, aber nit.
w-w B: Es ist recht, und eyn oberkeyt solte eyn fleissig auff-
sehen haben, do mit die Ehen Christlichen angefangen
und gehalten wurden. Wolan, ich verstö nun mehr, das
du glaubst.
x Erg. B: der es für eyn götzen dienst haltet.
28 Sich suchen = zu etwas hinstreben, s. Grimm, DWb 20,
Sp.849.
anlaß dem fleysch, sonder durch die lieb dienen eyn-
ander, Gal. 5 [13]. Disenn spruch bedenck ich offt,
auff das ich niemant erger32.
Frag.: Mach |b 1r| mir in durch ein exempel offenbar.
Ant.: Alle speyß seyn dem gleübigen frey. Wann
aber umb deiner speyß willen dein bruder beküm-
mert würt, so hastu nitt nach der lieb gewandelt,
Ro. 14 [14-15]. Item, der götz ist nichts in der welt
unnd was dem götzen geopffert würt. Wölches ge-
wissen noch blöd33 ist und isset darüber vom götzen
opffer, der würt beflecket. Wann nun der verstendig
vom götzen opffer isset und machet, das des blöden
gewissenx angereitzet würt, auch zu essen, der miß-
braucht sich der freiheyt unnd verderbt den schwa-
chen bruder, 1. Cori. 8 [4-13]. Der götz ist nichts in
der welt, dennocht sollen wir götzen dienst fliehen,
auch im eussern schein. Darumb, wölcher gewalt
hette, die götzen hinweg zu thun und die eüssern
kirchen zu raumen von andern greüweln, aber sich
seins wissens überneme34 und, dwyl er der götzen
nichts achte, si also zu ergernüß der einfalt stön lies-
se, der mißbraucht sych seiner freiheyt und würt
sein urteyl gewiß entpfahen.
Frag: Wolan, das ist einer oberkeyt befolhen, die der
bösen frevel nit achten solle, so den götzen, den mes-
sen und andern greüweln je wöllen anhangen. Wie
sollicher Josias |b 1v| nit geacht hat, wann das volck
hat sich nit von gantzem hertzen zu Gott bekert;
noch35 thete er ab die eüssern götzen unnd götzen
dienst36. Gott thuts auß den hertzen im als eim zeit-
lichen gewalt. Was nur befolhenn das eüsserlych ab
thun, Dann sunst were Hoseas, der letzt Künig über
Ißrahel, entschuldigt, welcher dem volck erlaubt,
genn Hierusalem nach dem gebott Gottes in tempel
zu gon, wie auß den Propheten verstanden würdt.
29 Dennoch.
30 Verwandtschaft.
31 Paten, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 155.
32 Vgl. Röm 14,13.
33 Schwach.
34 Sich übernehmen = übermütig werden.
35 Dennoch.
36 Vgl. 2Kön 23; 2Chr 34,1-7.
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beschahe, da würde mich Gott wol begaben, das ich
dem selben Gottes werck in aller zucht und reynig-
keyt nachkeme und mich daryn gar nit suchte28.
War zu Gott eynen besunders berüfft, darzu macht
er in auch geschickt mit besundern gaben.
Frag: So hör ich, wan eüch Gott nit anderswo hin
berüfft, so wöllen ir kinder in die Ee kommen?
Ant.: Nittv durch uns selbs, sonder die eltern sollen
uns dryn geben.
Frag: Mögen die jungen nit |a 8v| einander selbs ne-
men?
Ant.: Nein, und würt auch für keyn Ee gehalten,
dann wir in der eltern verwaltung sind. Vater und
muter sollen wir gehorsamen in allen dingenn, vil-
mer in so wichtigen sachenn.
Frag: Die eltern seyn aber etwan seümyg.
Ant.: Noch29 sollen die jungen nichts für sich selbs
handeln on wissen und willen der andern fründ-
schafft30, der gfettern31 oder sunst ander guter, erber
Christlicher leüt, den sy ir gelegenheyt sollen anzei-
gen, si lassen mit den eltern früntlich handeln und
der selbigen rhat, so weyt er mit Got ist, in aller
zucht und erberkeyt volgen.
Frag: wAuß disem allen vernym ich, das du
glaubstw , alle eüsserlyche ding syen frey dem Chri-
sten, der sich auff nichts eigentlichs verstricken sol-
le, sonder frey bliben, wie in der Herr gefryet hat.
Ant.: Ja, uff das in Got brauch, waa zu er will.
Frag: Daher volgt, das ein Christ thun möge, was er
wölle?
Ant.: Nichts wenygers. Dann Paulus spricht: Zu der
freyheyt seind ir berüffen, allein das sy nit sei zu eim
v B: Ja, aber nit.
w-w B: Es ist recht, und eyn oberkeyt solte eyn fleissig auff-
sehen haben, do mit die Ehen Christlichen angefangen
und gehalten wurden. Wolan, ich verstö nun mehr, das
du glaubst.
x Erg. B: der es für eyn götzen dienst haltet.
28 Sich suchen = zu etwas hinstreben, s. Grimm, DWb 20,
Sp.849.
anlaß dem fleysch, sonder durch die lieb dienen eyn-
ander, Gal. 5 [13]. Disenn spruch bedenck ich offt,
auff das ich niemant erger32.
Frag.: Mach |b 1r| mir in durch ein exempel offenbar.
Ant.: Alle speyß seyn dem gleübigen frey. Wann
aber umb deiner speyß willen dein bruder beküm-
mert würt, so hastu nitt nach der lieb gewandelt,
Ro. 14 [14-15]. Item, der götz ist nichts in der welt
unnd was dem götzen geopffert würt. Wölches ge-
wissen noch blöd33 ist und isset darüber vom götzen
opffer, der würt beflecket. Wann nun der verstendig
vom götzen opffer isset und machet, das des blöden
gewissenx angereitzet würt, auch zu essen, der miß-
braucht sich der freiheyt unnd verderbt den schwa-
chen bruder, 1. Cori. 8 [4-13]. Der götz ist nichts in
der welt, dennocht sollen wir götzen dienst fliehen,
auch im eussern schein. Darumb, wölcher gewalt
hette, die götzen hinweg zu thun und die eüssern
kirchen zu raumen von andern greüweln, aber sich
seins wissens überneme34 und, dwyl er der götzen
nichts achte, si also zu ergernüß der einfalt stön lies-
se, der mißbraucht sych seiner freiheyt und würt
sein urteyl gewiß entpfahen.
Frag: Wolan, das ist einer oberkeyt befolhen, die der
bösen frevel nit achten solle, so den götzen, den mes-
sen und andern greüweln je wöllen anhangen. Wie
sollicher Josias |b 1v| nit geacht hat, wann das volck
hat sich nit von gantzem hertzen zu Gott bekert;
noch35 thete er ab die eüssern götzen unnd götzen
dienst36. Gott thuts auß den hertzen im als eim zeit-
lichen gewalt. Was nur befolhenn das eüsserlych ab
thun, Dann sunst were Hoseas, der letzt Künig über
Ißrahel, entschuldigt, welcher dem volck erlaubt,
genn Hierusalem nach dem gebott Gottes in tempel
zu gon, wie auß den Propheten verstanden würdt.
29 Dennoch.
30 Verwandtschaft.
31 Paten, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 155.
32 Vgl. Röm 14,13.
33 Schwach.
34 Sich übernehmen = übermütig werden.
35 Dennoch.
36 Vgl. 2Kön 23; 2Chr 34,1-7.
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