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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0193
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8. Der erste Straßburger Katechismus

Aber die gülden kelber und die höhe37 thette er nicht
abe. Darumb würt er böß genant und vom Assyrier
Künig gestrafft38. Doch belangt euch kinder solychs
nit39, die oberkeyt schaw drauff. Lugen aber ir40, das
ir kein götzen im hertzen haben, sonder Gott im
geyst unnd in der warheyt allein anbetten41, Und
das ir auch eusserlich die götzen nit eeren, euch nit
vor in bucken. Dann inwendig sollen ir Gott, den
Herren, allein eeren unnd förchten, aber außwendig
den nechsten menschen, als die oberkeyt, vatter und
mutter, die alten leut. Und kurtz ab42, ye eins begere
den andern in eer erbietung für zu komen mit hert-
zen und mit eusserlichen geperden und weseny43.
Aber vor den steynen |b 2r| und hültzen byldern soll
sich niemant bucken. Zu beschluß diser rede: Die
oberkeyt bedencke, wie gesagt, das die blöden ab
denn götzen messen und falschen gotts diensten nit
geergert werden. Den soll sy dienen mit dem eusser-
lichen abthun, das ist sy schuldig. Ja, sy sol nit al-
lein die götzen und ergernuß abthun, sonder zum
eussern rechten gottsdienst gewaltiglych tryben,
Dann ir schwerdt ist ein dienerin des herrenz44.
Und wee denen, so auß kleinmütigkeyt etwann
schmeychlen und für lassen gon, das ander, die in
gleychem befelch sein, gots lesterung ufenthalten.
Da sol unnd muß Christus bekant werden unnd dar-
über gelitten seyn.
Ant.: Ich will Gott bitten, das alle Christliche ober-
keyten der massen geschickt seien.

y Erg. B: Das ist der will Gots.
z Erg. B: aber sich der gewissen nit underziehen.
a Erg. B: der hatt mir schon die seligkeyt verdient, das bin
ich gewiß.
b Erg. B: das ich in der hoffnung besitz, unnd hab bey mir
das pfandt, den geyst Gots.
c Erg. B: wider die bezugte warheyt.
d Erg. B: Es muß in ihn der somen des flüchs offenbar
werden, wie in unns das füncklin des liechts Gottlicher
erkanntnüß sich ye mehr ereyget.
e-e B: doch bleibt allweg der sawrteyg des glaubens bey ihn;
der geyst der forcht widerspricht allweg und laßt sie nit
sicher sünden, sonder ist ihn leyt von stund an und ha-
ben im hertzen alle sicherheyt der gnaden und gütigkeyt
Gottes halben, das ihn Gott solchen drang zun sünden
werde hyn nemen unnd ettwan sein angefangen werck in
ihn volbringen.

Frag: Fürter, die weil wir alle im Herren eins und
yetzund schon selyg synd, warumb rüffestu die hey-
ligenn an umb ir fürbitt?
Ant.: Ich rüffe sy nit an, Dann ich hab des kein
befelch auß dem gotts wort und weiß, das sünd ist,
was on glauben beschicht, und das wir nicht mer
dann eyn mittler haben, den menschen Christum
Jesum, 1. Timo. 2 [5]a.
Frag: Bistu gewiß der seligkeyt, warumb |b 2v| bet-
testu dann?
Ant.: Darumb, das es der Herr befolhen hat unnd
das ichs noch nicht ergriffen hab, Philip. 3 [12-13].
Das ich den alten Adam noch umbher trag und das
ich der glider gesatz befinde45 widerstreben dem ge-
satz des gemüts also in mir, das ist, in meinem
fleysch nichts gut46. Darumm bitt ich, das sein name
in uns geheiliget werde und sein volkomen reych
bald komeb47.
Frag: So magstu noch sünden?
Ant.: Sünden ist zweyerley: Die gotlosen sünden all-
weg zum todt48 auß frevel und widerspenigkeitc und
bleyben in wercken der fynsternuß49, dann sy seynd
geschirr des zorns50 und wissen gar von keynem ver-
trawen auff die zusag Gottesd. Aber die Christen
sünden alleyn auß notturfft des fleischs, wider iren
willen, edoch bleybt allweg der saurteyg des glau-
bens bey in und haben im hertzen alle sicherheyt der
gnaden und gütigkeit Gottes halbene, Darumb sy

37 Gemeint sind die Höhenheiligtümer.
38 Vgl. 2Kön 17,1-6.
39 Das betrifft [...] euch nicht, s. FWb 3, Sp. 1185f.
40 Schaut aber darauf.
41 Vgl. Joh 4,24.
42 Mit einem Wort.
43 Vgl. Röm 12,10.
44 Vgl. Röm 13,4.
45 Fühle, s. Grimm, DWb 1, Sp. 1259f.
46 Vgl. Röm 7,23.25.
47 Vgl. Mt 6,9-10.
48 Vgl. Röm 5,21.
49 Vgl. Röm 13,12; Eph 5,11.
50 Vgl. Röm 9,22.

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