Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0197
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8. Der erste Straßburger Katechismus

Dannen her er komen wurt, zu richten die leben-
digen und die todten. Christus ist ein mal komen, das
er unns durch sich zu dem vatter brechte, das ist, er
hat für unser sünd eynmal gnug gethan und uns ge-
lert und ein fürbild geben, wie wir fürter Gotes wil-
len gemeß leben sollen62. yZum andern mal würt er
komen, zu urteylen über lebendig und todten63, das
ist, das urteyl zu offenbaren. Dann yetzund werden
wir durch in in der geheym geurteylt. Dises gerech-
ten urteils offenbarung würt sein an yhenem tag,
Darumb er auch der tag des urteyls genant würt. Er
urteylt über die todten, das ist, der verdampten ge-
wissen verwirfft er hie, und zu jhener zeit wirt er ir
verdamnuß außbringen und vollenden, Und über die
lebendigen, so im herrn leben, welcher erlösung
dann auch volbracht wirty. |b 6r|
Frag: Ist nun Christus mitler zeyt nit bey uns?
Ant.: Ja, durch seinen geyst ist er bey uns biß zu end
der welt, Math. am letsten [20]. Wo zwen oder drey
in seim namen versamlet seind, ist er mitten under
inen, Mat. 18 [20].
Frag: Wie gehet das zu?
Ant.: zNiemant weißz, dann der es entpfindet, wie
ein gleubig mensch nit mer irdisch gesinnt sey, son-
der durch den geist Christi begert er der ere Gottes
und der nech[s]ten wolfart, gedenckt emsig an die
erlösung Christi und an seyns lebens fürbild.
Frag: Ist er nit etwan leyplich bey uns?
Ant.: Nein, dann die leyplich gegenwertigkeyt were
wider dise drey artickel: Auff gestigen ist zu den
hymelen, Sitzet zu der gerechten Gottes, des al-

entstöt auß dem, das Christus im hymmel zur gerechten
des vatters sitzet, dahyn als zum haubt wir seine glyder
auch gehören.
y-y Siehe unten S. 199-201.
z-z B: Ich möcht wol etwas da von sagen, aber in worheyt so
weyß niemandt.
a Erg. B: Und der Engel: Er ist erstanden und ist nymmer
hie [Mt 28,6].
b Erg. B: Der Pfaff glaubs oder nit.
c Erg. B: noch der Engel sag.

mechtigen vatters, Dannen her er komen würt, zu
richten die lebendigen unnd die todten. Auch sagt er
zu sein Jüngern: Es ist nütz, das ich hingehea64.
Frag: Nun sagen doch die Pebstlichen priester,
wann sy dise fünff wort: Das ist mein leyb65, über
das brot sprechen, so sey Christus leyplich da und
sein leyb ins brot verwandeltb.
Ant.: Sy reden unrecht, dann der Herr hat in nye
solchen gewalt geben noch befolhen, die fünff wort
oder andere |b 6v| der meynung66 über das brot zu
sprechen. Was geschriben ist, ist uns zu gut ge-
schriben, das wir gebessert unnd getröst werden.
Frag: Wie soll man dann die selbigen fünff wort:
Diß ist mein leyb, verston?
Ant.: Eben wie sy sant Paulus versteet, der spricht:
So offt wir von disem brot essen oder von dem kelch
trincken, sollen wir des herren todt verkünden, biß
er kompt67. Er wil sagen: Wir sollen in im essen ver-
künden allwegen on underlassen biß an jüngsten
tag, da er fleyschlicher weyß komen würtc, der ge-
stalt er yetzund nit zu gegen ist; aber geistlichen ist
er allzeit bey den gleubigen. Und wie si der Herr
selbs geret hat, sollen sy verstanden werden, der alle
ding gered und gethan hat zu unserm heyl. Er hat
sein leyb und blut den jüngern geben geystlich zu
essen und zu trincken, das ist, zu glauben, das er
sein leyb und blut yetzund dem vater am creütz für
ir und viler sünd opffern wolte68, da durch das new
und ewig testament, der bundt der gnaden, solte be-
festiget werden, das er ir Gott unnd sy sein kinder
unnd erben ewiglich sein solten69. Solchen nutz hatt
er im nach[t]mal schaffen wöllen.

62 Vgl. 1Petr 2,21.
63 Vgl. 2Tim 4,1.
64 Vgl. Joh 14,2-3.
66 Die genaue Formulierung lautet: Hoc est enim corpus
meum. Daher ist hier die Rede von den fünf Worten.
66 Art, s. Grimm, DWb 12, Sp. 1939.
67 1Kor 11,26.
68 Vgl. Hebr 9,28.
69 Vgl. Röm 8,17.

181
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften