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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0201
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8. Der erste Straßburger Katechismus

die Kirch weytleuffiger genomen würt, schleusset sy
|c 3v| ein alle, so abgestorben und im glauben Abrahe
ruwen100, sampt den, die yetzund glauben oder in
zukunfft glauben werden, deren haupt ist Christus,
Col. 1 [18]: Und derr ist das haupt des leybs, nemlich
der gemeyn; Eph. 4 [4-5]: Ein leib und ayn geyst,
wie ir auch berüffen seynd auff einerley hoffnung
eüwers beruffs, ein herr, ein glaub, ein tauff. Item,
Christus ist das haupt, auß welchem der gantz leib
zusamen gefügt ist.
Frag: Du hast vor hin gesagt, das du die heyligen
nit anruffest umb fürbit. Und hie gesteestu, das sy
auch von der Christlichen gemeyn sein. Darumb
werden sy für uns, als ire schwachen mitgelyd, frey-
lich bittens.
Ant.: On zweyfel, sytemal sy in Got leben, so bege-
ren si aller erwelten heyl. Aber ich hab kein befelch
oder zusag Gotes, soliche fürbit zu begeren, und
weiß, das mein heyl steet auff dem einigen fürbitten
und fürtretten unsers eynigen mitlers Christi
Jesu101.
Frag: Warumb begert Paulus der lebendigen fürbit?
Ant.: Das durch vil die ehre Gottes gefürdert werde
und solche in uns unnd andern tauffgehe. Die abge-
storbnen seind schon zum end komment.
Frag: Ist Christus der kirchen haupt, so folget, das
die kirch |c 4r| unsichtbar ist, Wie das haupt Chri-
stus yetzund allein ist im hymelischen und geistli-

r A 2: er.
s Erg. B: da zu dringt sie die lieb.
t-t B: auffgehe unnd sye auch in dem ihr mangel erinnert
würden, das die abgestorbenen nit bedörffen. Sie stön
under des geysts schulen ausserhalb unser wandelbar-
keyt; sie sein schon zum end kommen.
u Erg. B: dann glaub ist der ding, die nit erschinen.
v Einschub B: Und.: Sein die Prelaten als Bäbst und Bi-
schoff nit auch haubter? Jung.: Die kirch ist innerlich
und geystlich, dar zu eyne, drumb hat sie nur eyn un-
sichttbar haubt, das die wellt nit weyß [vgl. Joh 1,10].
Auch ist des haubts art, das es alle krafft und würckung
einfüre. Nun kompt ye alles leben, gaben unnd gnaden
zu der gemeyn alleyn durch Christum und nit durch den
Babst. Und.: Ich verstö das wol unnd darzu auch, das er

chen wesen und von leiplichen augen nit gesehen
würt.
Ant.: Ich weiß es, darum glaub ich die Christlich
gemein, die weil si von leiblichen augen nit gesehen
würtu.
Frag: Warumb heyßt Christus das haupt?
Ant.: Das er allen gleubigen, als das haupt den gli-
dern, gnad und geyst mit teylet, sy regiert, alles
guts in in wircket, Ro. 12 [3-8], 1 Cor. 12 [12-26],
Eph. 4 [l-16].v
Frag: Wo ist die Christlich kirch: hie, zu Rom oder
Constantinopel?
Ant.: Allenthalb, wo die gleubigen seind, und doch
niendert von menschlichem tag deutlichen anzuzei-
genw102. Sy muß allein geglaubt werden. Welche von
hertzen glauben und frum sein, die seyn alle glider
der kirchenx. Deßhalb mag si keim zeytlichen gewalt
underworffen sein. Gott, der vatter, hat ir allein un-
sern Herren Jesum fürgesetzt.
Frag: Seynd die sünder auch von der kirchen?
Ant.: Ja, etlich, nemlich die nach dem fürsatz be-
rüfft sein103, dan solche sind Gottes. Und niemant
mag si von seiner hand reissen, er ist mechtiger
wann alles, Joh. 10 [28-29]. Das blut Christi wirt sy
endlich reynigen104. Welche aber nit von Gott er-
|c 4v| welet sind, ob si schon in eusserlichem schein
für gut Christen gehalten werden, so seind sy doch
in der warheyt nit von der gemein Christi. Darumb

nit darff [bedarf] eyn stathalters, dann wo zwen oder
drey in seym namen versamlet sein, ist er alle weg selbs
zu gegen [Mt 18,20] und hat sein wonung bey dem, der
ihn liebet und seine gebot haltet [vgl. Joh 14,23].
w Erg. B: dann so weyt sie von früchten erkant wurt [vgl.
Mt 7,16], und das durch die geystlichen und die Christen
selbs, so alle ding richten.
x Erg. B: das würt inn ausserm schein nit gwiß erkennet.
100 Vgl. Gal 3,7.
101 Vgl. 1Tim 2,5.
102 Und doch nirgendwo an einer (konkreten) menschlichen
Versammlung aufzuweisen.
103 Vgl. Röm 8,28.
104 Vgl. 1Joh 1,7; Hebr 9,14.

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