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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0231
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10. Zuchtordnung „Constitution und Satzung.

unser, eins Raths, erkantnuß zu uffenthaltung41 des veranderten guts gar oder zum teil gevolgt wer-
zimlicher und notturfftiger leibsnarung solich teil den, damit er sich auch benügen lassen sol.

[7.] Nodtzog
Wann ein junckfraw oder fraw nodtzogt, wirdt das gstrafft wer- |B 1v| den, innhalt der artickel in un-
bewisen, der es gethan hat, soll an seim leben serm Rathsbuch vergriffenj
[8.] Junckfrawen schwechen

Wann ein lediger ein Junckfraw mit schencken,
listigen oder ertichten worten hindergat, das er sy
verfelt, der sol die tochter, wann anders ir öltern
oder freüntschafft im die geben wöllen und die Toch-
ter sein auch begert, zur ee nemen. Wil er sy aber nit
zu der ee haben, so soll er einer Stat zur besserung X
pfundt pfennig verfallen sein und der Tochter nach
unser erkantniß ein abtrag thun42. Ist er aber so
arm, das er der statt straff und den erkanten abtrag
nit zugeben hat, sok sol er für die zehen pfundt zehen
wochen inn thurn gelegt und mit wasser und brot
gespeißt werden und für den abtrag der statt und
Oberkeit verwisen und nit herinn gelassen werden,
er sy dann mit der gschwechten tochter und irer
freündtschafft vertragen.
Wo aber sollichs ein eemann, sol er gleicher weiß der
schwechung halb der stat zehen pfundt bessern und
ir ein abtrag nach eins Raths erkantniß thun oder,
wa er das nit vermöcht, mit dem thurn, als obstat,
wett machen und nit destminder umb den eebruch
laut der selbigen artickel gstrafft werden.

Wann sich aber begeb, das einer von einer junck-
frauwen oder den iren oder sunst, in welchem weg
das beschehen möcht, zu solchem schwechen ange-
reitzt oder hindergangen und solichs kuntlich ge-
macht wirt, so sollen die selben weibs personen umb
solch frevel und unwarhafftig fürnemen an irem leib
oder gut, der geschichten und ires begangnen han-
dels halb, nach eins Raths erkantniß yeder seits ge-
straft werden.
Wann auch ein Eeman oder ein lediger ein junge
tochter, so under iren jaren, mit guten worten oder
verheissungen zu seim willen uberredt und zu fall
brecht, der sol der that nach so am leib, leben, eer
oder gut gestrafft werden. So auch solche junge
megdlin, so under iren jaren, inn die frevelkeit kom-
men, das sy in solch laster fielen, triben oder übten,
die sol- |B 2r| len inn thurnn gelegt und nach erkant-
niß eins Raths gestrafft werden.

[9.] Zur unee sitzen43

Wir verordnen, setzen und wöllen, das niemants un-
serer burger, einwoner oder hindersoß, geistlich oder
weltlich, inn unser statt Straßburg und Burgkbann
zu der unee sitzen, sonder, so yemands also befun-
denn wirt, ist es ein mann, der sol V pfundt unnd ein

j Disziplinarordnung: begriffen.
k Fehlt in B.
41 Erhaltung, s. FWb 2, Sp. 380f.

Fraw drey pfundt bessern und als baldt von einan-
der weichen oder sich eelich vermehelen und mit
dem kirchgang die ee bezeugen. Wu auch under inen
einicher teil das gelt nit zugeben hette, so soll das-
selbig gfengklich angenummen und für jedes pfundt

42 Genugtuung leisten, s. FWb 1, Sp. 441.
43 Unverheiratet zusammenleben. Vgl. dazu auch Nr. 4 in
diesem Band.

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