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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0238
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Straßburg

12. Armenordnunga
8. März 1531
Mandat, wie unnd auff was weiß einer jeden zunfft stuben gerecht oder Oberkeit zusehen solle,
das man recht haußhalte, ein jeder in seinem Hauß etc.

Unsere Herrenn, Meister und Rath sampt den Ein-
undzwenzig, Haben gemeyner burgerschafft zu nutz
und gut und damit sie nit also unsorglicher1 und
varlessiger wyse zu armut kommen, Der gleichen
auch das Almusen den nottürfftigen gebürlicher
maß ußgetheilt und gegeben werden, sich volgender
ordenung entschlossen und deren nach zukommen
erkant, wie sie auch hiemit verordenen, erkennen
und wöllen, Das uff einer yeden zunfftstuben, allen
Monat oder so dick2 inen geliebt, Der Meister und
das gericht3 der selbigen stuben ein halben tag zu
samen kommen sollen unnd yedes mal im by sein irs
büttels4, als der die personen kennet, ire zunfftbüch-
lin lassen lesen und ein umbfrag haben, wölcher un-
der inen das Almusen nimpt, unnd daruff sich |F 3v|
erlernen5, ob der selbig des Almusen werd sige, ob
man ime zu vil oder zu wenig gypt, wie sie das er-
finden, das sölichs ye zu zeiten der armen Schaff-
ner6 durch ire zwen angezeigt würde, einem yeden
sein spende zu besseren oder zu minderen, alles nach
gelegenheit eines yeden wesens oder handel.
Am anderen, das ein yede meisterschafft unnd ge-
richt der zunfft ein ernstliche und christliche rede
undereinander hielten aller deren, so zu inen diene-

a Textvorlage (Druck): Disziplinarordnung 1535, Bl. F
3r-4r. Darunter: Pfeter] Buotz scripsit. Der Text wurde
auch aufgenommen in Saladin, Chronik, S. 330f. Ab-
druck: Röhrich, Mittheilungen 1, S. 282-284 (nach
der Disziplinarordnung).

1 Sorgloser.
2 Oft.
3 Die Zunftgerichte ahndeten Verstöße gegen die Zunft-
ordnung und regelten Konflikte unter den Angehörigen
der Zunft.

ten, was sich ein yeder in seim wesen unnd handel
hielte mitt arbeiten oder miessiggang, zeren, geu-
den7 und anderem unnützen kosten etc. Und so sie
also einen oder meher under inen finden, das sie den
selben für sich beschickten8 und ime durch den
Meister oder fürnemsten fürhielten und einen nach
dem anderen zu rede setzten, so gütlich, so ernstlich,
darnach9 inen der mann fürkäme oder begegnet und
sie eins yeden gelegenheit und notturfft der
marck10 wol lernen würt. Wolt sich dann ein söli-
cher, der also ein mal oder zwey gemanet unnd ge-
warnet wer, nit daran keren noch besseren, sonder
sich der ungepüre ungehorsamlich halten, den selben
sollen sie einem Ammeister angeben, den nach des
Rats erkantnüß haben zu straffen, wie sich gepürt.
Zum dritten, soll einem yeden Zunfftmeister, Schöf-
fel und gericht ernstlich bevolhen sein, ein getrewes
auffsehen zuhaben, wölcher gestalt ire zunfftbrüder
haußhalten, so ir einer, ob er ioch11 reich were, un-
gepürlich das sein verthete oder sonst ungeschickt
haußhielte, als mit seiner haußfrawen unnd kinder
kleidung, überflüssiger gastung12 oder hußrathe,
auch inn anderem unrehtlich umbgieng und handelt,
das sie den selben auch beschickten, unangesehen,

4 Zum Büttel (hier der Diener des Zunftgerichts) vgl.
DRW 2, Sp. 663f.
5 Sich erkundigen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 902.
6 Schaffner des Armenwesens war zu dieser Zeit Lukas
Hackfurt (zu diesem s. Nr. lb, Anm. 11).
7 Prassen, Verschwenden, s. FWb 6, Sp. 1769f.
8 Vorladen, einbestellen, s. FWb 3, Sp. 1675f.
9 Je nachdem wie, s. FWb 5, Sp. 209.
10 (Wohn)gebietes, s. DRW 9, Sp. 191f.
11 Auch.
12 (Ausrichtung von) Gastmählern, s. FWb 6, Sp. 160f.

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