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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0249
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17. Kirchenordnung

zufüren undernemmen und anzeygen wolt, das sie
wissen, wemm sie es fürbringen sollen.
Ursach der vorgesetzeten Articul
Wer eins güten geistes ist unnd gesunde lere füret,
würt seiner lere nirgend lieber rechenschafft geben
dann vor denen, die ein Oberkeyt und also gantze
gemeyn, die auch nach unserem Herren Jesu Christo
fragen, darzu verordnet, Wie unser lieber Herr Jesus
Christus von ihm selb saget, das er offentlich zur
welt geredet, alweg inn der Synagog unnd tempel,
da alle Juden hynkahmen, geleret unnd inn den
winckelen nichts geleret habe19. Dergleichen auch
Paulus allethalben gethan: Wa er je hynkommen,
hat er sich zuerst in die Synagogen, da mann offent-
lich von Gott geleret, verfüget20. Also handlete er
auch zu Jerusalem zuvor mit Jacobo, Petro, Johan-
ne und den eltisten21.
Got ist ein Got der ordnung, I. Cor 14 [33]. Wa man
der selbigen nachkommet, würt es alweg fürdernüs
unnd keyn hindernüs der warheyt iemer22 pringen
könden. Hat Got jemand hie oder anderswo zu leren
gesandt, unnd seind hie oder anderswo, denen er will
solich lere fürgebracht werden, ob dann schon nit
alleyn soliche verhör Christlicher |A 4r| lere, sonder
auch die Oberkeyt und gemeyn mit allem gewalt sol-
chem zuwider sein wolten, würde es dannoch nit
helffen, Dann je keyne creaturen irem schöpffer sei-
nen willen zu schaffen wehren mögen.
Das ist einmal gewiß unnd war, dieweil der h. geyst
ihm selber nit mage zuwider sein, würt sich gedach-
ter ordnung der verhör niemand, der den geyst Chri-
sti hat, imermehr wideren könden, dann derselbig
h. geyst selb geleret, das die Christen nit solten ei-
nen jeden lassen (auch das war Evangeli) predigen,

19 Mt 26,55; Joh 18,20.
20 Vgl. Apg 9,20; 13,14-15 u.ö.
21 Vgl. Apg 15,1-29 und Gal 2,1-10.
22 Jemals, s. FWb 8, Sp. 38f. (s.v. immer).
23 Vgl. dazu die im „Bedacht“ der Synodalkommission an-
gegeben Stellen: Röm. 16 [17], 2Kor [12,12ff.], Tit. 1
[10-11] und 3 [10].

wir geschweigen ein noch unbekante, unbewehrte le-
re. Den, die bewehret seind, sagt er, unnd andere zu
leren tauglich, die ein gute zeugnüß haben, denen
solle man diß ampt bevelhen, unnd niemand die
hend bald uflegen, 2. Thimo. 2 [2], 1. Thimo. 3 [7],
5 [22]. Bringet dann jemand ein andere leer oder
Evangeli, dann die gleubigen erkennen das Evangeli
sein, das unns die Apostel gepredigt haben, den sol-
len sie verbannet haben, und wans ein Engel vom
hymel were, Gala. 1 [8]. Dermassen leret er anderswo
und ermanet gantz ernstlich, sich vor falscher lere
selb zu verhütenn23.
Es gibt auch anders nit, das der h. Paulus, 1. Cor. 14
[29-33], von dem leret, das alle mögen nach ordnung
weissagen, unnd wa einem vonn sitzenden etwas ge-
offenbaret würt, das die anderen schweigen und di-
sem losen24 sollen25. Dann der h. Paulus redet des
orts von denen, die die gabe der prophecy hatten,
inn der kirchen zu Corintho sich hielten und da be-
kant waren, Und gar nit von denen, die daher lauf-
fen und sich selb des h. geystes rhümen on eynige
kundtschafft oder zeugnüs der kirchen. Wa noch
heütigs tags weren, die die gab der Prophecey het-
ten, unnd das den gleübigen möchte kundt sein, sol-
te mann soliche wol hören unnd darnach, was sie
sagten, richtenn. Dann wa schon recht Propheten
sein, die den geyst der prophecy warlich haben,
seind sie dennoch auch noch menschen unnd haben
dabei auch den geyst des fleysches26. Das man aber
gleich solte lassen ein jeden allenthalb leren und
außgiessen, was er wolte, der sich des geysts Gottes
berhümte, man kennete in aber nit, das hat S. Pau-
lus nit gewölt, sonder, wie vor anzeyget, das wider-
spyl27 geleret, das man nemlich alles beweren unnd
dem alleyn stat geben solle, das mann gut erken-
net28. Diß beweren wil er auch ordenlich beschehen,
derhalben er allethalben den kirchen Eltisten ver-

24 Zuhören.
25 1Kor 14,30.
26 Vgl. Röm 8,13.
27 Gegenteil, s. Grimm, DWb 29, Sp. 1234.
28 Vgl. lThess 5,20.

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