17. Kirchenordnung
[2.] Wie die Pfarrer und helffer dienst zu versehen unnd inn rechtem
besserlichen thun zu erhalten seien
Züm ersten, Nach dem zwischen den hirten Christ-
licher weyde unnd schäfflin Christi die höchste liebe
und freüntdtschafft sein34, auch S. Paulus wille, daß
ein Bischoff solle ein gute zeugnüs von meniglich
haben35, gebüret sich, mit annemung unnd einsat-
zung der kirchendiener also zu handlen, das man
soliche diener einsetze, die, so vil inen möglich, der
Christlichen gemeyn anmütig36 seien, Darumb dann
auch von altemhar der gemeyn will inn wahl und
annemmung der kirchendiener alweg erfordert wor-
den.
Derhalben ist erkant, so ein pfarr ledig würt, sol-
len die gedachten verhörer Götlicher lere einen oder
mehr, nach dem man die haben mage, und die sie zü
solichem ampt der pfarren oder helffery tauglich er-
kennen oder durch das Examen tauglich befunden
hetten, zuvor etlich predig inn der |B 1v| pfarren, da
der pfarrer oder helffer manglet, lassen thun, damit
sie die gemeyn der selben pfarr höre, Unnd dem-
nach, Nemlich wo ein pfarrer anzunemmen, die ge-
meyn der pfarr inn einer predig durch einen from-
men diener des worts berichten37 lassen, was eins
pfarrers ampt unnd wie vil an dem, das soliches
recht verwesen werde, gelegen seie, mit ermanung,
Got mit höchstem ernst zu bitten, das er solich wahl
und annemung, so vorhanden, regieren und füren
wölle. Unnd uff das sollen die kirchenpfleger, deren
pfarr ein pfarrer zu erwelen ist, zwelf gotsförchtiger
menner, die bey der gemeyn Christliches wandels
gute zeügnüs haben, zu inen nemmen und dann
sampt den Examinatoren zu gelegner zeit unnd
statt, von den Examinatoren zu ernennen, mit allem
ernst die wahl, so zu thun ist, halten und das alles
bei inen ordenlich erwegen und underreden, das zu
solicher wahl von nöten, welches erwegen unnd be-
richten in einer grossen gemeyn der massen, wie die
notdurfft das erheyschet, nit beschehen mage. Wel-
chen dan also die verordneten Examinatoren sampt
kirchspylpflegeren und zwelffen von der gemeyn, die
eins pfarrers mangelt, erwehlen, den sollen sie einem
34 Vgl. Joh 10,1-30.
35 Vgl. 1Tim 3,7.
36 Angenehm, s. FWb 1, Sp. 1334.
Ersamen Raht anzeygen. Und so dan ein Ersamer
Raht den selben erwehleten taugenlich erkennen
und bestetigen, so sollen dan die vilgedachten
Examinatores und kirchspylpfleger abermal ver-
schaffen und ordnen, ein frommen diener des worts
inn der selbigen pfarr, deren mann ein pfarrer ge-
wehlet, ein predig zu thun unnd darinn der gemeyn
solichen erwehlten bevelhen, ihm sein ampt gegen
der gemeyn, deßgleichen der gemeyn gegen ihm er-
zelen unnd daruff vermanen, Got trewlich anzurüf-
fen und zu betten, das er seinen heyligen geyst be-
den, pfarrern unnd gemeyn, sich also, wie beder
ampt ervorderet, gegen einander zu halten, verlei-
hen unnd also geben wölle, das der pfarrer frucht-
barlich dienen möge.
So aber ein helffer anzunemmen, den sollen die
Examinatores, kirchenpfleger und der pfarrer inn
dem kirchspyl, da man eins helffers manglet, an-
nemmen. Unnd das man die, so man zu solichem
ampt tauglich achtet, lasse zuvor etliche predigen
thun, mit ermanung an die gemeyn, die der pfarrer
thun solle, ob jemand vileicht an solichen, die mann
gehöret, vermeynet mangel zu sein, darumb sie zü
disem ampt nit tauglich weren, daß der oder die sel-
bigen solichs wolten den kirchspyls pflegeren anzey-
gen. Wa auch mehr dann einer gehöret unnd jemand
achtete besonder ursachen sein, einen vor dem |B 2 r|
anderen zu erwehlen, das solle man auch den kirch-
spylpflegeren anzeygen.
Unnd solle dann der pfarrer der selben pfarr den
erwehleten helffer der gemeyn inn der predig bevel-
hen, ihm sein ampt erzelen unnd für ihn betten las-
sen. Es sollen auch die vilgedachten Examinatores
unnd kirchenpfleger der gesatzten Pfarrer unnd
helffer lere und leben gut acht haben, so mangel an
ihnen befunden, das selbige besseren, wa das will
stat haben, wa nit, die helffer urlauben38, der pfarrer
halb die sach für ein Ersamen Raht gelangen lassen.
37 Unterrichten, informieren, s. FWb 3, Sp. 1491-1493.
38 Entlassen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 2477.
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[2.] Wie die Pfarrer und helffer dienst zu versehen unnd inn rechtem
besserlichen thun zu erhalten seien
Züm ersten, Nach dem zwischen den hirten Christ-
licher weyde unnd schäfflin Christi die höchste liebe
und freüntdtschafft sein34, auch S. Paulus wille, daß
ein Bischoff solle ein gute zeugnüs von meniglich
haben35, gebüret sich, mit annemung unnd einsat-
zung der kirchendiener also zu handlen, das man
soliche diener einsetze, die, so vil inen möglich, der
Christlichen gemeyn anmütig36 seien, Darumb dann
auch von altemhar der gemeyn will inn wahl und
annemmung der kirchendiener alweg erfordert wor-
den.
Derhalben ist erkant, so ein pfarr ledig würt, sol-
len die gedachten verhörer Götlicher lere einen oder
mehr, nach dem man die haben mage, und die sie zü
solichem ampt der pfarren oder helffery tauglich er-
kennen oder durch das Examen tauglich befunden
hetten, zuvor etlich predig inn der |B 1v| pfarren, da
der pfarrer oder helffer manglet, lassen thun, damit
sie die gemeyn der selben pfarr höre, Unnd dem-
nach, Nemlich wo ein pfarrer anzunemmen, die ge-
meyn der pfarr inn einer predig durch einen from-
men diener des worts berichten37 lassen, was eins
pfarrers ampt unnd wie vil an dem, das soliches
recht verwesen werde, gelegen seie, mit ermanung,
Got mit höchstem ernst zu bitten, das er solich wahl
und annemung, so vorhanden, regieren und füren
wölle. Unnd uff das sollen die kirchenpfleger, deren
pfarr ein pfarrer zu erwelen ist, zwelf gotsförchtiger
menner, die bey der gemeyn Christliches wandels
gute zeügnüs haben, zu inen nemmen und dann
sampt den Examinatoren zu gelegner zeit unnd
statt, von den Examinatoren zu ernennen, mit allem
ernst die wahl, so zu thun ist, halten und das alles
bei inen ordenlich erwegen und underreden, das zu
solicher wahl von nöten, welches erwegen unnd be-
richten in einer grossen gemeyn der massen, wie die
notdurfft das erheyschet, nit beschehen mage. Wel-
chen dan also die verordneten Examinatoren sampt
kirchspylpflegeren und zwelffen von der gemeyn, die
eins pfarrers mangelt, erwehlen, den sollen sie einem
34 Vgl. Joh 10,1-30.
35 Vgl. 1Tim 3,7.
36 Angenehm, s. FWb 1, Sp. 1334.
Ersamen Raht anzeygen. Und so dan ein Ersamer
Raht den selben erwehleten taugenlich erkennen
und bestetigen, so sollen dan die vilgedachten
Examinatores und kirchspylpfleger abermal ver-
schaffen und ordnen, ein frommen diener des worts
inn der selbigen pfarr, deren mann ein pfarrer ge-
wehlet, ein predig zu thun unnd darinn der gemeyn
solichen erwehlten bevelhen, ihm sein ampt gegen
der gemeyn, deßgleichen der gemeyn gegen ihm er-
zelen unnd daruff vermanen, Got trewlich anzurüf-
fen und zu betten, das er seinen heyligen geyst be-
den, pfarrern unnd gemeyn, sich also, wie beder
ampt ervorderet, gegen einander zu halten, verlei-
hen unnd also geben wölle, das der pfarrer frucht-
barlich dienen möge.
So aber ein helffer anzunemmen, den sollen die
Examinatores, kirchenpfleger und der pfarrer inn
dem kirchspyl, da man eins helffers manglet, an-
nemmen. Unnd das man die, so man zu solichem
ampt tauglich achtet, lasse zuvor etliche predigen
thun, mit ermanung an die gemeyn, die der pfarrer
thun solle, ob jemand vileicht an solichen, die mann
gehöret, vermeynet mangel zu sein, darumb sie zü
disem ampt nit tauglich weren, daß der oder die sel-
bigen solichs wolten den kirchspyls pflegeren anzey-
gen. Wa auch mehr dann einer gehöret unnd jemand
achtete besonder ursachen sein, einen vor dem |B 2 r|
anderen zu erwehlen, das solle man auch den kirch-
spylpflegeren anzeygen.
Unnd solle dann der pfarrer der selben pfarr den
erwehleten helffer der gemeyn inn der predig bevel-
hen, ihm sein ampt erzelen unnd für ihn betten las-
sen. Es sollen auch die vilgedachten Examinatores
unnd kirchenpfleger der gesatzten Pfarrer unnd
helffer lere und leben gut acht haben, so mangel an
ihnen befunden, das selbige besseren, wa das will
stat haben, wa nit, die helffer urlauben38, der pfarrer
halb die sach für ein Ersamen Raht gelangen lassen.
37 Unterrichten, informieren, s. FWb 3, Sp. 1491-1493.
38 Entlassen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 2477.
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