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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0252
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Straßburg

Ursach dises Articuls
Das ampt, die herd Christi zu weyden, ist so groß
unnd wichtig, das man inn der wahl solicher diener
Christi unnd hirten seiner schäfflin niemar vleissig
genug ufsehen und alles erforschen würt. So ist
soliches ampt recht verwalten auch so weit über
alles menschlichs vermögen, das Got für solichs
warlich mit höchstem ernst und grosser andacht ge-
betten und angerüffet werde solle. Daher dann kom-
met, das mann inn insetzung oder wahl der Bischo-
ven, die nichs dann pfarrer gewesen von der Apostel
zeit her, so vil ceremonien und solennitet geübet
hat.
Convocatz39
Zum anderen, damit aber nun soliche lere Christi
von den Pfarrern, Helffern und Predigern mit rech-
tem ernst unnd Christlicher massen einhellig getri-
ben werde, sie sich auch in irem leben unnd thun
solicher leer gemäß halten, So hat ein Ersamer Raht
geordnet und achtet es nutzlich sein: Nach dem sie,
die prediger, biß her gepfleget, alle wochen ein mal
zusamen kommen und da sich mit einander zu be-
sprechen, wie die lere Christi zu füren, was die kirch
yeder zeit zu ermanen seie und alles, so ir ampt er-
forderet, besserlich außgerichtet werden möge, Das
hinfür die Ein unnd zwentzig Kirchspylpfleger alle-
mal drey von inen zu solichen Convocatzen der Pre-
diger verordnen, darinnen yeder zeit mit sampt den
Predigern zu berahtschlagen und sich zu verglei-
chen, wes notdurfft der kirchen er- |B 2v| vorderen
würt. Ob aber sach fürfielen, die inen, den Kirch-
spylpflegeren, zu schwer sein wolten oder darinn sie
sich mit den Predigern nit vergleichen könthen, sol-
39 Die Pfarrer der Stadt Straßburg hatten wohl kurz nach
Einführung der Reformation begonnen, sich wöchentlich
im Haus von Matthäus Zell zu versammeln (vgl. Adam,
Kirchengeschichte Straßburg, S. 177). Nach der Ord-
nung der Kirchenpfleger vom 31. Okt. 1531 (Nr. 14) soll-
ten an diesen Treffen - zumindest einmal im Vierteljahr -
auch die Verordneten der Kirchenpfleger teilnehmen.
40 Früher ansetzen, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 2846.
41 In dem nördlich der Stadtmauern gelegenen Vorort Rup-
rechtsau, das seit 1524 mit Martin Hag einen evangeli-
schen Prediger besaß, übte der hier ansässige Gärtner
Clemens Ziegler großen Einfluß aus. Nach dem Tod

len sie es für die anderen Ein unnd zwentzig Kirch-
spylpfleger, die sie zu inen berüffen mögen, oder für
einen Ersa. Raht bringen, und die Prediger also in
solicher sachen still stohn und nit für faren, sonder
des beschluß der anderen Kirchspylpfleger oder eins
Ersa. Rahts darunder erwarten.
Und sollen die selben Convocatzen von vierzehen
tagen zu vierzehen tagen je uff einen Donerstag or-
dinarie gehalten werden und die erste convocatz ei-
ner von den kirchspyl pflegeren abgohn unnd die
anderen pleiben sitzen, unnd an des abgohnden stat
ein anderer geordnet werden solle, unnd also für
unnd für, das alweg inn einer jeden convocatz zwen
alten unnd ein newer kirchspylpfleger seyen, damit
der new angehend kirchspylpfleger von den alten
bericht möge werden, was davor gehandelt sey.
Doch so sich sachen oder notdurfft der kirchen zu-
trügen, die die ordenlich convocatz und versamlung
der vierzehen tag, wie obstat, nit erwarten möchten,
mag und soll mann soliche versamlung je nach ge-
legenheyt kürtzen40, wie sollichs die verordneten
kirchspyl pfleger unnd pfarrer für nutz unnd not-
wendig ansicht.
Es sollen aber alle Pfarrer und helffer inn der Stat,
desgleichen der zu Rüprechtsaw und zu Schil-
cken41, zu solichen Convocationen kommen, und on
redliche ursach solle sich keyner absentiren. So es
auch die notdurfft erforderet, mögen sie die ordina-
rios Lectores, Schul- und leermeyster sampt und
sonders, wie sie das für nutz und gut ansihet, zu
ihnen berüffen. Doch sollen sie nichs namhafftigs
beschliessen oder kein sonder newerung fürnemmen
sonder42 eins Ers. Rahts, dahin sie es pringen sollen,
vorwissen.
Hags schlug ihn die Gemeinde 1527 dem Straßburger
Rat sogar als Pfarrer vor; drang damit aber nicht durch.
Die Synode verhörte Ziegler wegen seiner abweichenden
Lehren (vgl. QGT Elsaß 2, Nr. 384, S. 75-78). In dem
zum Amt Illkirch gehörenden Dorf Schiltigheim war seit
1528 der Helfer an Jung St. Peter, Wolfgang Schultheiß,
als evangelischer Prediger tätig. Auf der Synode zählte
er zu den Hauptgegnern Martin Bucers. 1535 wurde er
seines Amtes enthoben. Zu den beiden Gemeinden vgl.
Adam, Kirchengeschichte Elsaß, S. 33-35 und 39-41.
42 Ohne.

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