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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0253
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17. Kirchenordnung

[3.] Von den h. Sacramenten

Demnach die heiligen Sacrament die haupt und
ernstlichen Gottes hendel inn der kirchen sind, so
eüsserlichen geübet werden, dan da sampt dem
Evangeli und gebet auch die gnadenzeychen gerey-
chet unnd empfangen werden, gebüret sichs je, das
bey solichen der höchst ernst und gröst andacht be-
wysen werde. Dernhalb, als der tauff der anfang und
ingang ist ins christlich we- |B 3r| sen und aber auß
mißbrauch leyder bey vilenn in liederlicher achtung
unnd mit geringer andacht gehalten würt, Ist geord-
net unnd erkant, das alle kinder inn diser stat Straß-
burg inn den pfarren, inn die sie gehören, getauffet
werden, und das selbig inn den nebenpfarren uff die
Sontag nach der predig oder zum vespergebet und
im Münster uff den kinderbericht43 oder mittag-
predig, so die gemeyn Gottes bey einander ist, das
der handel des taufs desto bas44 außgelegt, gebettet
unnd alles mit ernst unnd andacht beschehe. Unnd
demnach die Münsterpfarr etwas groß, so soll mann
auch uff den Mitwoch zu end der morgenpredig
noch ein tauf stund halten. Trüge sich aber zu, das
jemand sein kind zu anderen zeyten zu tauffen be-
gerete, das solle nit abgeschlagen werden, Doch soll
das selbig nit geschehen dann inn beysein einer zim-
lichen versamlung, welche die, so ire kind zu tauffen
begeren, mitbringen sollen, damit das h. Sacrament
des tauffes dannoch mit seinem ernst unnd herlich-
keyt gehandlet werde.
Zum andern, dieweil die gevatterschafft45, so ein al-
ter Christlicher gebrauch, auch von anderen kirchen
allen, bei welchen das reyn Evangelion geprediget
würt, on widersprechen gehalten würt, wie er auch
wol mag gehalten werden, so solle man niemand da-
von abziehen, sonder mehr darzu, und aber auch
ernstlich ermanen, das man recht gotsforchtige
Christliche leüt auß recht Christlicher meynung ne-
me, nit umb gebens oder sunst weltlicher ursachen

43 Zum Katechismusunterricht, dem sogenannten „Kinder
bericht“, vgl. die Einleitung zu Nr. 8 und unten den Ab-
schnitt „Der Jugend halb“.
44 Besser.

willen, dahyn man die leüt von den Cantzlen offt
und trewlich ermanen solle.
Zum dritten, spaltungen und secten zu verhüten
und zu verkommen, So hat ein Ersa. Raht geordnet
unnd wöllen, das keyn burger oder hindersaß seine
kind nach außgang der sechs wuchen der kindbet
mehr ungetaufft lasse. Ehe mag ers wol lassen tauf-
fen und die selbigen kinder unserem Herren Christo
Jesu zu bringen, den selbigen umb sein erlösung und
segen mit glauben zu bitten unnd soliches segens
sich zu getrösten, die kindlin uff den namen Christi
unnd in seinen todt tauffen46, wie die Kirch den
brauch von den Apostolen, als die uralten unns be-
zeügen, empfangen, biß anher gehalten, wie dann
auch die Juden ire kinder beschnitten und sunst mit
opfferen geheyliget und sich Gottes genaden uber sie
erinneret und getröstet haben. Welcher burger oder
hindersaß aber das verbreche47, sein kindlin gehörter
massen ungetauffet liesse, den soll und will ein Ersa.
Raht darumb straffen und seins |B 3v| burgerrechten
verweisen. Zu dem so last ein Ersa. Raht bey soli-
cher straff gebieten, welche burger oder hindersaß
noch ungetauffte kinder haben, die uber die zeit der
sechs wochen alt seind, das sie die auch tauffen las-
sen. Welcher aber solichs nit thun wolte, die selben
kinder soll und will ein Ersa. Raht, so inen das für-
kommet, ordnen zu tauffen und tauffen lassen. Wel-
cher burger oder hindersaß das aber auch nit wolte
gestatten, den soll und will ein Ers. Raht auch dar-
umb straffen und seins burgerrechten verweisen.
Das H. Abentmal belangen
Zum vierden, das H. Abentmal, in dem uns die ge-
meynschafft und erlösung unsers Herren Jesu Chri-
sti zum hertzlichsten gehandlet, fürtragen, darge-
reychet und ubergeben würt, solle auch mit höchster

45 Patenschaft.
46 Vgl. Röm 6,3.
47 Übertrete.

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