Straßburg
Catechumeni gehalten worden seind, das ist, die sich
der Christlichen leer begeben unnd doch noch nit
gemeynschafft der kirchen durch die Sacrament an-
genommen hatten.
Befinden sie aber dann, die sich soliche grosse offen-
bare verächter Götliches worts oder widersprecher
bewysen, das mann inen das heyligthumb und ber-
lin73 Götlichs worts nit könde fürwerffen74, die las-
sen sie faren und bevelhen sie Götlichem gericht,
doch das mann inen dennoch burgerliche freündt-
schafft und dienst mit aller senftmut und gutem
willen leyste unnd zu leysten vermane, Dann die
Christen wie ir himlischer vatter guts thun und al-
len menschen, auch Juden unnd Heyden, on anstoß
leben sollen. Dergleichen sollen sie auch handlen mit
denen, die sich wol mit predig hören und gemeyn-
schafft der h. Sacramenten etwan Christen bewei-
sen, aber also leben, das sie offentliche ergernüs
geben und Christo, unserem Herren, und seiner kir-
chen zu schand und schmach seind, und sich davon
durch leren, vermanen noch Christlichem anhalten
nit wöllen abwenden lassen. Soliche sorg und vleis
für die zu haben, so getauffet und den namen Christi
tragen, |C 3r| sie also zu irem heyl zu fürderen, hat
uns der Herr gebotten. Und mögen keyn Christi ge-
nant werden, wa wir nit dermassen uns unserselb
durch einander annemmen. So werden dise auch nit
Christen sein, welche sich solichem ermanen und an-
füren zu Christlichem leben entziehen wöllen, wie
wir dann das so auß getrucket haben Mat. 18
[15-17], Roma. 12 [2.10], I. Corin. 12 [12-31] unnd
zwar inn allen Epistolen Pauli, wie dann ein jeder
wol erkennen kan, das da gar keyn leib Christi sein
muß, wo man solichen dienst und fürderung zur se-
ligkeyt den menschen nit beweiset oder den selbi-
gen, wo jemand der bewysen würt, nit zu gut hat. So
vil zwar will der Herr, das der kirchen leer, verma-
nung und gemeynschafft gelte, das er gesagt hat:
Wen die kirch uff erden binde oder löße, der sol im
hymel bunden oder loß sein75, und: Welchen sie die
sünden behalte oder nachlasse, denen sollen sie be-
halten oder nachgelassen sein76. Unnd so jenen, den
kirchspylpflegeren, hierin schweres zufiele, in dem
mögen sie der Pfarrer raht pflegen und haben.
[6.] Der Ehe halben
Zum ersten, Nach dem die Ehebezeügung77 und ein-
segnung ein Christlich, gotselig werck ist, da mann
die eheleüt ires stands imm Herren berichtet und
umb genade, inn dem selbigen Christlich zu leben,
bittet, Ists ja unfüglich78, das man sie entweders
verstohlner weis frü vor tag oder imm tag mit so
üppigem bracht79, pfeiffen und trummen außrichtet
und darzu zeüchet. Man soll je vor Got frey unnd
offentlich, aber mit demütigem, erschlagnen hertzen
erscheinen. Da ist geordnet und erkant, das keyn
helffer oder pfarrer niemand, es seye wer der wölle,
vor dem morgengepet infüren solle, sonder, wa ein
ehe inzusegnen und man das frü will haben, das sich
sollich Ehe- und brautleüt zum morgengepet verfü-
gen, daselben das wort Gottes hören, ir gebet mit
73 Perle.
74 Vgl. Mt 7,6.
75 Mt 18,18.
76 Joh 20,23.
anderen glaubigen thun unnd als dann eingesegnet
werden sollen. Welche aber zur tagzeyt wöllen kom-
men, so sie inn das Münster pfarren80, sollen zur
tagpredig da selbst mit allen züchten erscheinen, die
predig mit andacht hören unnd daruff eingesegnet
werden. Und inn den andren pfarren solle es be-
schehen uff die tag, so mann die tagpredigen darinn
haltet. Wo es aber jemand uff andere tag thun wol-
te, so sollen die brautleüt mit iren lieben freünden
und gesten in al- |C 3v| ler zücht zur kirchen kom-
men zu der zeit, wie inen darzu gelegen sein mage
und die versamlung am grösten ist. Den selben soll
dann der diener des worts desto ein dapffere erma-
nung auß dem wort Gottes thun. Und solle in alweg
hiemit verbotten sein, zu solichen kirchgang pau-
77 Eheerklärung.
78 Ungehörig.
79 Prunk, s. FWb 4, Sp. 892f.
80 Wenn sie zur Münsterpfarrei gehören, s. FWb 4, Sp. 78.
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Catechumeni gehalten worden seind, das ist, die sich
der Christlichen leer begeben unnd doch noch nit
gemeynschafft der kirchen durch die Sacrament an-
genommen hatten.
Befinden sie aber dann, die sich soliche grosse offen-
bare verächter Götliches worts oder widersprecher
bewysen, das mann inen das heyligthumb und ber-
lin73 Götlichs worts nit könde fürwerffen74, die las-
sen sie faren und bevelhen sie Götlichem gericht,
doch das mann inen dennoch burgerliche freündt-
schafft und dienst mit aller senftmut und gutem
willen leyste unnd zu leysten vermane, Dann die
Christen wie ir himlischer vatter guts thun und al-
len menschen, auch Juden unnd Heyden, on anstoß
leben sollen. Dergleichen sollen sie auch handlen mit
denen, die sich wol mit predig hören und gemeyn-
schafft der h. Sacramenten etwan Christen bewei-
sen, aber also leben, das sie offentliche ergernüs
geben und Christo, unserem Herren, und seiner kir-
chen zu schand und schmach seind, und sich davon
durch leren, vermanen noch Christlichem anhalten
nit wöllen abwenden lassen. Soliche sorg und vleis
für die zu haben, so getauffet und den namen Christi
tragen, |C 3r| sie also zu irem heyl zu fürderen, hat
uns der Herr gebotten. Und mögen keyn Christi ge-
nant werden, wa wir nit dermassen uns unserselb
durch einander annemmen. So werden dise auch nit
Christen sein, welche sich solichem ermanen und an-
füren zu Christlichem leben entziehen wöllen, wie
wir dann das so auß getrucket haben Mat. 18
[15-17], Roma. 12 [2.10], I. Corin. 12 [12-31] unnd
zwar inn allen Epistolen Pauli, wie dann ein jeder
wol erkennen kan, das da gar keyn leib Christi sein
muß, wo man solichen dienst und fürderung zur se-
ligkeyt den menschen nit beweiset oder den selbi-
gen, wo jemand der bewysen würt, nit zu gut hat. So
vil zwar will der Herr, das der kirchen leer, verma-
nung und gemeynschafft gelte, das er gesagt hat:
Wen die kirch uff erden binde oder löße, der sol im
hymel bunden oder loß sein75, und: Welchen sie die
sünden behalte oder nachlasse, denen sollen sie be-
halten oder nachgelassen sein76. Unnd so jenen, den
kirchspylpflegeren, hierin schweres zufiele, in dem
mögen sie der Pfarrer raht pflegen und haben.
[6.] Der Ehe halben
Zum ersten, Nach dem die Ehebezeügung77 und ein-
segnung ein Christlich, gotselig werck ist, da mann
die eheleüt ires stands imm Herren berichtet und
umb genade, inn dem selbigen Christlich zu leben,
bittet, Ists ja unfüglich78, das man sie entweders
verstohlner weis frü vor tag oder imm tag mit so
üppigem bracht79, pfeiffen und trummen außrichtet
und darzu zeüchet. Man soll je vor Got frey unnd
offentlich, aber mit demütigem, erschlagnen hertzen
erscheinen. Da ist geordnet und erkant, das keyn
helffer oder pfarrer niemand, es seye wer der wölle,
vor dem morgengepet infüren solle, sonder, wa ein
ehe inzusegnen und man das frü will haben, das sich
sollich Ehe- und brautleüt zum morgengepet verfü-
gen, daselben das wort Gottes hören, ir gebet mit
73 Perle.
74 Vgl. Mt 7,6.
75 Mt 18,18.
76 Joh 20,23.
anderen glaubigen thun unnd als dann eingesegnet
werden sollen. Welche aber zur tagzeyt wöllen kom-
men, so sie inn das Münster pfarren80, sollen zur
tagpredig da selbst mit allen züchten erscheinen, die
predig mit andacht hören unnd daruff eingesegnet
werden. Und inn den andren pfarren solle es be-
schehen uff die tag, so mann die tagpredigen darinn
haltet. Wo es aber jemand uff andere tag thun wol-
te, so sollen die brautleüt mit iren lieben freünden
und gesten in al- |C 3v| ler zücht zur kirchen kom-
men zu der zeit, wie inen darzu gelegen sein mage
und die versamlung am grösten ist. Den selben soll
dann der diener des worts desto ein dapffere erma-
nung auß dem wort Gottes thun. Und solle in alweg
hiemit verbotten sein, zu solichen kirchgang pau-
77 Eheerklärung.
78 Ungehörig.
79 Prunk, s. FWb 4, Sp. 892f.
80 Wenn sie zur Münsterpfarrei gehören, s. FWb 4, Sp. 78.
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