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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0262
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Straßburg

18. Mandat zur Sonntagsheiligung8
28. Dezember 1534

Nach dem sich unnsere hernn, Meister und Rath,
samt Scheffell und Aman, entschlossen und verei-
nigt, das fürther das heillig Evangelium und wort
Gottes lautter unnd rhein nach vermög und inhalt
Biblischer unnd heilliger schrifft in der stat Straß-
burgk, zu fürderung der Ere Gottes, auch irer und
irer underthonen seelen heill, bgepredigt soltb wer-
den, Und sich aber allerley mißbreüch unnd unge-
schicklicheitten1 zugetragen, dardurch das volck
sollich verkhündung Götlichs wortzs zu hören ver-
hindert, So haben bemelte unnsere Herrn, Meister
unnd Rath, geordnet, gesatzt und erkhant, wie her-
nachvolgt:
Erstlich, die weill der Sontag zu hörung Götlichs
wortz verordnet, das niemantz in der stat Straß-
burgk oder deren burckban uf die Sontag on sonder
dapfer2, redlich ursach oder erheischende notturfft
kheinerley handarbeit thun solle, es sey mit holtz
legen, holtz oder sant uffschiessen3, bauchen4 oder
ußweschenc oder andern arbeitten, wie die sind, bey
peen dreissig schilling pfennig.

a Textvorlage (Druck in Plakatform): AMS 1 AST 84,
Nr. ad 12 (b). Hs. Eintrag am Schluß: Jo[hannes] Meyer
prothonotarius conscripsit. Entwurf des Mandats in
AMS 1 AST 84, Nr. 35. Reinschrift des Mandats in
AMS 1 AST 84, Nr. 12: Überschrift: Decretum, wie der
Sontag mit einförmig gottlichem wortt celebrirt und hei-
lig gehallten werden solle. Die beiden handschriftlichen
Fassungen haben den Abschnitt: Es soll auch fürter nie-
mantz an den buchbinder unnd andern leden [...] bey der
peen fünff schilling pfennig jeweils am Schluß. Ein wei-
teres Exemplar des Plakatdrucks findet sich in AMS
1 MR 3, Bl. 227 (alte Zählung), S. 384 (neue Zählung).
Das Mandat wurde aufgenommen in die Disziplinarord-
nung von 1535, Bl. B 2v-3v (Titel im Inhaltsverzeichnis:
Mandat von dem Sontag und wie man den halten soll),
in die Kirchenordnung von 1598, S. 327-329 (Über-

Es soll auch nyemantz, er sey frembd oder heimsch,
uf einichen Sontag, vor oder nach mittag, weder vor
dem Münster, am Vischmarckt5 noch uf andern
pletzen oder in offnen läden, etwas offentlich veill
haben, khauffen noch verkhauffen, es sey dan zuvor
die mittag predig im Münster uß unnd volendet,
bey peen dreyssig schilling, Ußgescheiden milch
unnd brot, auch in der fasten die fisch, biß man das
letzt zeichen zu predig leüt.
Es soll auch niemantz an Sontag am morgen in her-
bergen, würtzheüsern, scherheüsern oder zunfft stu-
ben zu zechen, trincken oder spilen gestattet wer-
den, zuvor unnd ehe die gewonlich predig unnd des
Herrn nachtmall im Münster oder der pfarren, da
sollich herbergen, wurtz- oder scherheüser unnd
zunfft stuben in gelegen, volendet. Gleicher gstalt
soll es nach mittag auch gehalten werden, biß die
mittag predig im Münster üß ist, Es weren dan
frembde gest, so in den herbergen legen unnd irer
gelegenheit und notturfft nach sollichs erforderten
unnd begerten, alles bey peen dreissig schilling pfen-
nig, die nit allein die ubertretter, sonder auch, die
sollichs also in iren heüsern oder zunfftstuben ge-
statten, unabläßlich bezallen sollen.

schrift: Mandat vom Sontag, Das an demselben weder
durch Handarbeit noch Kauffen und Verkauffen, Deß-
gleichen auch nit durch Zechen, Spielen, Zunftgebotte,
Spacieren und dergleichen, die Predigten sollen versaumt
noch verhindert werden) sowie in Saladin, Chronik,
S.334-336.
b-b KO 1598: soll gepredigt.
c Disziplinarordnung 1535: weschen, KO 1598: wäschen.
1 Übertretungen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 840.
2 Wichtige, s. FWb 5, Sp. 164f.
3 Etwas aufwerfen, aufschichten, s. FWb 2, Sp. 656f.
4 Wäsche in Lauge legen und kochen, s. Wb. d. elsäss.
Mundarten 2, S. 10.
5 Der Fischmarkt lag in der Nähe des Münsters, s. dazu
die Karte in Mariotte, Sources, S. 11.

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