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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0279
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23. Agende

rechte geistliche art unnd lieblicheit nitt hetten,
sonder auch leren einfüreten, welche die leutere6 des
H. Evangeli betrüben und verunreinen würden.
Der Herr Jesus, unser einiger himmlischer Mei-
ster, Hirt und bischoffe, gebe, das dise gesang unnd
alle andere kirchen übungen also geübet werden, das
da här sein wort immer reichlicher inn uns wohne,

zu aller weißheit7, damitt alles unser leben zu seinem
preiß und auffbawung seiner gemeinde fruchtbarlich
diene, Amen. |Aa 3r|
[Es folgt das Register der in dem Band enthaltenen
Lieder] |Aa 7v|

[1.] Vom heilgen Ehestand und wie Eheleut eingeseget werden

Erstlich werden die, so ein Ehe einander verlo-
bet8 und das einsegen begeren, getrewlich befraget,
ob sie ir Ehe nach rechter ordnung und, wie got-
seligen leuten gebüret, verlobet haben und des kein
rechtmässige hindernüs seie. Unnd als dann lasset
man fürgehn das offe[n]tlich ausrüffen inn der Son-
tags Predig, da die gantze Gemeind bei einander
ist9, auff das, wo etwas vorhanden, darumb zwey ein
Ehe mit Gott nit haben möchten, die Kirch solchs
bei zeiten verstendiget und also ergernüs fürkom-
men10 werde. Rechtmässige hindernis aber der Ehe
haltet man, wo die Ehe nit redlich, vor dapfferen
zeugen und mit willen der eltern oder deren, so an
statt der eltern sind, versprochen were Oder eins ei-
nem anderen der Ehe halb verstricket11, Item, wo
die inn einem grad were, der im gesatz Mose12 und
den Keyserlichen rechten13 verboten ist. Wo man
des etwas erfaret, seget man die leut nit in, sie haben
dann ir sach bei den Eherichtern verfertiget.
Zum andern ist geordnet, das die Ehe- unnd hoch-
zeutleut zur kirchen kommen mit aller zucht und
andacht, one Seytenspiel oder einig ander leichtfer-
tige weiß und mißbreuch, die zuvor gewesen
sind14. Dann Christen leuten, die da härkom- |Aa 8r|
men, das sie aus dem wort Gottes ermanet werden
und das man für sie bette, damit sie ire Ehe in Chri-
sto, unserem Herren, anfahen und ir leben lang fü-
ren, gebüret je alle zucht, demut und gotsäligkeit zu
beweisen.
6 Reinheit, Vollkommenheit, s. FWb 9, Sp. 488.
7 Vgl. Kol 3,16.
8 So einander die Ehe versprochen haben, s. Grimm,
DWb 25, Sp. 816.
9 Vgl. dazu Nr. 11, S. 221.
10 Verhindert, zuvorkommen.

Zum dritten, wenn dann die Ee- und hochzeitleut,
wie gemeldet, inn christlicher zucht und andacht inn
die Kirch an das verordnet ort kommen sind, fraget
sie der Diener:
Geliebten imm Herren, Ir wöllet miteinander im
stand der h. Ehe leben und solch ewer christlich
fürnemen zu gegen diser Gemeind bezeugen und be-
stetigen?
Antwort beider: Ja.
Darauff der Diener: Ist jemans hie, dem zu wis-
sen sei hindernüs der Ehe ann disen personen sip-
oder magtschafft halben, aus götlichem gebott, uns
durch unser ordenliche Oberkeit erkennet, oder das
ir eins gegen anderen personen sunst verpflicht und
der Ehe halb verbunden were, oder das sie ir Ehe
nitt redlich unnd nach rechter ordnung versprochen
hetten, der wölle das melden: Zum ersten, Zum an-
dern, Zum dritten mal.
Wo dann nichts anzeigt würt, spricht der Diener
ferner: |Aa 8v| Dieweil dann niemans ist, der solichs
widersprechen wille, so bestetige Gott, das er an
euch gewircket hat.
Darnach fraget der Diener ein jedes, wie es
heisset.
Antwort: N. und N.
Und nimmet hie mitt jedes rechte hand und gi-
bet sie zusamen mit disen oder der gleichen worten:
Zum Brautgam spricht er: N., du bekennest vor
diser christlichen Gemein, das du, N., genemmen

11 Verpflichtet [wäre], s. Grimm, DWb 25, Sp. 1804f.
12 Vgl. 3Mos 18,6-18.
13 Siehe Inst. 1, 10 De nuptiis (ClCiv., ed. Krüger 1,
S. 4).
14 Vgl. dazu Nr. 17 [KO 1534], S. 242f.

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