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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0281
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23. Agende

Als der Diener vorgesetzter text einen verlesen, erin-
nert er die Eheleut unnd Gemeind, so zu gegen ist,
aus sollichem text: Erstlich der gnaden Gottes inn
der berüffung zu der Ehe, Dann, so der Herre die
Ehe selbs eingesetzet hatt, als bald er den menschen
geschuff im Paradeis vor dem fal, und gibt den Ehe-
leuten solliche liebe und geneigten willen, zu dienen
ihnen selb gegen einander, ihren kindern und beder-
teil freunden18, hat man aus dem zu erkennen, wie
gantz heilig unnd götlich diser stand ist. Dann wie
Got die liebe ist19 unnd alle hilff, also ist bei den
menschen der stand am heiligsten und götlichsten,
der inn hilffe unnd liebthat gegen den menschen am
meisten fürtrift20. Darumb ist ein grosse gnad Got-
tes, inn die Ehe berüffet werden.
Zum andern ermanet der Diener auff solchs die Ehe-
leut, iren beruff in die Ehe also von Got |Bb 3r| als
ein fürtrefliche gnad in warem glauben und mit rei-
nem hertzen zu erkennen und auf zunemen unnd
Gott da zu beichten unnd hien zu werffen alles
fleischlich gesuch21, das da möchte mit eingelauffen
sein.
Zum dritten erkleret er inen beden, dem Breutgam
unnd der Braut, jedem sein ampt, wie das der Herr
inn dem wort: Es werden die zwei ein fleisch sein,
Vater unnd Muter lassen, begriffen unnd der h. Pau-
lus Ephes. V [22-33] weiter ausgelegt hatt. Unnd
dise lere unnd ermanung erstrecket oder kürtzet der
Diener, nach dem er das mag fruchtbar erkennen.
Zum vierden ermanet er sie alle zum gebette, das
der Herr den newen und andern Eheleuten gebe,
solchs alles recht zu erkennen, zu behalten unnd ins
werk zubringen. Daruff liset man den CXXVIII.
Psalmen:
Der CXXVIII. Psalm: Ein lied in der höhe:
[1] Wol dem, der den Herren förchtet und auff sei-
nen wegen geht.
18 Verwandten.
19 1Joh 4,8.16.
20 Der alle anderen [...] übertrifft, s. Grimm, DWb 4,
Sp. 912.

2 Du würst dich neren deiner hende arbeit. Wol dir,
du hasts gut.
3 Dein weib wirt sein wie ein frucht- |Bb 3v| bar wein
stock umb dein haus härumb, deine kinder wie die
ölzweig umb deinen tisch här.
4 Sihe, also würt gesegnet der mann, der den Herren
förchtet.
5 Der Herr würt dich segnen aus Zion, das du sehest
das glück Jerusalem dein leben lang.
6 Unnd sehest deiner kinder kinder. Fride über Is-
rael.
Darnach gibt der Diener stille, das jeder bei im selbs
bette. Und nach dem selbigen bettet er inen für mit
einem gemeinen gebett, wie folget:
Der Herre sei mit euch. Lasset uns bitten:
Almechtiger Gott, barmhertziger vatter, Dieweil
nicht gut ist, das der mensch allein seie, hastu dem
Adam im Paradeis ein gleichen gehilffen, die fraw,
geschaffen zu einer reinen beiwonung unnd zu einem
stetten bund und einigkeit, also das der mensch vat-
ter und muter lassen solle unnd seinem Ehege-
|Bb 4r| mahel anhangen, auff das sie zwei seien als
ein mensch22. Unnd hast ihnen auch zu solcher bei-
wonung vil seges und güts verheissen. Wir bitten
dich, du wöllest disen Eheleuten deinen h. Geist ver-
leihen und ihre hertzen freien und ledigen von ein-
würckung der unreinigkeit, von gesüch leiblichs wol-
lusts, von weltlicher ding sorgsamkeit. Unnd gib ihn
ein willen unnd gemüt, dir allein zu gefallen, dir zu
leben unnd zu sterben durch ein steiffen23 glauben,
stete liebe und unbewegliche hoffnung, auff das sie
in dir ein mensch seien, Der mann des weibs haupt
und heiland, also das er sein weib liebe, wie dein sün,
unser Herre Christus, uns arme sünder, seine Ge-
meind, geliebet hatt unnd liebet24. Das weib seie des
mans leib und gehilff und sehe auff in, wie die ware
kirch auff ihren gemahel Christum sicht, Damit sie
bede selb einander unnd allen ihren nächsten durch
sich und die iren zu deinem gefallen dienen und all-
21 Verlangen, s. FWb 6, Sp. 1676-1678.
22 Vgl. 1Mos 2,18.21-24.
23 Festen.
24 Vgl. Eph 5,24-25.

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