Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0282
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

zeit nutzen mögen. αGib ihnen wie Abraham, Isaac
unnd Jacob den |Bb 4v| segen, auff das sie dich loben
unnd preisen an der frucht ires leibes, die du ihnen
reichlich geben und zu allem guten bewaren wöllest,
Unnd also auch durch sie dein göttlicher name im-
mer mehr geheiliget, dein reich erweiteret, deinem
willen mitt allem lust wie im himel gelebet werde.
Da zu du ihnen auch wöllest geben ihr täglich brot,
ihre leibs notdurfft, unnd was sie sich täglich uber-
sehen25, gnediglich vergeben, das sie auch denen, die

sie immer26 beleidigen, von hertzen verzeihen. Wöl-
lest sie auch nimmermer inn versuchung unnd sun-
den sucht stürtzen, sonder erlöse unnd beware sie
vor dem bösen alten feind und versucher und vor
allem argen, zu deinem lob und preis27, Durch un-
sern Herren Jesum Christum, Amen.
Und beschleusset mit disen worten: Gehet hin im
friden, haltet christliche zucht unnd bescheidenheit.
Unnd lasset euch die armen befolhen sein. |Bb 5r|

[2.] Vom Heiligen Tauff

Damit dis Heilig Sacrament der widergeburt etwas
mit mehr andacht und ernst gehalten werde, seind
besondere zeiten auf die Sontag unnd auch inn der
wochen zum teuffen verordnet: im Münster auf die
Sontag nach der mittag predig und inn der wochen
auff den Mitwoch nach der morgen predig, In an-
deren Pfarren auff die Sontag zum vesper gebett.
Doch so jemants gelegenheit28 also ist, das er des
tauffs uff andere zeit begeret, wirt im der kirchen
dienst inn dem nicht abgeschlagen29.
Wenn dann kinder zu teuffen vorhanden, erkläret
der Diener erstlich, was der Tauff seie, nemlich ein
bad der wiedergeburt, ein Sacrament, in dem die ge-
meinschafft unsers Herren Jesu und kindtschafft
Gottes durch den dienst der kirchen zum ersten mit-
geteilet wirdt. Da werden eingefüret unnd erkläret
die ort, so vom Tauff lauten, Als Johannis III [5],
Act. XXII [16], Roma. VI [3-4], I. Corint. XII [13],
Galat. III [27], Ephesi. V [26], Titum III [5], I. Pet.
III [21-22].
Zum anderen ermanet der Diener die alten, so zu
gegen seind, das sie sich solcher grossen gnaden Got-
tes, die ihnen lengest mit geteilet worden ist, recht
getrösten unnd ihr auch gemäs leben, abstellen, was
inn ihrem leben diser gnaden unnd kindtschafft

α Dis lasset man aus, wenn Eeleut eingesegnet werden, die
nach gmeiner ordnung Gottes nit haben kinder zu hof-
fen.
25 Sich übersehen = sündigen, s. Grimm, DWb 23, Sp. 541.

Gottes entgegen ist, damit sie war- |Bb 5v| lich new
geboren, von sünden abgewäschenn, in todt Christi
begraben, Christo eingeleibet, mit im bekleidet,
durch in gereiniget und geheiliget und durch den
Heiligen Geist erneweret unnd selig gemacht seien.
Zum dritten, das sie betrachten, das unsere kinder
unserhalb in tod geboren sind, Gott aber habe uns
also genedigklich auffgenommen, das er auch wölle
unsers samens Gott sein, unsere kinder uffnemen
und heiligen, wie sie unser Herre Jesus darumb im
hat heissen zuherbringen mit kurtzer erklärung der
ort, Genes. XVII [7]: Ich will deines samens Got
sein, I. Corinth. VII [14]: Ewer kinder sind heilig,
und Mathei XIX [14]: Lasset die kindlin zu mir
kommen.
Zum vierden ermanet er solichem gnedigen, günsti-
gen zusagen Gottes unserer kinder halb steiff zu-
glauben und aus solichem glauben zu betten, das der
Herre die selbigen unserer sünden und ungerechtig-
keit nit wölle entgelten lassen, sonder durch seinen
Sun, unseren herrn Jesum, zu seinen kindern in Ge-
naden bundt genedigklich uffnemen und Christo,
seinem Sün, unserem Herren, zu heiligen übergeben
und einleiben. Darauff gibt er dem volck stille zu
betten bei im selbs, und nach dem gebet spricht er

26 Jemals, s. FWb 8, Sp. 38f.
27 Die Zeilen lehnen sich an das Vater unser (Mt 6,9-13)
an.
28 Lage, s. FWb 6, Sp. 724-726.
29 Vgl. Nr. 17, S. 237.

266
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften