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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0291
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23. Agende

Wir bitten dich auch für alle, die dein h. Evangeli
noch nicht erkennen, inn irthumb und lasteren ligen,
erleucht ire augen, das auch sie dich, ihren Gott und
schöpffer, erkennen und sich zu dei- |Dd 3v| nem wil-
len bekeren. Für uns selb, die wir hie versamlet
seind, bitten wir dich auch, himlischer vatter, gib
uns, das wir inn deinem namen versamlet seien, trei-
be ab von unserem hertzen und gemüt alles, das dir
misfellet, gibe uns zu erkennen, das wir in dir leben,
weferen91 und sind, das auch unsere sünden so gros
und vor dir so abscheülich sind, das uns deine huld
und das leben nit hat mögen wider zugestellet wer-
den dan durch den todt deines Suns, unsers Herren
Jesu Christi. Gibe uns, mit warem glauben zu fassen,
das du uns so lieb hast, das du deinen lieben Sun für
uns inn todt gegeben, uff das, wann wir an in glau-
ben, nit verderben, sonder haben das ewig le-
ben92. Zu disem deinem Sun zühe unser hertz und
gemüt, barmhertziger Gott und vatter, auff das (so
er sich selb uns inn seinem h. Evangeli und Sacra-
menten anbeutet93, sein leib und blut schencket, das
wir inn im leben, die wir an uns selb ver- |Dd 4r|
dorben sind) wir solche seine lieb mit lebendigem
glauben und ewiger danckbarkeit annemen, daher
täglich mehr und mehr allem argen absterben, zu al-
lem guten wachsen und zunemen, inn aller zucht, ge-
dult und liebe gegen unserem nechsten unser leben
füren, Dahin dan er, unser Herre, uns berüffet und
so freuntlich anreitzet durch sein h. Evangeli und die
Sacramenten. Die selbigen verleihe uns, himlischer
vater, itzund also in warem glauben zu unserem heil
zu empfahen und zuniessen und imer als ware leben-
dige glider sein, unsers Herren, deines lieben Suns,
und durch in deine ware, recht artige kinder zu sein,
die alweg zu dir rüffen und betten in warem geist
und von recht glaubigem hertzen, wie er uns selb das
geleret hat, und sprechen:
Unser vater in den himelen, etc.
h Fehlt in B.
i Fehlt in B.
j-j B: wie wir alle als vor deinen augen zu deinem preyß
und.

91 Wandeln, s. Grimm, DWb 27, Sp. 2851f.
92 Vgl. Joh 3,16.
93 Anbietet, darreicht.

Aberh ein ander gebett |Dd 4v|
Almechtiger Got, himlischer vatter, du hast uns
durch deinen lieben Sun, unsern Herren Jesum Chri-
stum, verheissen, was wir dich in seinem namen bit-
ten, das wöllestu uns geweren94. Der selbig dein Sun,
unser Herr, hat uns durch sich und seine lieben Apo-
stolen geleret, uns in seinem namen zu versamlen,
und versprochen, das er da mitten under uns sein
und uns bei dir erwerben und erlangen wölle, was
wir uns uff erden von dir zu bitten vergleichen95.
Und in sonderheit hat er uns befolhen zu bitten für
die, so du uns zu obren und regierern fürgesetzet
hast, dan auchi für alles anligen deines volcks und
aller menschen96. Uff dis, jwie wir als vor deinen au-
gen undj inn dem namen deines Suns, unsers Herren
Jesu, zusamen komen seind, bitten wir dich von
hertzen, barmhertziger Got und vatter, durch den
selbigen deinen aller liebsten Sun, unseren einigen
heiland, verzeihe uns gnediglich alle unsere sünd
und missethat und erhebe zu |Dd 5r| dir unsere hert-
zen unnd gemfiter, das wir dich von gantzem hert-
zen bitten und anrüffen künden nach deinem allein
gerechten willen und gefallen. Demnach bitten wir
dich, himlischer vatter, für unsere gnedigste Herren,
deine diener, unseren Herren Keiser unnd König,
auch alle Fürsten und Herren und die Oberkeit diser
statt, denen wöllest du deinen heiligen und recht
fürstlichen geist verleihen und immer mehren, da-
mit sie dich, als den König aller König und Herren
aller Herren97, und deinen Sun, unsern Herren Je-
sum, als dem du allen gewalt in himel und erden
gegeben hast98, in warem glauben erkennen und ire
underthonen, die werck deiner hend unnd schäflin
deiner weide99, nach allem deinem gefallen regieren,
uff das wir hie und allethalb ein rüwig, still leben
füren inn aller gottseligkeit und erbarkeit100 und er-
löset von der forcht der feinden dir dienen inn aller
gerechtikeit unnd heiligkeit. |Dd 5v|
94 Vgl. Joh 14,13-14.
95 Vgl. Mt 18,19-20.
96 Vgl. 1Tim 2,1-2.
97 1Tim 6,15, Off 17,14.
98 Vgl. Mt 28,18.
99 Vgl. Jes 64,7 und Ps 79,13.
100 1Tim 2,2.

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