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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0294
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Straßburg

Der segen. Nume. VI [24-26]
Der Herr segne euch unnd behüte euch. Der Herr
lasse sein angesicht leuchten über euch und sei euch
genedig. Der Herr erhebe sein angesicht über euch
unnd gebe euch fride.
Geht hin. Der geist des Herren geleite euch zum
ewigen leben.
Nach essens hat man auff die Sonnetag wider ein
predig im Münster, vor und nach deren man auch
die h. Psalmen singet und gemein gebett haltet.
Bald auff die selbige predig, ausser winters zeit, da
es nemlich die kind frosts halb erleiden mö-
gen110, haltet der Pfarrer im Münster den kinder be-
richt, erkläret inen nach ordnung die Zehen gebot,
den Glauben und das Vater unser, befraget sie dar-
auff und übet sie also zu der erkantnüs unsers Her-
ren Jesu Christi.

Gleiche übung hat man auch in anderen Pfarren
zum vesper gebet, das man nach den zweien haltet
mit Psalmen singen, vor und nach, unnd dem gebet,
auch beschlus mit einer Collect, die auff dis, davon
gehandlet, gerichtet ist. Zu der zeit pfleget man dan
auch den heiligen Tauff zu |Ee 1v| halten, wo kinder
zu teuffen vorhanden sind.
Viermal imm Jar haltet man gemeine Catechismos,
das man in allen Pfarren morgens und nach mittag
die gemeinen stuck unser christlichen religion hand-
let und mitt kurtzer unnd leichter erklärung ausle-
get die Artickel unsers h. Christlichen glaubens, die
Zehen gebot und das Vatter unser, Den verstand der
h. Sacramenten und was zu der anfenglichen under-
weisung unser christlichen religion dienstlich in der
zeit mag fruchtbarlich für getragen werden.

[4.] Von Besuchung der krancken

Wann die Diener zu den krancken beruffet werden,
halten sie sich nach gelegenheit111 der krancken diser
übung: Erstlich trösten sie den krancken, das er
wölle sein kranckheyt als eyn genedige vätterliche
zucht Gots, unsers himmlischen vatters, uffnemen,
der uns also züchtiget, damit er uns nit mit der bü-
sen welt verdammet, I. Cor. XI [32], Erzelet im de-
ren sprüch mehr, inn welchen uns der nutz und die
besserung, die der Herre bey uns würcket durch sein
vätterlichen ruten, als Proverb. am III. [11-12]:
Mein sun, verschmahe nit die zucht des Herren, und
so er dich straffet, werde nit unlustig, dann den sun,
den er lieb hatt, straffet er und fuget schmertzen zu
dem sun, der im wolgefellet, und was hiezu |Ee 2r|
die Epistel zun Hebreern meldet im XII. Capit.
[4-11]. Etwann zeucht man an112 die exempel der
Psalmen, die von der hilff Gottes lauten, die er den
seinen in kranckheiten bewisen hat, Als da sind der

110 Verleidet sein mag, s. Grimm, DWb 3, Sp. 900.
111 Lage, s. FWb 6, Sp. 724.

VI., der XXX., der XXXII., der XXXVIII., der
XXXIX., der XL., der XLI., der XC., der CIII.,
der CXXX. Ist weil und fug113, liset man von disen
Psalmen einen oder mehr. Und wo nit mehr füglich,
liset man für, das im CVII. [17-22] ist von hülffen
der krancken in disen versen:
Die dorechten werden kranck unnd leiden von we-
gen ihres sündtlichen lebens und von wegen irer un-
gerechtigkeit. Es unwillet inen ab aller speis. Sie
kommen bis zu der thür des todts. Als dan schreien
sie zu dem Herren inn irem kummer, und er hülffet
in aus irer nodt. Er schicket sein geschefft und heilet
sie und errettet sie von irem verderben. Des preisen
sie seine güte, den menschen kinderen seine wun-
derthat. Sie opfferen danckopffer und erzelen seine
thaten mit schalle.

112 Man führt an, erwähnt, s. FWb 1, Sp. 1615f. (s.v. anzie-
hen).
113 Zeit und Gelegenheit.

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