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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0295
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23. Agende

Etwann tregt man für, das wir haben beim h. Paulo
zun Römern am V. von anfang [1-11], wie |Ee 2v| wir
uns durch unsern Herrn Christum der trübsal auch
zu rümen haben, Item am VI. [1-14], wie wir mit
Christo begraben sind, das wir den sünden abster-
ben und der fromkeit leben, Item am VIII., das der
H. Apostel die leidenden so reihlich tröstet, Erstlich
aus der kindschafft Gottes, dann der heilig geist uns
zeuget, das wir kinder und erben Gotes sind, und
uns machet vertröst zu Got in allen nöten schreien:
Abba, lieber vater, Das wir mit dem Herren auch
leiden müssen, sollen wir mit im herrlich gemachet
werden, Das aber doch kein leiden in diser zeit
künfftiger herlicheit zu vergleichen sei, Das alle
creaturen mit uns leiden und umb unser sünd willen,
Das der glaub also beweret werden müsse, Das uns
der geist Gotes im leiden nit erligen laßt, sonder bit-
tet für uns und erwirbet uns alle hilff, so er in uns
für uns bittet mit unaussprechlichem seufftzen, Das
schlecht uns alles zu gutem reichen und dienen mus,
dieweil uns Got so genädiglich angenomen, erwelet
und entlich zur säligkeit verordnet und deshalb sei-
nen einigen Sun für uns in todt gegeben hat.
Wa aber weil und sovil vermögens bei den krancken
ist, liset der Diener etwan das selbig capitel und er-
kläret es von dem an114:
Dan ir habt nicht einen knechtlichen geist emp-
fangen, xdas ir euch abermal förchten müßt, sondern
ihr habt einen kindlichen geist empfangen, durch
welchen wir rüffen: Abba, lieber vatter. Derselbige
geist gibt |Ee 3r| zeugnis unserem geist, das wir Got-
tes kinder sind. Sind wir dann kinder, so sind wir
auch erben, nemlich Gottes erben unnd miterben
Christi, so wir anders mitleiden, auff das wir auch
mitt zur herrligkeit erhaben werden. Denn ich halte
es dafür, das diser zeit leiden der herrligkeit nicht
werdt sei, die an uns sol offenbaret werden. Den das
entliche harren der creatur wartet auf die offenba-
rung der kinder Gottes, Sintemal die creatur unter-
worffen ist der eitelkeit on iren willen, sondern umb
des willen, der sie unterworffen hat auff hoffnung,
x-x B: das ir euch förchten müßt etc., biß zu end dises Ca-
pitels.

denn auch die creatur frei werden wirdt von dem
dienst des vergenglichen wesens zu der herlichen
freiheit der kinder Gotts. Den wir wissen, das alle
creatur sehnet sich mit uns unnd engstet sich noch
imerdar. Nicht alleine aber sie, sondern auch wir
selbs, die wir haben des geistes erstling, sehnen uns
auch bei uns selbs nach der kindschafft und warten
auff unsers leibes erlösung. Denn wir sind wol selig,
doch in der hoffnung. Die hoffnung aber, die man
sihet, ist nit hoffnung. Denn wie kan man das hof-
fen, das man sihet? So wir aber des hoffen, das wir
nicht sehen, So warten wir sein durch gedult. Des-
selbigen gleichen auch der Geist hilfft unser
schwacheit auff. Denn wir wissen nicht, was wir bet-
ten sollen, wie sichs gebürt, sondern der Geist ver-
tritt uns selbs mechtiglich mit unaus- |Ee 3v| sprech-
lichem seufftzen. Der aber die hertzen forschet, der
weis, was des geistes sinn sey, denn er vertritt die
Heiligen, nach dem das Gott gefellet. Wir wissen
aber, das denen, die Got lieben, alle ding zum besten
dienen, die nach dem fürsatz beruffen sind. Denn
welche er zuvor versehen hat, die hat er auch ver-
ordnet, das sie gleich sein solten dem ebenbilde sei-
nes Suns, auff das der selbige der Erstgeborne sey
unter vilen Brüdern. Welche er aber verordnet hat,
die hat er auch beruffen. Welche er aber beruffen
hat, die hat er auch gerecht gemacht. Welche er aber
gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.
Was wölten wir denn hie zu sagen? Ist Gott für uns,
wer mag wider uns sein? Welcher auch seines eigen
Suns nicht hat verschonet, sondern hat in für uns
alle dahin gegeben, wie solt er uns mit im nit alles
schencken? Wer wil die ausserwelten Gottes be-
schuldigen? Gott ist hie, der da gerecht machet. Wer
wil verdammen? Christus ist hie, der gestorben ist,
ja vil mehr, der auch aufferwecket ist, welcher ist
zur rechten Gottes und vertrit uns. Wer wil uns
scheiden von der liebe Gottes? Trübsal oder angst
oder verfolgung oder hunger oder blösse oder ferlig-
keit oder schwerdt? wie geschriben stehet115: Umb
deinen willen werden wir getödtet den gantzen tag,
wir sind geachtet für schlachtschaffe. Aber inn dem
114 Zitiert werden im folgenden aus Röm 8 die Verse 15 bis
39.
115 Ps 44,23.

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