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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0350
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Straßburg

als so man das h. nachtmal onwürdig handlet und
empfahet15.
§ 8 νZum fünfften sollen die brüder sich der ordnung,
so vil die vorgehnde ermanung, gepet und anders, so
beim h. tauff solle gehandelt werden, betrifft, wie
die inn dem gedruckten büchlin unser kirchen übung
furgeschriben16, getrewlich halten und die erklerung
des h. tauffs und vermanung, den selbigen recht zu
empfahen, bei dem tauffe nicht zu lang machen,
noch auch anders, |764| dann17 was zu erklarung des
h. tauffs und zu rechtgleubigem auffnemen des sel-
bigen dienet, einfüren. Das Evangelion und den
Glauben allweg fürlesen. Dis alles auch mit freunt-
licher und ernstlicher andacht thun, on schelten und
onwürse18. ξDie weitleuffigere erclärung vom
h. tauffe und ander lehren und straffen, die dem
volck zu thun sind19, solle man auff den cantzlen
ausrichten und nicht beim h. tauffe, damit man die
leute des orts nit zu lang auffhalte, auch die herli-
cheit und andacht solcher handlung mit nichten ver-
letze oder verhindere.
§ 9 oZum sechsten, dieweil das sacrament des
h. tauffs das erste auffnemen und eingang ist inn die
gnade und kindschafft Gottes, inn das selige reich
unsers herrn Jesu Christi, das erste einpflantzen und
einleiben inn seinen tod und leben20, ja inn ihn selb
und seine heilige gemeinde, das erste mittheilen sei-
nes geists und der gemeinschafft des newen, heili-
gen, seligen und ewigen lebens, so gibt dis selb der
ware, lebendige glaub und erkantnüs diser so onaus-
sprechlichen gnaden und gutthaten Gottes und un-
sers herren und heilands Jesu Christi, so imm
h. tauff verluhen und empfangen würt, das dis hoch-
würdigst und heilsamist sacrament auff das aller
herlichest, ernstlichest und andechtigest, so imer
möglich, gehalten und empfangen werde.
ν Formula observetur communis.
ξ Brevis et religiosa sit actio baptismi.
ο Natura actionis, quid requirat.
π Baptisma fiat solemni tempore in pleno conventu.
ρ Vermanung.
15 Vgl. 1Kor 11,27.
16 Vgl. Nr. 23, S. 266-269.

§ 10 πDaher die alten kirchen Christi solich sacra-
ment allein des jars zwiren, als zu Ostern und zu
Pfingsten, gehalten und mitgetheilet haben21, wa nit
gefahr des tods die mittheilung dis h. sacraments zu
anderen zeiten erforderet hat, auch die leuthe darzu
etwan vierzyg gäntzer tage, etwan vier wochen,
etwan XIIII tage mit höchstem vleis bereitet und
geheiliget und dann acht gantzer tag mit herlicher
feyer Got umb soliche uberschwenckliche gutthat
gedancket, gelobet und geprißen und dem h. tauff
recht zugeleben geleret und vermanet. Und dißen
ernst und andacht bei disem heiligsten sacrament
haben die alten lieben heiligen also geübet, nit aus
menschlichem gutduncken, sonder aus dem |765| ge-
wissen trib des h. geists und warer art und eigen-
schafft des glaubens ann unseren Herren Jesum
Christum.
§11 Darumb und seitemal22 vor augen, wie wenig
leut die hochwichtigkeit und heiligkeit des h. tauffs
recht erkennen und bedencken, so hat der synodus
bedacht und unsere herren auch angenommen und
bestetiget, ρdas die prediger die leut getrewes unnd
embsiges vleisses durchs wort Gottes ermanen und
anhalten sollen, das sie, so fil möglich, den h. tauff
iren kinderen auff die feirtage und zu den stunden,
wann die gemein Gottes beieinander ist, wie auch
vor geordnet, begeren und empfahen, und nach dem
ondas23 vil ire kinder zu dem gemeinen Gottes ampt,
so morgens auff die Sonnetag gehalten wirt, teuffen
lassen, sollen die pfarrer und prediger hinfür die leut
auch darzu fleissig vermanen, das sie alle wolten, so
fil inen thunlich, ire kinder under dem selbigen ge-
meinen Gottes ampt zum tauff bringen, weil zu dem
selbigen die gantze gemeind Christi pfleget am vol-
komnisten und andechtigsten bei einander zu
sein24.

17 Außer, s. FWb 5, Sp. 122f.
18 Mißmutigkeit.
19 Siehe Nr. 29, S. 327f.
20 Vgl. Röm 6,2-3.
21 Vgl. Tertull., De bapt. 19 (= PL 1, Sp. 1222).
22 Da ja.
23 Ohnedies, sowieso.
24 Vgl. Nr. 29, S. 326.

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