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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0388
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Straßburg

37b. Mandat zum Schutz des katholischen Gottesdienstesa
[4. Februar 1550]1

Unsere herren, maister, räth und Ein und zweintzig,
lassen allen und yeden iren burgern, inwonern,
dienstknechten und mägden, auch hindersassen inn
statt und landt, beiderley geschlechts, weib- und
manspersonen, jungen und alten, darzu auch fremb-
den und heimbschen, wasserley2 wesens ein yeder
ist, gebieten, verbieten und wöllen: Nachdem uber ir
hievor und sonderlich jüngst getrewes und ernstlichs
ermanen und verpieten, so sie von zünfften zu zünff-
ten haben thun lassen3, sie vernommen den zulauff,
geschrey, unbescheidenheit und ungeschicklichkeyt,
so sich verschinen Lichtmess am Sambstag und am
Sontag4 durch daß jung volck, dienst- und handt-
werckgesellen, auch die frembden im Münster und
außerhalb desselben zugetragen, daß mennigklich,
er sey, wer der wöll, niemandt außgenommen, hin-
fürt, so man im Münster, auch Jungen und Alten
Sanct Peter oder allen andern orten inn diser statt
und irer oberkeyt vesper, meß oder ander zeit sin-
gen, predigen, leßen und halten würdet5, sich allen
zulauffs, geschreys, mutwilligkeyt und unzucht, wie
das immer beschehen möcht, enthalten solle. Sonder
will yemand dasselbig hören oder zusehen, daß er
dann die clerisey6 an solchem irem singen |371v| und
lesen nit verhindere, darin keinen eintrag thue, dar-
zu auf der gassen und strassen, inn den offnen her-

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 51, Nr. 104
(Bl. 371r-v und Bl. 374r). Ein weiteres Exemplar des
Mandats findet sich in dieses eingeschoben unter der
Signatur 1 AST 51, Nr. ad 104 auf Bl. 372r-373r. Ab-
druck: Politische Correspondenz 5, Nr. 7, S. llf.

1 Die Datierung ist von einer späteren Hand auf Bl. 371r
eingetragen.
2 Welcherlei, s. Grimm, DWb 27, Sp. 2290f.
3 Der Rat hatte die Zünfte am 29. Januar 1550 zusam-
mengerufen, ihnen Bericht von der Einigung mit dem
Bischof erstattet und sie zur Einhaltung von Ruhe und

bergen, stuben und inn andern sondern heusern und
an andern orten sie und daß ir mit wortten und
wercken unbekömmert und unbeleidigt laß, auch
under ihnen selbs, es sey ein yeder wesserlei7 religion
er wöll, aller thatlichen handlungen, yppiger8 nach-
reden, reitzworten und alles dessen, so zu widerwil-
len, zanck, hader, unrug oder unfriden ursach geben
mag, muessig stand, und ein yeder dasselbig bei sei-
nen weib, kinden, knechten und anderm gesind bei-
derley geschlecht, weib- und manspersonen, jungen
und alten, zubeschehen verschaffen soll.
Dann welcher oder welche ein sollichs hinfüro ver-
brechen9 und harwider thun oder yetz gehörter mas-
sen bey den seinen nit verschaffen wurde und die-
selben harwider thetten, daruf will ein ersamer rath
hut setzen und kundtschaft machen und die schul-
digen zur straff annemen lassen und mit denselben,
ye nach gestalt der sachen und dem verschulden
nach, gegen iren leiben und gut dermassen sich er-
zeigen und fürnemmen, daß sie irer ungehorsam
|374r| und verhandlung billiche straff emphahen und
eins raths sonderlich misfallen darin erfaren und ge-
sehen werden soll. Dessen sie einen yeden vor scha-
den sich wissen zuhueten hiemit ernstlich thund ver-
warnen.

Ordnung ermahnt. Vor allem die Priester sollten nicht
beleidigt werden. Vgl. Politische Correspondent 5, Nr. 5,
S. 6 mit Anm. 3 und 4.
4 1. und 2. Februar.
5 Zu den Kirchen, die im Schiedsvertrag zwischen Bischof
und Stadt für den katholischen Gottesdienst bestimmt
worden waren, s. Nr. 37a, S. 370.
6 Priesterschaft.
7 Vereinzelt bezeugte Genitivform zu was(s)erlei (oben
Anm. 2), s. Grimm, DWb 29, Sp. 614.
8 Übermütiger, leichtfertiger.
9 Übertreten.

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