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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0424
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Straßburg

herre Christus durch den dienst des evangelii kreff-
tig ist unnd viel zum ewigen lebenn bekeret unnd
heiliget und das durch diese vier mittel:
Daß erst ist die predig deß h. evangeliumbs vom
son Gottes, Jesu Christo, der in dem wunderbar-
lichen rhatt götlicher maiestat zum mitler und ver-
söner unnd zu unnser gerechtigkheit und zum selig-
macher verordnet ist. Solche predig soll man mit
vleiß unnd ernst inn der kirchen hören, den der
glaub, so Gottes gab ist, kombt uß dem gehör238, das
hören aber uß dem wort Gottes239, welches ist daß
h. evangeliumb. Derhalben heißt der apostel Paulus
das evangeliumb ein krafft Gottes, zum heil allen
denen, die dran |133| glauben240.
Daß annder ist der gebrauch der h. sacrament
tauff und nachtmal: Durch den tauff werden wir in
die christlichen kirchen uffgenommen unnd dem
volck Gottes zugezellet; unnd richtet mit dem ge-
taufftenn Gott, der herr, uff den bundt der genaden,
wie dan die wort im tauff lauten, wan der diener
spricht: Ich teuffe dich im nammen deß vatters,
sons unnd heiligenn geysts, daß ist: Ich tauffe dich
unnd ruff uber dich an den waren Gott, welcher ist
der ewig vatter unnsers herren Jhesu Christi, unnd
bezeuge, das dich dieser warhafftige Gott annimpt
unnd vergibet dir deine sundt umb deß sons Jhesu
Christi willenn, und wesche dich mit dieser tauff zur
bedeutung241, daß dir deine sundt umb deß sons Jhe-
su Christi willen mit seinem blut abgewäschen
sindt, unnd das er dich mit dem heiligen geist zu
newer unnd ewiger gerechtigkheit unnd seligkheit
heiligen wille etc. Dieweil aber nach empfangener
tauffe der mensch gleich wol zum offtermal in sun-
den |134| fellt, auch seinen glauben zustercken unnd
zuerfrischen stette ubung haben solle, hatt der herre
Christus seiner lieben kirchen daß abentmal, daß er
sein testament heisset242, eingesetzt unnd zu seiner
gedechtnuß also zuhallten befolhen, daß die bußfer-

238 Hören, zuhören, s. FWb 6, Sp. 591.
239 Vgl. Röm 10,17.
240 Röm 1,16.
241 Zeichen, vgl. FWb 3, Sp. 398-400 (s.v. bedeuten 6).
242 Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,20; 1Kor 11,25.
243 Erwarten.
244 Joh 16,23.

tigen, bei solcher speiß unnd tranck seiner huld
unnd genaden versicheret, nicht zweifflen, den das
sie durch seinen verdienst vergebung der sunden,
errettung vom teuffel unnd todt unnd daß ewig selig
lebenn habenn.
Das dritte mittel ist daß gleubig christlich ge-
bett. Den die weil wir von uns selber nichts nit
könnden noch vermögen unnd beide an leib unnd
seel unns teglich viel abgehet und manglet, so wille
Gott, der herre, daß wir solche unnsere arbeit seligk-
heit erkhennen unnd, in annsehen derselbigen, alle
hilff, trost unnd errettung allein bey im, wie kinder
von ihrem getrewen lieben vatter, bitten und ge-
warten243. Darzu hatt Christus selber herrliche ver-
heissung geben, was wir inn seinem nammen bitten
werden, das sollen wir empfahen244, unnd, wie |135|
unnd was wir bitten sollen, uns ein kurtze fein form,
daß h. Vatter unnser, furgeschribenn.
Das viert mittel ist ein zuchtiger, gottseliger
unnd christlicher wanndel, daß wir alls die newge-
bornen gotteskinder im gehorsam der guten gebott
unnsers Gott wanndlen und mit sundt unnd einem
unbußfertigen leben nit ursach gebenn, daß wir wi-
der den gnaden Gottes empfallen und den h. geist,
mit dem wir zum ewigen lebenn versiglet wordenn,
betruben, ußschutten245 unnd verlieren246.
Daß sinndt nun, lieben kindt, die drei stuck, so ein
jeder christ wol wüßenn unnd lernen soll, und nichts
newes oder frembdes, sonnder eben daß, so ihr all-
bereit247 im ewerem catechismo uß den 6 stu-
cken248 gelernet habenn. Es wurt euch aber der hal-
benn jetzt wider furgesagt unnd eingeschürffet,
damit ihr nit allein die fruchtbarkheit deß heiligen
cathechismum erkhennen, sonnder auch die besser
versthen khönden, warin furnemlich die rechte unnd
ware furbereitung zu deß |136| herren abenndtmal
stanndt, damit ir euch nach deß heiligen apostells

245 Hier wohl im Sinne von „verwerfen“, s. FWb 2,
Sp. 1342f.
246 Vgl. Eph 4,30.
247 Bereits, s. FWB 1, Sp. 754.
248 Zu den sechs Hauptstücken des Katechismus s. unten
S. 428.

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