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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0435
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

Auff das spreche der kirchendiener das Vatter
unser325 etc. unnd lese dan fur mit klarer stimm die
wortt der einsatzung des h. abenttmals326, nemlich:
Unser herr Jesus Christus, in der nacht, da er
verrathenn ward, nam er das brott, danckett und
brachs und gabs seinen jüngern und sprach: Nemett
hin unnd essett. Das ist mein leyb, der für euch ge-
geben wirdt. Solches thutt zu meiner gedechtnuß.
Uff dise wort reiche man dem kranckenn den leyb
des herrenn, also sprechenndt:
Der leyb unsers herrenn Jesu, fur dich in todt ge-
gebenn, stercke und beware dich im glaubenn zum
ewigenn lebenn, Amen. |179|
Darnach nemme der kirchendiener denn kelche
unnd spreche:
Deselbigen gleichenn name er auch denn kelch nach
dem abentmal und sprach: Nemmt hin unnd drin-
ckett alle darauß. Dyser kelch ist das newe testa-
mentt in meinem blutt, das fur euch vergoßenn wurt
zur vergebung der sündenn. Solichs thutt, so offt irs
drinckett, zu meiner gedechtnuß.
Und auff solche wort reiche man dem kranckenn
dan auch das blut des herrenn, also sprechend:
Das blutt unsers lieben herrenn Jesu Christi, fur
deine sünd vergossenn, sterck und beware dich in
rechtem glaubenn zum ewigenn lebenn, Amenn.

Darnach spreche man dem krancken dise danck-
sagung fur: |180|
O almechtiger, ewiger Gott, ich sage deiner göttli-
chenn milte lob und danck, das du mich mit deinem
heylsamen fleysch und blutt deines einigenn sons
Jesu Christi, meines herrenn, gespeysett und ge-
drenckett hast, und bitt dich demutiglich, du wöl-
lest durch deinenn heyligen geyst in mir wirckenn,
wie ich das h. sacramentt mit dem mund empfan-
genn habe, das ich auch also dein göttlich gnad, ver-
gebung der sünden, vereinigung mit Christo und
ewigs lebenn, welches du mir in dysem deinem h. te-
stamentt so gnediglich angebottenn und gebenn
hast, mit festem glaubenn ergreyffe und ewiglich er-
haltenn möge, durch Jesum Christum, meinen her-
renn, Amen.
Der segen:
Der herr segne dich und behütte dich. Der herr er-
leuchte sein angesicht uber dich und sey dir |181|
gnedig. Der herr erhebe sein angesicht auf dich unnd
gebe dir friede, Amen327.
Man mag auch nach der comunio und sonst ettliche
schöne trostpsalmenn dem kranckenn, so er lust
unnd andacht dazu hatt, auß dem Psalter furlesen,
als den 91.: Wer under dem schirm des höchstenn
sitzett etc., item den 117., das schöne Confite-
mini328, oder den 103.: Lobe denn herren, mein seele,
etc.

[IX.] Wie man bey sterbennden leuthenn handlen soll

Im fall, das der kirchenndiener bey dem kranckenn
were unnd er jetzund in die zug griffe329, da ist nit
mehr vonnöttenn den leuth, so zuvor also underrich-
tett, lang und vil in die oren schreyenn, wie man
doch gemeinglich pflegett, sonnder er, der kirchen-
diener, soll niderknienn und andere auch zum gebett

325 Mt 6,9-13.
326 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
327 4Mos 6,24-26.
328 Nach der Zählung der Vulgata; in der Lutherbibel Ps.
118. Die Bezeichnung das schöne Confitemi stammt von
Luther (s. Martin Luther, Das Schöne Confitemi, an der

verma- |182| nen, erstlich lautt ein Vatter un-
ser330 bettenn und andere im heyßen nachbettenn,
item die artickell unsers algemeinen christlichenn
Glaubens331, und darnach ungefärlich mit disen wor-
ten schließenn:

zal der CXVII psalm ausgelegt, Wittenberg 1530; s. Lu-
ther, WA 31, S. 34-182).
329 In den letzten Zügen liege, s. Anm. 302.
330 Mt. 6,9-13.
331 Vgl. BSLK, S. 21.

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