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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0436
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Straßburg

Herr Gott, himlischer vatter, du hast uns durch dei-
nen son Christum zugesagt, wo zwen under euch
eins werdenn auff erden, warumb es ist, das sie bet-
tenn wöllenn, das soll inen widerfarenn von meinem
vatter im himmell332. Auff solche zusagung bitten
wir fur gegenwertigen N., deinen diener, den er je

inq dem nammen Jesu tauffet und dich vor uns of-
fentlich bekennett hatt, du wöllest in gnediglich an-
nemen, im seine sünd vergebenn, in aller anfechtung
gnedig behüttenn unnd ewig selig machen, durch
Jesum Christum, deinen son, unsern herrenn, Amen.
I183l

[X.] Vom einsegenn der ehe

Zum ersten solle mann die leuth darzu vermanen
und darob haltenn, das die, so sich miteinander ver-
mehlett habenn, sich gutte zeytt, vor und ehe sie zu
kirchenn gehn, irem pfarhern anzeigenn333, auff das
man sich möge erkündigen, ob solche leuth nach
göttlichen und natürlichen rechten on alle hinder-
nuß ehelichen mögen bey einander wonen und nit
heut auß unwißenheytt zusammen geben werden,
die man darnach mit schannd und ergerniß wider
von einander scheyden müße. Darumb soll man ein
jedlich parvolckh334 zum wenigstenn zwey mal auff
zwen Sontag nach einander und das in einer kirchen,
wen die gemein bey einander versamlett, offentli-
chen also verkündigenn:
Es sindt newe eheleutt worden mitt nammen N.
und N., die zum ersten oder ander |184| mal werden
außgebotten335. Bitten den herrenn, das er inen ver-
lühe sein gnad und segenn, damitt sie dysen
stanndt, in seinem nammen angefangenn, wol mit-
teln336 unnd seliglichen endennr und beschließen mö-
gen, Amen.
Zum andrenn, dieweil vil und schwere ergernuß und
meineyd auß dem entstöhn, das die leuth die ehe
heimlich mit einander eingahn und es dan leugnenn
unnd verschwerenn337, so sollen die pfarrherr und
kirchendiener kein ehe annemenn unnd offentlich in
der kirchen einfuerenn, die nit mit wyßenn unnd

q Gestr.: deinem.
r Gestr.: mögen.

332 Mt 18,19.
333 Melden, s. FWb 1, Sp. 1607f.
334 (Ein nicht näher bestimmtes) Paar. Zur Verbindung par-
volck (s. parallel dazu das bei Luther gebräuchliche ee-
volk) vgl. Grimm, DWb 13, Sp. 1391.

willen der eltern oder verwandtenn unnd fürgesetz-
tenn (wen die eltern gestorbenn, abwesennd oder so
brechafftig338 seindt, das sie dazu nit rahten könden)
eingangen und beschloßenn ist.
Zum drittenn, wa aber weder eltern noch andere für-
gesetztenn mehr furhandenn, |185| so soll doch kein
eheversprechenn krefftig noch bindig sein, die nit
beyde theyl zugleych gestehn oder aber nit zum we-
nigstenn fur dreyen oder vieren glaubwirdigenn und
erlichenn zeugenn versprochenn ist. Dan je die ehe
heylig ist und mit gutem raht, ernst und gottes-
forcht soll angefangen werdenn und mit nichten auß
fleyschlichen anfechtenn, unbesunnenheitt, bößen
auffsatz339, list und betrug, welches die prediger den
leuthen wol erklerenn sollen, damit sich die jungenn
leuth darnach zurichten haben und nit so leychtfer-
tiglich wie bißher ein ander verstrickenn340 und be-
triegenn, daruß nit anders dan meineydt, hertzleydt
und jamer und, welches das beschwerlichst ist, Got-
tes zorn und straff erfolgett.
Zum vierdtenn sollen auch die pfarherr in ein sonn-
der register einschreyben, gleich wie die kinder, so
getaufft werdenn, also auch die nammen |186| und
zunammenn der personenn, die sy ehelich einseg-
nenn, und auff welchen tag und in welchem jar
solichs geschehen seye.

335 Öffentlich bekanntgemacht, aufgeboten, s. Grimm,
DWb 1, Sp. 831f. und DRW 1, Sp. 991.
336 Zum Verb mitteln s. Grimm, DWb 12, Sp. 2404.
337 Zu verschweren im Sinne von „leugnen“, „versichern, daß
etwas nicht ist“ s. Grimm, DWb 25, Sp. 1231.
338 Krank, gebrechlich, s. Grimm, DWb 2, Sp. 351f.
339 Absichten, Vorhaben, s. FWb 2, Sp. 648f.
340 Verpflichten, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1804.

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