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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0447
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

Herr Gott, himlischer vatter, wir danckenn dir fur
deine große guete und gnadt, das du zur seligenn
tauff und zum erkantnüs deines göttlichenn worts
und willens unsb hast kommen laßenn. Wir bitten
dich, gib deinen h. geyst in unser hertz, das wir uns
deines worts fleysigenn, es nit versaumen noch ver-
achtenn, sonder wol und fleysig merckenn, und es
inn uns die rechte frucht schaffe, das wir inn deinem
willen leben, im glauben und der forcht Gottes zu-
nemen und wachsenn und endlich seligklich in dei-
nem wort sterbenn und selig werdenn, durch Jesum
Christum etc.
Uff die verlesne epistell und das gebett |231| sampt
dem h. Vatter unser singet die kirch einen deut-
schenn psalmenn, als den Glauben404, das Vatter un-
ser405 oder dergleychenn psalmen, so dem gemeinen
mann am bekanstenn sind, das er mitsingenn könde.
Darnach trett der pfarherr auf und nach vermanung
zum gebett verlese er denn text des sontaglichenn
evangelions und lege es auß, das das volckh ein nut-
ze lehre darauß zu faßenn und sich darauß beßern
könne.
In endt der predig, dieweil das pawrs volckh
nimmer durch die gantze wuchenn mag völligk zam-
men bracht werdenn und aber under innen beyde

jung und alt gleycher gestalt unwißend und in den
hauptstuckhen christlicher lehr ubel underrichtett
sinndt, so wurd es aller ding406 nutz und gut sein,
das der pfarrherr neben der vermanung zum gebett
der gantzenn kirchenn die sechs stuckh des kinder
catechißmi nach ordnung fürspreche, gleich wie in
der statt auff die |232| Sontag im fruwgebett breuch-
lich und droben verzeychnett ist407.
Wen man aber das nachtmal halten will, das auff
dem land zu zwey monatenn und zum wenigstenn
zum viertheyl des jars sol gehaltenn werdenn,
gleych wie der pfarherr den Sontag zuvor das nacht-
mal fleysig von der cantzell verkündigt und das
volckh auff den Sampstag in die furbereytung zu-
kommen ernstlich vermanet, das es zuvor muge ver-
hört und underrichtett werdenn, also auff denn
Sontag an statt der epistell, nachdem verleuth ist,
verlisett der pfarherr der gegenwertigenn gemein die
vermanung, so drobenn gesetzt ist: Lieben freund,
dieweil wir jetz vormittelß göttlicher gnadenn408
etc., und darauff das volgend gebett: Herr Gott,
himlischer409 [etc.].
Zu end der predig halt er aller ding den pro-
ceß410, wie in der statt und droben verzeichnet ist.
|233|

[XVI.] Von
Das gemein gebett offentlich in der kirchenn zuhal-
tenn ist nit auß eignem, selbserdichten menschli-
chenn gutbedunckenn auffkommen, sonder ist von
den h. patriarchen, prophetenn und apostelnn auß
bewegung des h. geysts furnemlich in großen, schwe-
renn anligenn und gefarligkeitt als ein mittell, gött-
liche hilff zu erlangenn, gebraucht wordenn. So hatt
es auch ein offentlichenn apostolischenn befelch: Ich
ermane, sagt Paulus, das man vor allenn dingen zu
erst thue bitt, gebett, fürbitt und dancksagung fur
alle menschenn, fur die könig unnd alle ober-

b Erg. am Rand.
404 Straßburger Gesangbuch (1541), Bl. Hv - Kr.
405 Straßburger Gesangbuch (1541), Bl. Kv - Lr.
406 Ganz und gar.

dem bettag
kheytt411. Darumb, nach dem der kirchenn allerley
not und gefahr zu jeder zeit begegnen, sol das ge-
mein gebett in der kirchenn mit großem ernst geubt
und nicht underlaßen werdenn. |234|
Es sollen aber die kirchendiener das volckh mit al-
lem fleyß underrichtenn, das das gemein gebett
nicht fruchtbar sey noch gottliche hilff erlange, es
geschehe dann von den bußfertigenn, die auß er-
khantnus der schwere irer sündenn von denn selben
abstehn, beßern ir leben und ruffenn Gottes nam-

407 Siehe S. 428.
408 Siehe S. 412 und 429.
409 Siehe S. 412f. und 429.
410 Ablauf, s. FWb 4, Sp. 1164f.
411 1Tim 2,1-2.

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