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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0449
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

serer herrenn, keysers, königs, aller fürstenn und
herrenn, auch dyser stat oberkheitt und regendtenn,
mit deines h. evangelions erkantnüs erleuchtenn,
auff das sie dich fur iren obern und rechten herren
erkhennen und uns, deiner hennd werckh und
schefflin deiner weyde423, nach deinem willen und
wolgefallenn regieren. Also wellestu auch allen die-
ner deiner kirchenn deinen heyligen geyst geben und
mehren, auff das sie dir getrewlich dienen und vil
frucht schaffenn424. Und erlöße alle deine kirchenn
von allenn wölffenn und miedlingen, die deine herdt
verstörenn und verlaßenn425. Und allen menschenn
allenthalbenn wöllestu verleuhenn, zu erkhantnus
der warheyt zu kommen, sonderlich aber dißer ge-
mein, die wir in deinem nammen versamlet sindt.
|239| Sende deinen h. geyst, den meyster und lehrer,
welcher dein gesatz in unsere hertzen schreybe, un-
sere sünde uns gebe zu erkennen. O herr, erleucht
unsere augenn, das wir die warheyt sehen und war-
lich erkhennen mögen, wie in uns nichts ist dan ey-
tel sünde, doth, hell und verdienter gotteszorn, und
also zu dem reychenn brunnen deiner guete und
gnade hunger und durst gewinnenn und die mit
danckh annemen, die du uns durch deinen eingebor-
nen son hast zugestölt, welcher mensch und uns ar-
men sundern gleichförmig worden, gelitten, gestor-
ben und aufferstandenn ist, auf das er uns von sün-
denn, doth und helle errettet und zur ufferstehung
zum erbtheyl des reych Gottes brechte. Zu dysem
deinem son zeuche426 unser hertz und gemut, barm-
hertziger Gott und vatter, auff das wir solche seine
liebe mit lebendigem glauben und ewiger danckbar-
keyt |240| annemen, daher deglich mehr und mehr
allem argen absterbenn, zu allem gutem wachsen
und zunemen, in aller zucht, gedult und liebe gegen
unserm nechstenn unser leben füren, durch den sel-
bigenn deinen lieben son, unsern herren und heyland
Jesum Christum, Amen.
Unser vatter, der du bist427 etc.

423 Vgl. Ps 100,3.
424 Vgl. Joh 15,5.8.
425 Vgl. Joh 10,12-13.
426 Ziehe (zum Imperativ zeug bzw. zeuch s. Grimm,
DWb 31, Sp. 939).
427 Mt 6,9-13.

Nach disem gebett singt die kirch das Media vita,
Mitten wir im lebenn sindt428 etc., und darauff ge-
hett der pfarherr auff die cantzell, vermanet erstlich
zum gebett und demnach verlißett er ein lection auß
dem Newenn oder Altenn Testament, die sich darzu
reime, das er darauß die kirchen zur erkantnus unnd
buß der sündenn, durch die wir den zorn Gottes
uber uns bewegenn429 und allerley straffenn verdie-
nen, bringen und erweckenn muge.
Nach der erklerung solcher lection spricht er:
Lieben Christenn, ir wyßett, das wir derhalbenn jetz
bey einander versamlett seind, mit einandern den
herren, unsern Gott, mit hertzlichenn seuffzenn an-
zurüffenn und zu bitten fur alle nott unser und der
gantzen |241| christenheit. Damit nun sollichs mit
warem ernst und rechtgschaffnen glauben geschehe,
so wöllen wir uns zuvor vor dem angesicht Gottes
demutigenn und im unsere sünd und mißethatt mit
einander bekennen und verjehenn430. Sprecht der-
halbenn mit mir also:
Almechtiger, ewiger Gott, himlischer vatter, wir be-
kennen und verjehenn dir, das wir in ungerechtig-
keyten entpfangenn431, voller sünd und ubertrettung
sind in allem unserm lebenn, als die, so deinem wort
nit volkommen glauben noch deinen h. gebotten
nachkommen. Wir bitten dich, sihe an deine guete
und umb deines namens willen sey gnedig und ver-
zeuhe unser mißethat, die leyder groß ist.
Absolutio:
Das ist gewißlich war und ein thewres, werdes wort,
das Christus Jesus in die welt komen ist, die sünder
selig zu machen432. Ein jedes bekenne sich zu der
warheit mit dem h. Paulo in seinem hertzenn und
glaub in Christum, so versprich ich euch in seinem
|242| namen verzeuhung aller ewerer sünden und

428 Wackernagel 3, Nr. 12, S. 10f.; AWA 4, Nr. 3,
S. 160-162; Straßburger Gesangbuch (1541), S. V-VII.
429 Auf uns lenken, s. FWb 3, Sp. 2235.
430 Eingestehen.
431 Vgl. Ps 51,7.
432 1Tim 1,15.

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