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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0469
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40. Mandat zu den noch bestehenden Frauenklöstern

40. Mandat zu den noch bestehenden Frauenklöstern3
18. November 1555

Nach dem in denn noch wärenden dreyen frauwen
clöstern alhie zu Strasburg, alls zu Sant Margreten
unnd Agnesen1 und Sant Claus in Undis2 unnd zu
den Rüwerenn3, in der verloffnen zeitt unnd durch
derselbigen fehl und mangel sich allerlay unordnung
und mißbräuch, nit allein mit dem auffnemen der
personen, sonder in viel ander weg zugetragen und
begeben, aber ein jede christliche oberkeit auß ob-
ligendem ampt schuldig, alle ding zu auffbauwung

und besserung anzurichten, so seindt unsere herren,
meister und rath sampt den Ein und zweinzigen,
notwendiglich verursacht und höchlich bewegt wor-
den, in disem fall gepürlich einsehens zu haben und
bessere ordnung furzunemen, haben demnach auff
vorgehende vleissige erwegung statuirt, gesetzt, ge-
ordnet und erkant, das hinfüro in berürten dreyen
clöstern oder gestifften häusern volgende ordnung
gehalten und deren gelebt werden soll:

Einnemung4 der personen belangenn

Erstlich, dieweil dise drey clöster in der statt Stras-
burg gelegen und von der selben geschützt und ge-
schirmt | werden und sonderlich auch anfänglichs
von den burgern und einwohnern der statt Straß-
burg fundiert, gestifft, dotiert und reichlich begabt

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 87, Nr. 50.
Ohne Blattzählung. Abschrift von mehreren Händen.
Eintrag auf dem letzten Blatt: Fürtrag eines ersamen
rhates der statt Straßburg an die 3 Frauenclöster Mar-
garethae, Poenitentum, Nicolai in Undis, beschehen den
18. Novembr. anno etc. 1555.

1 Das 1224 gegründete Kloster St. Margaretha wurde
1475 mit dem um 1230 entstandenen Kloster St. Agnes
zusammengelegt. Der vereinigte Konvent gehörte der
observanten Richtung des Dominikanerordens an. Im
Jahr 1525 zählte das in der Nähe der Kirche St. Aurelien
gelegene Kloster etwa 45 Nonnen; davon stammten drei
Viertel aus Straßburger Familien (ein ähnlicher Prozent-
satz ergibt sich für St. Nikolaus in Undis). Wie die bei-
den anderen Konvente weigerten sich die Nonnen von
St. Margaretha und Agnes 1525 der Auflösungsforde-
rung des Magistrats Folge zu leisten. Das Kloster be-
stand bis zur Französischen Revolution fort. Vgl. Leo-
nard, Nails, S. 12-37; Vierling, Ringen, S. 9-45;
Marie-Theodore Renouard de Bussiere,
Histoire des religieuses dominicaines du couvent de Sain-
te Marguerite et Agnes a Strasbourg, Straßburg 1860.
2 Das 1232 zunächst unter dem Patrozinium des Hl. Mat-
thäus gegründete Kloster wurde 1248 dem Dominika-
nerorden eingegliedert; 1255 erhielt es den Namen
St. Nicolaus in Undis (das in der Krutenau gelegene
Haus war häufig von Überschwemmungen betroffen).

worden, derwegen auch fürnemlich den burgern und
burgers kindern zu guthem kommen sollen, sich
aber viel frembde darein geschlaifft5, so wöllen un-
sere herren, das hinfüro in berürten dreyen stifft
häusern kein andere jungfrauwen und weibs bilder

1431 wurde der Konvent durch Nonnen aus Colmar und
Basel reformiert. Im Jahr 1525 gehörten ihm 33 Frauen
an. 1592 ließ der Magistrat das Kloster schließen; die
verbliebenen Nonnen wurden nach St. Margaretha und
Agnes versetzt. Vgl. Leonard, Nails, passim.
3 Die aus der Bußbewegung des 13. Jh. hervorgegangenen
Reuerinnen (auch Magdalenerinnen), die der Augusti-
nerregel und den Konstitutionen der Dominikanerinnen
von St. Sisto folgten, widmeten sich ursprünglich der
Betreuung sogenannter gefährdeter bzw. gefallener
Frauen. Noch im 13. Jh. erreichte die Gemeinschaft, de-
ren Häuser überwiegend im Reich lagen, ihre größte
Ausdehnung. In der Folgezeit glichen sich die Reuerin-
nen immer stärker den etablierten Ordensgemeinschaf-
ten an. Bereits vor der Reformation war die Zahl der
Häuser deutlich geschrumpft. Der Straßburger Konvent
St. Maria Magdalena wurde 1225 gegründet und 1493
reformiert. Nach der Zerstörung des Klosters in den
Burgunderkriegen zog der Konvent in die Stadt (in der
Uttengasse). Er bestand bis zur Französischen Revoluti-
on. Vgl. LThK2 6, Sp. 1270f.; Lex. d. MA. 6, Sp. 71 (s.v.
Magdalenerinnen); Luzian Pfleger, Die Geschichte
des Reuerinnenklosters St. Magdalena in Straßburg, in:
Eugen Speich, St. Magdalena in Straßburg. Geschich-
te des Klosters und der Pfarrei, Straßburg 1937.
4 Aufnahme, s. Grimm, DWb 3, Sp. 237f.
5 Eingeschlichen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 277 (s.v. ein-
schleifen).

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